Eine Hetzkampagne? Oder gute Beiträge?
Viel Lob - aber auch geharnischter Protest: Das waren die Reaktionen auf die Beiträge im K-Tipp 5/05, die sich mit dem Rauchen beschäftigten. Hier eine Auswahl.
Inhalt
K-Tipp 7/2005
06.04.2005
Ich bin zwar Nichtraucher - ich finde aber, dass Sie absolut unverhältnismässig über die Raucher herziehen. Das Rauchen ist nicht der Ursprung aller gesundheitlichen Übel. Wie viel Luft verpestet denn ein Benzinmotor? Oder eine Papierfabrik, die Schweröl verbrennt?
Mario Blaser, Mollis
Jahrelang haben wir Nichtraucher Rücksicht auf die Raucher genommen, haben ihre stinkige Luft eingeatmet und nach jedem Restaurantbesuch die Kleider waschen müssen. Jetzt ist e...
Ich bin zwar Nichtraucher - ich finde aber, dass Sie absolut unverhältnismässig über die Raucher herziehen. Das Rauchen ist nicht der Ursprung aller gesundheitlichen Übel. Wie viel Luft verpestet denn ein Benzinmotor? Oder eine Papierfabrik, die Schweröl verbrennt?
Mario Blaser, Mollis
Jahrelang haben wir Nichtraucher Rücksicht auf die Raucher genommen, haben ihre stinkige Luft eingeatmet und nach jedem Restaurantbesuch die Kleider waschen müssen. Jetzt ist es Zeit, den Spiess umzukehren.
Kathrin Bühlmann, Belp
Hört endlich auf mit dieser Diskriminierung der Raucher.
Erika Eugster, Galgenen
Ihre Beiträge über die Rauchbelästigung sind sehr gut. Hoffentlich fördern sie das Bewusstsein, dass der Wunsch nach rauchfreier Luft keine Krankheit ist, sondern ein normales Bedürfnis der meisten Lebewesen.
Es ist längst Zeit, dass in der ach so sauberen und gesunden Schweiz, die grossen Wert auf die Sicherheit und Gesundheit ihrer Bürger zu legen scheint, eine klare Gesetzgebung zum Schutz vor schädlichen Rauchemissionen eingeführt wird.
Peter Adler, Zürich
Die Antiraucherhysterie trägt längst fundamentalistische Züge. Dass auch Sie noch einstimmen - das lässt mich an der sonst geschätzten Qualität Ihres Blattes zweifeln.
Peter Niederstein, Tamins
Ein Rauchverbot in öffentlichen Räumen ist dringend notwendig. Die Schweiz ist bald das einzige westliche Land, in dem das zweifelhafte «Recht» einer 25-Prozent-Minderheit, das Wohlbefinden der Mehrheit zu beeinträchtigen, noch geschützt wird. Die meisten Restaurants haben es versäumt, auf freiwilliger Basis einen Nichtraucherschutz einzuführen. Zudem verhält sich ein Teil der Raucher rücksichtslos, insbesondere essenden Nichtrauchern gegenüber.
Beat Vogelsanger, Thun
Ich finde diese Hetzkampagne gegen die Raucher eine Sauerei. Wollt Ihr nicht gleich alles verbieten, was schädlich ist?
Alessandro Feig, Liestal
Über ein Rauchverbot können wir reden - nachdem Alkohol, Fastfood und das Auto (Luftverschmutzung) verboten wurden.
Joseph Greising, Reinach
Als meine Mutter vor zwei Jahren ins Altersheim eintrat, war ich entsetzt, dass im allgemeinen Aufenthaltsraum und im Restaurant massiv geraucht wurde - während des Mittagessens, auch vom Personal. Ich werde «mein» Altersheim dereinst mit der Nase auswählen.
Ruthild Baer, Dübendorf
Einem alkoholisierten Fahrzeuglenker zu begegnen ist weit gefährlicher als das Zusammentreffen mit einem Raucher.
Sabina Pinca, Schlieren
Diskotheken sind richtige Raucherhöhlen. Es ist unbegreiflich, dass man in einer Disco rauchen darf. Kein Wunder sind so viele Jugendliche rauchsüchtig.
Gerade an Orten, wo die jungen Leute sich treffen und sich bewegen, sollte das Rauchen nur im Freien gestattet sein.
Johanna Fierz, Zürich
Unter unseren Schlafzimmern wohnen zwei junge Raucher. Von dort dringt Rauch in unsere Räume - nicht nur tagsüber, sondern auch während der Nacht. In solchen Fällen besteht ebenfalls Handlungsbedarf.
Joseph Wildberger, Schaffhausen
Unser 13-jähriger Sohn ist beim Unihockeyclub Lions in Konolfingen BE. In der Meisterschaftsrunde spielt die Mannschaft auswärts in verschiedenen Hallen. Da musste ich Erschreckendes feststellen: In verschiedenen Hallen vor allem im Emmental darf geraucht werden. Mein Sohn erzählte mir, ein Mitspieler habe - wahrscheinlich aufgrund des Rauchs - keine Luft mehr gekriegt; er konnte nicht mehr mitspielen. Er war nachher einige Tage krank.
