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K-Tipp 1/2001
17.01.2001
Eigentlich wollte Stefan Streit zwei Sterne auf die Namen seiner Söhne taufen lassen. Doch dann merkte er: Eine solche Taufe ist wertlos, denn sie ist trotz Zertifikat nicht offiziell.
Sie können einen oder mehrere Sterne auf den Namen von Menschen taufen lassen, die Ihnen sehr nahe stehen.» So warb das Berner Warenhaus Loeb vor Weihnachten für die so genannte Sterntaufe der Firma International Star Registry (ISR).
Stefan Streit aus Bremgarten BE dachte, seine S...
Eigentlich wollte Stefan Streit zwei Sterne auf die Namen seiner Söhne taufen lassen. Doch dann merkte er: Eine solche Taufe ist wertlos, denn sie ist trotz Zertifikat nicht offiziell.
Sie können einen oder mehrere Sterne auf den Namen von Menschen taufen lassen, die Ihnen sehr nahe stehen.» So warb das Berner Warenhaus Loeb vor Weihnachten für die so genannte Sterntaufe der Firma International Star Registry (ISR).
Stefan Streit aus Bremgarten BE dachte, seine Söhne Samuel und Benjamin würden sich freuen, wenn zwei Sterne ihre Namen tragen würden. Er zahlte 376 Franken und erhielt kurz darauf die Tauf-Zertifikate und die dazu gehörenden Sternkarten.
Als er die Karten genau anschaute, wurde er stutzig: «Die getauften Sterne waren von Hand eingetragen. Und: Auf Sämis Karte fehlte Benis Stern, auf Benis Karte fehlte Sämis Stern.» Er verlangte von Loeb das Geld zurück. Er erhielt es auch - mit dem Hinweis, dass die Sterne nun halt nicht getauft würden. Doch das ist eigentlich egal, denn die Taufe bringt nichts: «Es gibt keine offiziellen Sterntaufen», sagt Paul Wild, ehemaliger Direktor des Astronomischen Instituts der Uni Bern. «Allerdings tun etliche Firmen so, als könnten sie Sterne taufen. Jede führt ihr eigenes Namensregister.» Mit anderen Worten: Der gleiche Stern kann anderswo Ivan, Klaus oder José heissen.
ISR-Geschäftsführer Leandro Sanchez wehrt sich gegen den Vorwurf der Bauernfängerei. «Wir sagen mit keinem Wort, die Sterntaufe sei etwas Offizielles», erklärt er. Und Loeb-Pressesprecherin Madeleine Elmer ergänzt: «Wir sind überzeugt, dass unseren Kundinnen und Kunden bewusst ist, welche Gegenleistung geboten wird.»
Das bezweifelt Astrologe Wild. Denn: Die meisten «getauften» Sterne sind nicht einmal mit grossen Teleskopen sichtbar.
(mdb)