Eine Herde Dinos im Wohnzimmer
Home-Cinema mit Surround-Sound bringt bereits ab 500 Franken ein neues Hör- und Sehgefühl in die Wohnung. Eine gute Stereoanlage ersetzt das System allerdings nicht.
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K-Tipp 6/2004
24.03.2004
Georges Müller - redaktion@ktipp.ch
Das laute Getrampel nähert sich rasend schnell vom Büchergestell hinten links, steigert sich über dem Sofa zum Crescendo und vermischt sich vorne rechts bei der Balkontüre mit Schreien. Dazu zeigt der TV-Bildschirm eine Herde heranstürmender Dinosaurier und flüchtende Menschen - «Jurassic Park» fast wie im Kino.
Das ist Home-Cinema mit Surround-Sound, eine «neue Dimension in der Klangtechnik», wie die Werbetexter schreiben. In der schönen neuen Multimediawelt ist das He...
Das laute Getrampel nähert sich rasend schnell vom Büchergestell hinten links, steigert sich über dem Sofa zum Crescendo und vermischt sich vorne rechts bei der Balkontüre mit Schreien. Dazu zeigt der TV-Bildschirm eine Herde heranstürmender Dinosaurier und flüchtende Menschen - «Jurassic Park» fast wie im Kino.
Das ist Home-Cinema mit Surround-Sound, eine «neue Dimension in der Klangtechnik», wie die Werbetexter schreiben. In der schönen neuen Multimediawelt ist das Heimkino eine neue Komponente. Doch ersetzt sie Stereoanlage, DVD und Video nur zum Teil.
Die sechs Lautsprecher, davon ein Subwoofer für besonders tiefe Töne, erzeugen einen Raumton, der Zuschauern das Gefühl vermittelt, mitten im Geschehen zu sein. 5.1-Prinzip nennt sich dies (ideale Platzierung der Lautsprecher: siehe Grafik).
Der Subwoofer ist der grösste der sechs Lautsprecher, die fünf kleinen «Satelliten» sorgen für Höhen und Mitteltöne von vorne links und rechts sowie von hinten in der Mitte, links und rechts. Dies garantiert eine räumlich wahrgenommene Akustik. Die Dinos können also - parallel zu den Bildern - akustisch im Raum vorne auftauchen und hinten wieder verschwinden.
Als Kompaktanlage kann das System, bestehend aus DVD-Laufwerk, Verstärker und Lautsprechern (aber ohne TV-Monitor), bereits ab 500 Franken in der guten Stube stehen. Wer die einzelnen Komponenten lieber selber zusammenstellt, zahlt aber je nach Qualitätsansprüchen ein Mehrfaches.
Es lohnt sich deshalb, vor dem Gang zum Discounter oder ins Fachgeschäft die eigenen Bedürfnisse abzuklären. Tipp: Eine oft gehörte DVD, CD oder SACD (siehe Kasten) ins Geschäft mitnehmen, um ihren Klang auf verschiedenen Anlagen zu vergleichen.
Komplettanlagen sind nichts für Musikfans
Die deutsche Stiftung Warentest (Stiwa) hat elf Heimkinosysteme zwischen 600 und 1500 Franken getestet: Fünfmal gabs die Note «gut», sechsmal ein «befriedigend». Die Bildqualität war durchwegs «sehr gut» bis «gut». Schwachpunkte waren Klangqualität der Lautsprecher und unübersichtliche Bedienungsanleitungen. Das Stiwa-Fazit: «Wer oft und gern Filme in guter Qualität guckt, wird an einer DVD-Heimkinoanlage seine Freude haben. Komplettanlagen sind jedoch nichts für Kinofans, die öfter mal CD-Musik mit sehr guter Klangqualität hören wollen. Denn kein Gerät kann eine gute Stereoanlage ersetzen.»
Tipps zum Kauf:
- Wie viele Meter Kabel brauchen Sie? Fragen Sie im Laden nach der mitgelieferten Kabellänge - evtl. dazukaufen.
- Damit sich Nachbarn nicht gestört fühlen, ist ein Kopfhöreranschluss sinnvoll.
- Wichtig für die Soundqualität: Anlage mindestens einen Meter vor der Station des Schnurlostelefons entfernt platzieren.
So wissen Sie Bescheid
5.1-Prinzip: Surround-Sound mit fünf normalen Lautsprechern und einem Subwoofer (Tieftöner).
CD (Compact Disc): Herkömmliches digitales Stereo-Musikformat.
SACD (Super Audio CD): Musikformat für eine Tonkulisse nach dem 5.1-Prinzip.
DVD-Audio: Musikformat für Tonkulisse nach dem 5.1-Prinzip.
DVD (Digital Versatile Disc): Digitales Speichermedium für bespielte Multimedia-Programme im Video- und PC-Bereich (Filme).
DDSS (Dolby Digital Surround Sound): Format zur Encodierung/Decodierung (5.1-Prinzip).
DVD+R oder -R (Recordable): Nur einmal bespielbar bzw. «brennbar».
DVD+RW oder -RW (ReWritable): Mehrmals bespielbar.
LCD/DLP (Liquid Cristal Display/Digital Light Processor): Grundsätzlich diverse Formate zum Steuern von Bildschirm oder Beamer.
MP3: Komprimiert digitale Musikdateien auf einen Zehntel der Originalgrösse.
Anschlüsse
- Die Leistung muss der Grösse und Form des Raumes angepasst sein, in dem die Anlage verwendet werden soll.
- Der Verstärker benötigt Anschlussbuchsen für alle gewünschten Zusatzgeräte wie TV, Video, MP3, Radio, Computer, CD-Wechsler und Kopfhörer.
Lautsprecher
- Der Subwoofer (unten) sorgt für gute Basstöne und ist auf der Verstärkeranlage platziert (frontal, vis-à-vis vom Benutzer); die «Satelliten»-Lautsprecher (Höhen und Mittellagen) werden kreisförmig von vorne nach hinten im Raum angeordnet.
- Die Lautsprecher müssen zur Leistung des Verstärkers passen.
- So genannt «drahtlose» Lautsprecher benötigen zwar kein Verbindungskabel zum Verstärker, aber trotzdem eine elektrische Stromversorgung. Sind sind zudem störungsanfälliger als verkabelte Lautsprecher.
Lautsprecher
- Besonders hohe und dünne Lautsprecher brauchen einen soliden Fuss, damit sie spielende Kinder oder Haustiere nicht umwerfen können.
- Beim Aufstellen darauf achten, dass man niemals über die Kabel stolpert.
Bezeichnungen
- Mit der Bezeichnung DVD/SACD kann das Gerät alle heute erhältlichen Filme und Musikträger ausser DVD-Audio abspielen.
- Steht der Begriff «Recorder» drauf, kann die Anlage die entsprechenden Formate auch aufzeichnen.
- «Progressive Scan» verspricht ein schönes, harmonisches Bild, setzt aber einen entsprechenden Bildschirm voraus.
Verstärker/DVD-Laufwerk
- Viele Verstärker/DVD-Laufwerke haben ungewöhnliche Abmessungen (extrem flach, sehr breit) und sind deshalb unter Umständen nicht einfach zu platzieren.