Eine Reise, zwei Preise
In der Schweiz kostet ein Bahnbillett Chiasso-Neapel 182 Franken - in Italien nur 120 Franken.
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K-Tipp 5/2003
12.03.2003
Marco Diener - mdiener@ktipp.ch
Mehrmals jährlich fährt Gaudenz Caprez aus Berikon AG mit dem Zug nach Italien. Vor seiner letzten Reise nach Neapel kaufte er wie üblich für sich und seine Frau Gisela Billette ab Chiasso, denn beide besitzen ein GA. Für die Retourbillette zahlten sie je 182 Franken.
«Doch dann stellte ich fest, dass die italienischen Bahnen die gleichen Billette für 120 Franken verkaufen», berichtet Caprez. Erbost wandte er sich an die SBB: «Es kann doch nicht sein, dass Sie von Ihren K...
Mehrmals jährlich fährt Gaudenz Caprez aus Berikon AG mit dem Zug nach Italien. Vor seiner letzten Reise nach Neapel kaufte er wie üblich für sich und seine Frau Gisela Billette ab Chiasso, denn beide besitzen ein GA. Für die Retourbillette zahlten sie je 182 Franken.
«Doch dann stellte ich fest, dass die italienischen Bahnen die gleichen Billette für 120 Franken verkaufen», berichtet Caprez. Erbost wandte er sich an die SBB: «Es kann doch nicht sein, dass Sie von Ihren Kunden für die gleiche Leistung über 50 Prozent mehr verlangen als die FS-Trenitalia.»
Es ist aber so. «Wir verlangen 182 Franken, die Italiener nur 120 Franken», bestätigt SBB-Sprecher Christian Ginsig. «Das italienische Ministero dei Trasporti diktiert uns die Preise.»
Die FS-Trenitalia stellen laut Ginsig allen europäischen Bahnen einheitliche Preislisten zur Verfügung. An diese Listen müssten sich laut den internationalen Verträgen alle Bahnen halten.
Und sie tun das auch - ausser FS-Trenitalia selber. Die italienischen Staatsbahnen verkaufen die Billette im Inlandverkehr wesentlich billiger - und dazu gehört auch die Strecke Chiasso- Neapel. «Wir missbilligen dieses Vorgehen. Denn alle Kunden haben Anrecht auf einheitliche Preise», sagt Ginsig.
Die SBB, so Ginsig weiter, seien daran, mit FS-Trenitalia eine Lösung zu suchen. Druck könne aber nur der Internationale Eisenbahnerverband ausüben. Doch auf dessen Protestschreiben gabs von FS-Trenitalia nicht die geringste Reaktion.
Zwei Möglichkeiten, Geld zu sparen, gibts: Das Billett für die Hinfahrt in der Schweiz, dasjenige für die Rückfahrt in Italien kaufen. So profitiert man wenigstens auf der Rückfahrt von den niedrigeren Preisen; einen Retour-Rabatt gibts in Italien ohnehin nicht.
Oder man löst in der Schweiz ein Billett bis Mailand und dort am FS-Trenitalia-Schalter ein Ticket für die Weiterfahrt; häufig haben Reisende in Mailand ohnehin Aufenthalt.