Düfte verführen Kunden zum Kaufen
Konsumenten aufgepasst: Eine angenehme Beduftung in Läden lässt auf «eine grössere Ausgabebereitschaft» hoffen.
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K-Tipp 9/2003
07.05.2003
Georges Müller - gmueller@ktipp.ch
Die Kundinnen und Kunden des M-Finanzshops der Migros Schweizerhof in Luzern waren im Sommer 2002 Objekte einer Studie - ohne es zu wissen: Während einer Woche umschmeichelte der Duft «Meeting» ihre Nasen. Verströmt wurde er «knapp oberhalb der Wahrnehmungsgrenze» - die Kunden sollten «nicht bemerken, dass der Raum beduftet ist».
Die aus Myrte, Weisstannen, Neroli, Eisenkraut und Alkohol bestehende Mischung hatte durchaus ihre Wirkung: Die Beduftung habe sich «positiv auf...
Die Kundinnen und Kunden des M-Finanzshops der Migros Schweizerhof in Luzern waren im Sommer 2002 Objekte einer Studie - ohne es zu wissen: Während einer Woche umschmeichelte der Duft «Meeting» ihre Nasen. Verströmt wurde er «knapp oberhalb der Wahrnehmungsgrenze» - die Kunden sollten «nicht bemerken, dass der Raum beduftet ist».
Die aus Myrte, Weisstannen, Neroli, Eisenkraut und Alkohol bestehende Mischung hatte durchaus ihre Wirkung: Die Beduftung habe sich «positiv auf das Informations- und Interaktionsverhalten» ausgewirkt, indem die Finanzshop-Gäste mehr Prospekte mitgenommen und Touch-Screens benutzt hätten. Das steht in einem soeben erschienenen Bericht des Instituts für Marketing und Unternehmungsführung der Uni Bern. Verfasserinnen sind die Assistentin Anja Reimer und die Lizenziatin Judith Meyer.
Die Wissenschaftlerinnen sind des Lobes voll über den Dufteinsatz in Geschäftslokalen: «Der Einsatz von Duftstoffen ist ein preisgünstiges und effektives Mittel, um Kundenreaktionen in positiver Hinsicht zu beeinflussen», schreiben Reimer und Meyer und betonen die «vielen ungenutzten Potenziale» und «interessanten Möglichkeiten», die sich bieten.
Duft von frischem Brot in Migros-Take-aways
Praktiker sind da eher skeptisch. Geschäftsführer Gerald Metzler lässt zwar seine 34 Blackout-Kleiderläden seit mehreren Jahren beduften, jedoch aus einem anderen Grund: Die Appretur der Kleider könne einen unangenehmen Geruch verbreiten: «Und wenn es stinkt im Laden, stinkt es auch der Kundschaft bald einmal. Ich weiss aber nicht, ob ich durch die Düfte mehr Umsatz mache», sagt Metzler.
Die Sprecher von Migros und Coop betonen hingegen, keine Manipulationen mit Gerüchen zu betreiben. Migros-Sprecherin Monika Weibel räumt immerhin ein, es werde in Take-away-Bereichen «immer öfter absichtlich der Duft von frischem Brot verströmt», der früher von den Frischbacköfen abgesaugt worden war.
Kein Anhaltspunkt für allergische Reaktion
Die Schweizerische Stiftung für Konsumentenschutz hat bezüglich Düfte den Verband der Kantonschemiker angefragt, ob er keine Bedenken habe, etwa wegen möglicher Allergien. Doch Präsident Hans Rudolf Hunziker winkt ab: «Wir müssten einen konkreten Anhaltspunkt haben, um der Sache nachgehen zu können.»
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