Ein Job mit teurem Nachspiel

Eine Frau erhielt 2006 von ihrem Arbeitgeber 2460 Franken Lohn, dann kündigte sie. Heute – fünf Jahre später – fordert der Betrieb 1020 Franken zurück. Unmöglich? Nicht beim AWD.

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K-Tipp 13/2011

20.08.2011

Letzte Aktualisierung:
23.08.2011

Ernst Meierhofer

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Der Allgemeine Wirtschaftsdienst (AWD) mit Sitz in Zug vermittelt seinen Kunden Versicherungen und Geldanlagen unter dem Motto «Ihr persönlicher Finanzoptimierer». Die Firma ist eine Tochter der Swiss Life.

Der AWD und auch seine Verkäufer leben ausschliesslich von den Provisionen, die sie von den Gesellschaften für die Vermittlung ihrer Produkte erhalten.

Ein Beispiel: Vermittelt der AWD-Verkäufer eine Fondspolice der Generali, zahlt die Generali dem AWD eine sogenannte Abschlussprovision. Fondspolicen sind kapitalbildende Lebensversicherungen (Sparversicherungen), für die Versicherte oft jahrzehntelang Prämien zahlen müssen (siehe K-Tipp 20/2010). Weil es für kapitalbildende Lebensversicherungen die höchsten Provisionen gibt, sind sie bei Verkäufern sehr beliebt.

Eine Faustregel besagt, dass die Abschlussprovision ungefähr so hoch ist wie eine Jahresprämie.

Versicherungen und AWD sichern sich ab

Doch die Versicherungen wie zum Beispiel Generali sind schlau. Denn sie zwingen den Vermittlern die sogenannte Stornohaftung auf. Das heisst: Falls der vom AWD vermittelte Kunde die Prämien zum Beispiel nach zwei Jahren nicht mehr zahlt, fordert die Generali einen Teil der ausgezahlten Provision zurück. Die Stornohaftung und damit die Rückforderungsfrist endet erst nach drei bis fünf Jahren (je nach Gesellschaft).

Aber auch der AWD ist schlau. In den Verträgen mit seinen Verkäufern steht, dass er sich bei ihnen für die Stornohaftung schadlos halten kann – auch wenn das Anstellungsverhältnis längst aufgelöst ist.

So kommt es, dass eine ehemalige AWD-Beraterin aus dem Raum Zürich dem AWD nach fünf Jahren 1020 Franken zurückzahlen muss. Sie war 2006 rund vier Monate lang für den AWD tätig und verkaufte ihren wenigen Kunden fast nur Lebensversicherungen von Generali und Vaudoise. Viele ihrer ehemaligen «Kunden» zahlen aber inzwischen nicht mehr ein – und darum verlangen die Versicherungsgesellschaften einen Teil der ausgezahlten Verkaufsprovisionen zurück.

AWD fordert über eine Million Franken zurück

Die Frau ist kein Einzelfall. Der AWD sagte dem
K-Tipp, dass er aktuell über eine Million Franken von ehemaligen Verkäufern zurückfordert.

Dass es so weit kommen kann, liegt im Wesentlichen an Folgendem: Viele junge AWD-Mitarbeiter verkaufen vor allem in ihrem persönlichen Umfeld – sie überreden also Freunde und Bekannte zu einem Abschluss. Doch für junge Leute sind Sparversicherungen selten geeignet. Sobald sie das merken, stellen sie die Prämienzahlung ein – und die Gesellschaften fordern von den Verkäufern einen Teil der Abschlussprovision zurück.

Der AWD sagt dazu, solche Vorgänge seien auch nicht in seinem Interesse. Er hat die Forderung gegenüber der Frau inzwischen auf 800 Franken reduziert.

Doch in diesem Spiel sind nicht nur die Verkäufer die Geprellten. Auch die Kunden verlieren Geld – wegen des Rückkaufsverlusts. Der Tipp für junge Leute lautet klar: Kaufen Sie keine Sparversicherung! Auch nicht im Rahmen der Säule 3a.

Was heisst Rückkauf?

Kapitalbildende Sparversicherungen sind mehrjährige Verträge. Der Kunde verpflichtet sich, jahre- bzw. jahrzehntelang Prämien zu zahlen.

Wer diese Verpflichtung nicht einhalten kann oder will, kann die Police zurückkaufen. Dabei erhält der Kunde aber selten so viel Geld zurück, wie er eingezahlt hat. Denn die Versicherungen decken mit dem Prämiengeld des Kunden zuerst ihre eigenen Kosten.

In vielen Verträgen steht sogar, dass der Kunde bei einer Kündigung innerhalb der ersten drei Jahre überhaupt kein Geld zurückerhält. Die genauen Details über den Rückkaufswert der Police müssen dem Kunden beim Abschluss vorgelegt werden.

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