Werner Fuchser, Münsingen
Am schlimmsten ist es für mich auf Bahnhöfen. Überall stehen rauchende Personen herum.
John Gassmann, Effretikon
Jeder Rauchertote ist einer zu viel, da bin ich mit Ihnen einig. Als Pfeifenraucher reagiere ich sensibel auf das Thema Rauchverbot. Ich finde aber auch: Ich gefährde als Nicht-Autobesitzer mit meiner Pfeife weniger Menschen als der Kollege Nichtraucher mit seinem Auto.
Kurt Döbelin, Altdorf
«Spital-Mitarbeiter sollten Vorbilder sein»
In vielen Spitälern darf geraucht werden. Das lehnen die meisten Leserinnen und Leser ab
Ihr Artikel «Qualm-Zone Spital» spricht mir aus der Seele. Vor allem wenn ich an Besuche im Kantonsspital Liestal denke. Schon auf dem Weg zum Lift - nachdem man am Eingang das neue Logo «Gemeinsam für die Gesundheit» gelesen hat - schlägt einem abgestandener Zigarettenrauch aus der neu konzipierten Cafeteria entgegen.
Rita Manhart, Zunzgen
Von jenen Menschen, die sich gelegentlich in Spitalpflege begeben müssen, sind ein Drittel Raucherinnen und Raucher. Spital heisst unter Umständen: ziemlich Stress, Schmerzen, vielleicht sogar Todesängste.
Da scheint es mir nicht das dringlichste aller Anliegen, diesen Menschen noch im hintersten Winkel des Spitals das Rauchen zu verbieten und sie dadurch zusätzlich zu belasten. Denn auf eine Zigarette kann man nicht einfach so von einem Tag auf den anderen verzichten wie etwa auf ein Stück Sahnetorte.
Martin Leutenegger,Urtenen
Sie führen das Zuger Kantonsspital bei jenen Spitälern auf, in denen das Rauchen in einer Raucherecke bzw. in einem abgetrennten Raum mit offenem Durchgang erlaubt ist. Ich kann Ihnen mitteilen, dass unsere letzte von allen zugängliche Raucherzone im Haus - nämlich die Cafeteria - seit 2. April 2005 rauchfrei ist. Wir verkennen dabei nicht, dass es Patientinnen und Patienten gibt, die damit in eine schwierige Lage geraten. Ausnahmefällen versucht der Pflegedienst situativ Rechnung zu tragen.
Robert Bisig, Direktor Zuger Kantonsspital, Zug
Wir haben seit 1. Juni 2004 ein Rauchverbot - ohne Wenn und Aber. Es gibt kein spezielles Raucherzimmer. Das Personal geht zum Rauchen nach draussen, und das gilt auch für Patienten.
Das Pflegepersonal rüstet die Patienten bei kalter Witterung entsprechend aus, damit auch diese als Kranke oder Verunfallte vor oder neben dem Spital eins rauchen können. Das geschieht stehend, sitzend, im Rollstuhl, mit Infusionsständer oder sogar im Patientenbett.
Silvio Zuccolini, Spitaldirektor, Thusis
Im Spital Dornach darf seit bald zwei Jahren nicht mehr geraucht werden. Den Rauchern steht im 4. Stock, also im obersten Stock mit super Aussicht, ein Raum zur Verfügung. Zudem besteht die Möglichkeit, draussen im Garten zu rauchen. Wie Sie sehen, geht es in unserem Spital sogar den Rauchern bestens.
Maria-Rosa Marrosu, Reinach
Rauchen in einer Cafeteria im Spital ist eine Zumutung. Im Kantonsspital Aarau ist mir aufgefallen, dass sehr viele Angestellte dort qualmen. Es ist höchste Zeit, dass so etwas verboten wird. Und dass den Mitarbeitern ihre Vorbildrolle bewusst wird.
Ein Spital hat die grosse Chance, Patienten während eines Krankenhausaufenthalts zu helfen, vom Rauchen wegzukommen.
Maja Frey, Buchs AG
Letztes Jahr haben wir einen Patienten in der Reha-Klinik Rheinfelden besucht: Mehr als die Hälfte der Plätze im Restaurant waren für Raucher reserviert. Die Nichtraucher sassen dichtgedrängt, die Rollstuhlfahrer mussten ständig ausweichen. Das Schlimmste daran: Der Rauch vom Restaurant steigt in die darüber liegenden Patientenzimmer.
Peter und Marianne Brönnimann, Schüpfen
Anmerkung der Redaktion: Klinik-Direktor Matthias Mühlheim schreibt dazu: «Da die Cafeteria be- und entlüftet ist, die Fenster somit im Normalfall geschlossen sind, ist es nicht möglich, dass Rauch in die darüber liegenden Räume zieht.»
Seit 1999 gibt es das Netzwerk gesundheitsfördernder Krankenhäuser (www. healthhospitals.ch). Das Label erhalten Spitäler, die keinen Tabak verkaufen, ein rauchfreies Gebäude garantieren (ausser in speziellen Raucherzimmern) sowie ein Programm anbieten für Personen, die mit dem Rauchen aufhören wollen.
Nils Undritz, Netzwerk-Koordinator, Suhr