Die Silberflasche - ein ökologischer Flop
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K-Tipp 7/2002
03.04.2002
Fragwürdiger Coca-Cola-Werbegag mit fünf Millionen Silberflaschen
Coca-Cola lanciert für ihr Light-Getränk eine silbrige Pet-Flasche - ein ökologischer Flop: Die Silberflaschen belasten die Umwelt unnötig.
Pia Seiler pseiler@ktipp.ch
Silbrig ist trendig, zumindest bei Coca-Cola: Die Getränke-Firma füllt ihr Cola light neuerdings in silberfarbene Pet-Flaschen ab - dies während einer zehnwöchigen Werbeaktion gleich fünf Millionen Mal.
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Fragwürdiger Coca-Cola-Werbegag mit fünf Millionen Silberflaschen
Coca-Cola lanciert für ihr Light-Getränk eine silbrige Pet-Flasche - ein ökologischer Flop: Die Silberflaschen belasten die Umwelt unnötig.
Pia Seiler pseiler@ktipp.ch
Silbrig ist trendig, zumindest bei Coca-Cola: Die Getränke-Firma füllt ihr Cola light neuerdings in silberfarbene Pet-Flaschen ab - dies während einer zehnwöchigen Werbeaktion gleich fünf Millionen Mal.
So «light» wie das Getränk jedoch sind die eingefärbten Halbliter-Flaschen nicht. Fürs Recycling im Pet-Flaschen-Kreislauf sind sie wegen ihres Farbanteils unbrauchbar. Die gesammelten Altflaschen fliessen lediglich in die so genannten Sekundär-Märkte - und werden zum Faserpelz oder Paletteband, nicht aber zur neuen Pet-Flasche.
Für die Flaschen braucht es neues Pet
Fachleute nennen diesen Vorgang «Down-Cycling». Aus den Flaschen entstehen minderwertige Produkte, für die auch andere Materialien genügen. «So kann man den Flaschenkreislauf nicht schliessen», sagt Jean-Claude Würmli vom Verein Pet-Recycling Schweiz.
Weiterer Minuspunkt in der Energiebilanz: Hergestellt werden die Silberflaschen aus neuem Pet (Polyethylen-Terephthalat). «Fürs Neumaterial aber braucht man 60 Prozent mehr Energie, als wenn man Altmaterial beimischen kann», rechnet Jean-Claude Würmli vor.
Auch Peter Gerber vom Bundesamt für Umwelt (Buwal) beurteilt die Silberflaschen als «ökologischen Rückschritt». Dies ausgerechnet in einer Zeit, in der die Entwicklung in die andere Richtung läuft.
Beim Herstellen von neuen Pet-Flaschen lag technisch bisher lediglich ein Altmaterial-Anteil von 25 bis 40 Prozent drin. Herkömmliches Pet weist drei Schichten auf, und nur die mittlere Schicht darf aus Rezyklat bestehen, weil dieses bisher nicht lebensmitteltauglich war. Eine neue Technologie ermöglicht es nun, Pet-Flaschen zu 100 Prozent aus altem Pet herzustellen - «sofern Konsumentinnen und Konsumenten genügend fleissig sammeln und somit genügend Rohmaterial vorhanden ist», sagt Gerber. Die Sammelquote beträgt heute gut 80 Prozent.
Die Firma RecyPet arbeitet in Frauenfeld bereits nach dem neuen Verfahren. Das Werk verfügt über genügend Kapazitäten für den gesamten Schweizer Markt. Grossverteiler wie Migros und Coop verkaufen denn auch Getränke in Pet-Flaschen mit einem Rezyklat-Anteil von 50 Prozent. Ziel ist, diesen Anteil weiter zu steigern. «Da schert Coca-Cola aus», sagt Abfall-Experte Gerber.
Coca-Cola nimmt Öko-Anliegen sonst ernst
Das erstaunt Buwal-Mitarbeiter Gerber. Denn bisher habe Coca-Cola ökologische Anliegen ernst genommen und sich bei den Anderthalbliter-Flaschen fürs vorbildliche Mehrweg-System entschieden. Das Verfahren weist von allen Varianten die beste Ökobilanz auf und funktioniert wie beim Glas: Die Flaschen werden gesammelt, gereinigt und bis zwölfmal wieder gefüllt.
Es handle sich bei der ganzen Aktion lediglich um eine Promotion, beschwichtigt Sabine Baumgartner, Pressesprecherin von Coca-Cola. «Die Silver Bottles werden nachher wieder vom Markt verschwinden.»
Vom Schweizer Markt wohlverstanden. Denn Coca-Cola plant noch in diesem Jahr, den Werbegag unter anderem in Deutschland, Tschechien und Holland zu wiederholen.