Echte Konfusion bei Conforama
Ein mit «Echt Leder» deklarierter Sessel besteht teilweise aus Kunstleder. Conforama versucht, sich herauszureden.
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K-Tipp 18/2005
02.11.2005
Annik Ott - annik.ott@ktipp.ch
Verrückte Preise!» Unter diesem Motto war im Katalog des Möbelhauses Conforama ein schwarzer Bürosessel ausgeschrieben. Für 68 statt 149 Franken - deklariert als «Echt Leder».
K-Tipp-Leserin Cristina Schneider aus Oberwangen BE fühlte sich angesprochen. Sie fuhr in die Conforama-Filiale in Fribourg und kaufte den Bürosessel. Zu Hause dann die Enttäuschung: Die Neuanschaffung war nicht rundum aus echtem Leder. Nur die Sitzfläche und das Mittelstück der Rückenlehne sind...
Verrückte Preise!» Unter diesem Motto war im Katalog des Möbelhauses Conforama ein schwarzer Bürosessel ausgeschrieben. Für 68 statt 149 Franken - deklariert als «Echt Leder».
K-Tipp-Leserin Cristina Schneider aus Oberwangen BE fühlte sich angesprochen. Sie fuhr in die Conforama-Filiale in Fribourg und kaufte den Bürosessel. Zu Hause dann die Enttäuschung: Die Neuanschaffung war nicht rundum aus echtem Leder. Nur die Sitzfläche und das Mittelstück der Rückenlehne sind «Echt Leder», der Rest besteht aus Kunstleder.
«Für diesen Preis können Sie kein echtes Leder erwarten», erhielt Schneider zur Antwort, als sie bei Conforama nachfragte. Das wollte sie nicht auf sich sitzen lassen - und wandte sich an den K-Tipp.
Dem K-Tipp präsentierte Conforama eine andere Ausrede. Eine Sprecherin beteuerte am Telefon: «Es gibt eine Norm, die einen Toleranzwert festlegt: Nur ein gewisser Anteil eines Möbelstücks muss aus echtem Leder sein, damit dieses mit "Echt Leder" deklariert werden darf.» Nähere Angaben zu dieser Regelung konnte die Sprecherin nicht machen.
Also machte sich der K-Tipp auf die Suche nach der angeblichen Norm. Nicht ausfindig zu machen war sie bei anderen Möbelhäusern: Möbel Pfister, Interio, Ikea, Top-Tip und Micasa erklären unisono, ihre Möbel würden nur dann mit dem «Echt-Leder»-Label versehen, wenn das ganze Objekt vollständig aus echtem Leder sei. «Sind gewisse Teile aus Kunstleder und andere aus echtem Leder, so wird dies im Katalog genau bezeichnet», führt Monika Weibel von Micasa aus.
Helmut Hillen vom Verband der Schweizer Möbelindustrie bestätigt definitiv: «Es gibt keine Norm, die einen solchen Toleranzwert definiert. Es gibt nur ehrliche und nicht ganz ehrliche Warendeklarationen.»
Conforama krebst zurück
Mit den Recherche-Ergebnissen des K-Tipp konfrontiert, gibt man bei Conforama klein bei. In der schriftlichen Stellungnahme ist von einer Norm keine Rede mehr. «Leider haben wir es unterlassen hinzuzufügen, dass gewisse Teile aus Kunstleder sind.» Conforama entschuldigt sich in aller Form für die ungenügende Transparenz und verspricht Besserung. Für Schneider hat sich der Gang zum K-Tipp gelohnt: Sie kann den Sessel retournieren und erhält ihr Geld zurück.