Erste Qualität aus zweiter Hand
Ob Karosserie- oder Motorschaden: Mit dem Einbau gebrauchter Ersatzteile lässt sich viel Geld sparen. Autoverwerter bieten gute Qualität zu tiefen Preisen.
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K-Tipp 19/2002
13.11.2002
Markus Kellenberger mkellenberger@ktipp.ch
Von A wie Anlasser bis Z wie Zündverteiler: Abgesehen von Verschleissteilen wie Bremsbelägen oder Scheibenwischer gibt es fast nichts, was sich an einem Auto nicht durch Occasionsteile ersetzen liesse. Egal, ob es sich um vollständige Motoren und Getriebe, kleine Einzel- oder grosse Karosserieteile handelt, im Lager von professionellen Autoverwertern findet sich praktisch alles.
Zum Beispiel in jenem von Walter Frauenknecht. Dessen Verwertungsfirma Auto Moderne in Gossau SG hä...
Von A wie Anlasser bis Z wie Zündverteiler: Abgesehen von Verschleissteilen wie Bremsbelägen oder Scheibenwischer gibt es fast nichts, was sich an einem Auto nicht durch Occasionsteile ersetzen liesse. Egal, ob es sich um vollständige Motoren und Getriebe, kleine Einzel- oder grosse Karosserieteile handelt, im Lager von professionellen Autoverwertern findet sich praktisch alles.
Zum Beispiel in jenem von Walter Frauenknecht. Dessen Verwertungsfirma Auto Moderne in Gossau SG hält rund 50 000 wiederverwertbare Teile bereit - und zwar für alle 15 000 Autotypen mit Jahrgang 90 bis 98, die auf Schweizer Strassen unterwegs sind.
«Jedes Ersatzteil ist geprüft und gereinigt»
Frauenknecht ist gleichzeitig Präsident der Vasso, der Vereinigung der offiziellen Autosammelstellen-Halter. 31 Betriebe gehören dazu, 8 davon sind, verteilt im ganzen Land, mittlerweile per Computer miteinander vernetzt. «Fehlt bei uns ein bestelltes Teil, genügt ein Knopfdruck, und wir wissen, welcher unserer Partner es im Regal hat», sagt Frauenknecht.
Jedes Lagerstück ist genau katalogisiert. Automodell, Jahrgang, Kilometerstand, Chassisnummer, alles ist bekannt. Mit ölverschmierten Schrotthändlern und den dazugehörigen chaotischen Autofriedhöfen vergangener Zeiten hat das nichts zu tun.
Occasionsteile kosten nur den Bruchteil von neuen. Sie sind immer höchstens halb so teuer, häufig aber auch nur ein Drittel oder noch weniger. Und: «Jedes Ersatzteil ist von uns geprüft und gereinigt worden», sagt Frauenknecht. «Vasso-Mitglieder geben in der Regel drei Monate Garantie.»
Auch die Automobilverbände haben keine grundsätzlichen technischen Bedenken gegenüber dem Einbau von Secondhand-Teilen. Faustregel: Bei über fünfjährigen Autos macht es Sinn, Occasionsteile einzubauen, bei jüngeren Modellen sind Neuteile vorzuziehen.
Das Haar in der Suppe ist für Beat Wyrsch vom TCS die «kurze Garantiedauer». Aus seiner Sicht müssten die Verwerter auf Occasionsteile die gleiche Garantie geben, wie sie seit diesem Herbst im EU-Raum gilt, nämlich ein Jahr. «Da wären dann vielleicht auch die Garagisten eher bereit, ihren Kunden Gebrauchtes zu empfehlen», sagt Wyrsch.
Das meint auch Roland Ayer, Präsident des Autogewerbe-Verbandes: «Garagisten stehen mit ihrem Ruf für die Arbeit und die verwendeten Teile ein», sagt er. «Deshalb sind sie beim Einbau von Occasionsteilen zurückhaltend, ausser der Kunde wünscht es ausdrücklich.»
