Diese Preise sind nicht mehr Coop-erativ
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K-Tipp 8/2001
25.04.2001
Anschreibe-Praxis des Grossverteilers verärgert Kunden
Letztes Jahr wurde es angekündigt, jetzt wird es Wirklichkeit: Coop wird ab Mai die Preise nicht mehr am einzelnen Produkt anschreiben, sondern nur noch am Regal.
Marco Diener mdiener@ktipp.ch
Senta Burlon aus Langenthal BE wunderte sich sehr, als sie kürzlich im Coop Kaffee kaufen wollte. Die 500-Gramm-Packung Jubilor-Kaffee war mit Fr. 6.10 angeschrieben. Doch daneben hing ein Schild: «Verbi...
Anschreibe-Praxis des Grossverteilers verärgert Kunden
Letztes Jahr wurde es angekündigt, jetzt wird es Wirklichkeit: Coop wird ab Mai die Preise nicht mehr am einzelnen Produkt anschreiben, sondern nur noch am Regal.
Marco Diener mdiener@ktipp.ch
Senta Burlon aus Langenthal BE wunderte sich sehr, als sie kürzlich im Coop Kaffee kaufen wollte. Die 500-Gramm-Packung Jubilor-Kaffee war mit Fr. 6.10 angeschrieben. Doch daneben hing ein Schild: «Verbilligt. Der endgültige Preis wird an der Kasse abgerechnet.»
Die mangelhafte Preisanschrift ärgerte die Kundin.
Ihre Empörung ist durchaus berechtigt. Denn was Coop tat, ist illegal. Guido Sutter vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) sagt es klar: «Der Preis muss dort stehen, wo die Ware angeboten wird: an der Ware selber, unmittelbar daneben oder am Regal. So will es die Preisbekanntgabe-Verordnung.»
Coop-Pressesprecher Karl Weisskopf gibt zu: «Das war ein Fehler.» Coop habe den Kaffee verbilligt. Daraufhin habe das Filialpersonal das unklare Schild angebracht. «Der herabgesetzte Preis hätte angeschrieben sein müssen», sagt Weisskopf reumütig.
Umständlich: Preise an der Superbox abfragen
Allerdings macht er auch geltend, dass Senta Burlon den Preis an der so genannten Superbox hätte erfahren können. Das sind die Kästen, an denen Kundinnen und Kunden beispielsweise den Kontostand ihrer Supercard abfragen können. «Man kann den Artikel mit dem Strichcode ans Superbox-Fenster halten. Dann zeigt der Bildschirm den entsprechenden Preis», sagt Weisskopf.
Guido Sutter vom Seco lässt das nicht gelten. «Die Bedienung der Superbox ist viel zu umständlich», sagt er; «die Superbox kann die korrekte Preisanschrift nicht ersetzen.»
Der Ärger von Senta Burlon war ein Einzelfall. Ab Mai werden sich allerdings ungleich mehr Coop-Kunden die Augen reiben. Denn vom Wonnemonat an will der Grossverteiler die Preise nicht mehr an der Ware, sondern nur noch am Regal anschreiben. Ursprünglich war die Umstellung für den September 2000 geplant. Doch wegen Software-Problemen gab es Verzögerungen.
«Produkte ohne direkte Preisanschrift sind wenig transparent. Sie können im Regal vertauscht sein und so bei einer falschen Preisangabe stehen», entrüstet sich Jacqueline Bachmann, Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz.
Zudem könnten Kundinnen und Kunden an der Kasse nicht mehr kontrollieren, ob die Kasse den korrekten Preis verrechnete.
Dies ist deshalb ärgerlich, weil die Scanning-Kassen hin und wieder falsch programmiert sind. «Wir hatten kürzlich einen Fall. Da war ein Coop-Wein am Regal vergünstigt angeschrieben. Aber im Kassen-Computer war der Aktionspreis nicht programmiert», weiss Guido Sutter vom Seco.
ABM, Denner und Migros sind vorbildlich
Für Ksarl Weisskopf überwiegen jedoch die Vorteile: «Die Coop-Preise werden an den Regalen gross angeschrieben. Somit ist auf einen Blick ersichtlich, was ein vergleichbares Produkt kostet.»
Coop ist mit seiner wenig kundenfreundlichen Praxis nicht allein. Auch bei Jumbo (Ausnahme: Kleidungsstücke), Pick Pay, Spar, Volg (Ausnahme: Aktionen) und Waro findet sich der Preis nur noch am Regal.
ABM, Denner und Migros hingegen schreiben ihre Preise konsequent auf die einzelnen Produkte.
Epa, Manor und Primo/ Vis-à-Vis verwenden beide Systeme. Das heisst beispielsweise: Im Food-Bereich sind die einzelnen Produkte, im Non-Food-Bereich nur die Regale angeschrieben.
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