Die Polemik darf uns nicht blenden
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K-Tipp 3/2001
14.02.2001
Die von Denner lancierte Initiative für billigere Arzneimittel trifft offensichtlich einen extrem wunden Punkt. Sonst müssten die von der Pharmaindustrie mit Millionen gesponserten Gegner nicht zu unlauteren Methoden greifen: Der achtjährige Daniel werde «gezwungen, ein Medikament einzunehmen, das zu ständiger Müdigkeit führt». Gegen seine Allergie könne er sich künftig nur noch ein offenbar schlechteres «älteres Produkt mit einem anderen Wirkstoff» leisten.
Diese Ang...
Die von Denner lancierte Initiative für billigere Arzneimittel trifft offensichtlich einen extrem wunden Punkt. Sonst müssten die von der Pharmaindustrie mit Millionen gesponserten Gegner nicht zu unlauteren Methoden greifen: Der achtjährige Daniel werde «gezwungen, ein Medikament einzunehmen, das zu ständiger Müdigkeit führt». Gegen seine Allergie könne er sich künftig nur noch ein offenbar schlechteres «älteres Produkt mit einem anderen Wirkstoff» leisten.
Diese Angstmacherei ist eine blanke Lüge. Die Initiative verlangt nur, dass die Krankenkassen anstatt der teuren Originalpräparate -sofern vorhanden - die günstigeren Nachahmermedikamente bezahlen.
Diese so genannten Generika müssen den identischen Wirkstoff enthalten. Sie haben den gleichen Nutzen und keine andern Nebenwirkungen wie das Original. Ein solches Nachahmer-Medikament macht Daniel nicht müder. Und er muss noch weniger auf einen andern Wirkstoff ausweichen.
Bei uns kosten Medikamente im Schnitt 50 bis 100 Prozent mehr als in Frankreich, Belgien oder Italien. Die Krankenkassen und Konsumenten zahlen jedes Jahr einige hundert Millionen Franken zu viel. Der Anteil der Generika erreicht bei uns mickrige 3 Prozent, in Deutschland 20 und in Holland und Österreich 30 Prozent.
Da lohnt es sich für die Pharma-Branche, im Abstimmungskampf einige Millionen zu investieren. Weil ihre Argumente dünn sind, macht sie umso mehr in Polemik.
So droht angeblich eine «Zweiklassen-Medizin». Wie abwegig das ist, zeigt ein Vergleich mit der Migros und Coop: Auch sie verkaufen einige Produkte unter ihren Namen, die identisch sind mit Markenartikeln. Wer solche identischen Produkte günstig kauft, ist doch kein Zweitklass-Konsument. Im Gegenteil: Er ist erstklassig.