Verwirrend an dieser Aussage ist, dass die Verwerter gut 80 Prozent ihres Umsatzes mit Warenlieferungen an die «zurückhaltenden» Garagisten machen. Flicken diese nämlich einen Occasionswagen, um ihn verkaufsbereit zu machen, ist ihnen gebrauchtes Material gut genug - ihren Reparaturkunden hingegen verkaufen sie lieber die vom Importeur vorgeschriebenen neuen, teuren Originalteile.
Auch Neuteile gibt es 20 Prozent günstiger
Seit dem 1. November dieses Jahres dürfen Generalimporteure und Markenhändler Parallelimporte nicht mehr erschweren. Deshalb gibt es jetzt auch für Neuteile günstigere Alternativen.
Vasso-Mitglied Marcel Zimmermann, der in Bützberg BE einen Verwertungsbetrieb mit fast 30 Angestellten führt, hat eine zweite Firma ins Leben gerufen, die Europarts AG. Sie importiert aus der ganzen Welt fabrikneue Auto-Ersatzteile, zwar ohne Markenstempel, aber in Originalqualität. «Das funktioniert, weil unsere Lieferanten weitgehend dieselben sind, welche die Autohersteller mit Einzelteilen wie Achsen, Motoren, Lampen und Karosserien bestücken», erklärt Zimmermann.
Und das Beste daran: Die Preise liegen grundsätzlich mindestens 20 Prozent unter jenen der Markenimporteure.
Übrigens: Dass Occasionsteile alles andere als unter der Würde selbst nobler Karossen sind, beweist Mercedes Deutschland. Seit einem Jahr führt die Marke mit dem Stern für eigene Fahrzeuge in Stuttgart ein Secondhand-Center mit über 200 000 Ersatzteilen.
Jeder Mercedes-Händler und jeder Privatkunde kann dort unter www.mbatc.de seine Bestellung aufgeben. Schweizer Mercedes-Händler haben diesen Service bisher nicht an die grosse Glocke gehängt.
So kommt man zu Occasionsteilen
Verlangen Sie beim Reparaturauftrag ausdrücklich Occasionsteile. Tun Sie das schriftlich (siehe K-Tipp 14/02). Die meisten Garagen organisieren die Occasionsteile selber. Einige überlassen die Bestellung jedoch Ihnen, bauen die Teile aber ein. In diesem Fall empfiehlt sich Folgendes:
- Lassen Sie sich vom Garagisten genau erklären oder aufschreiben, welche Ersatzteile er braucht.
- Die Vereinigung der offiziellen Autosammelstellen-Halter der Schweiz Vasso schickt Ihnen das Mitgliederverzeichnis. Adresse: Moosbergstr. 7, 9200 Gossau. Sie finden es auch unter www.vasso.ch
- Sie können Occasionsteile beim Händler Ihrer Wahl selber abholen oder telefonisch bestellen. Halten Sie den Fahrzeugausweis für präzise Auskünfte zum Autotyp bereit.
- Das bestellte Occasionsteil wird in der Regel innert 24 Stunden an die gewünschte Adresse geschickt.
Occasions- und Neuteile im Preisvergleich
Stehen bei einem über fünfjährigen Auto Reparaturen an, lässt sich mit Occasions- statt Neuteilen viel Geld sparen. Je nach Teil bis zu mehreren tausend Franken.
- Für den Preisvergleich hat der K-Tipp in der Kleinwagen-, Kompakt- und Mittelklasse je eines der im Jahr 1996 am häufigsten verkauften Automodelle ausgewählt.
- Die in der Tabelle enthaltenen Preise lassen sich nicht 1:1 auf andere Modelle und Jahrgänge übertragen.
- Die Preise für Neu- und Occasionsteile verstehen sich als Mittelwert (ohne Mehrwertsteuer). Bei den Occasionsteilen gilt grundsätzlich: je älter und je mehr Kilometer, desto günstiger.