Füchse würden Whiskas kaufen
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K-Tipp 10/2001
23.05.2001
Stadtfüchse Richtiges Verhalten schützt Sie vor Schäden und Krankheit durch diese Tiere
Zerbissenes Spielzeug vor dem Haus? Löcher im Garten? Ein durchwühlter Komposthaufen? Dann hat sich in Ihrem Garten wohl ein Fuchs niedergelassen. Kein Problem, wenn Sie gewisse Regeln einhalten.
Thomas Vonarburg thvonarburg@ktipp.ch
Die Geschichte hat sich unlängst in Wiedikon, einem Stadtzürcher Wohnquartier, zugetragen: Frau A. stand am Kochherd, als sie...
Stadtfüchse Richtiges Verhalten schützt Sie vor Schäden und Krankheit durch diese Tiere
Zerbissenes Spielzeug vor dem Haus? Löcher im Garten? Ein durchwühlter Komposthaufen? Dann hat sich in Ihrem Garten wohl ein Fuchs niedergelassen. Kein Problem, wenn Sie gewisse Regeln einhalten.
Thomas Vonarburg thvonarburg@ktipp.ch
Die Geschichte hat sich unlängst in Wiedikon, einem Stadtzürcher Wohnquartier, zugetragen: Frau A. stand am Kochherd, als sie das vertraute Klappern des Katzentürchens hörte. Was sich da über den Fressnapf hermachte, sah ihrem Kater allerdings gar nicht ähnlich: spitzes Maul, braunrotes Fell, langer und buschiger Schwanz - ein Fuchs eben!
«Füchse in Siedlungsgebieten können sehr zutraulich werden», erklärt Zoologe Daniel Hegglin, Mitarbeiter des Integrierten Fuchsprojektes, das die Situation von Stadtfüchsen wissenschaftlich untersucht.
So dreist wie der beschriebene Rotpelz sind zwar nur wenige Exemplare, auch wenn der Bestand an Altfüchsen in der Stadt Zürich mittlerweile auf mindestens 500 geklettert ist. In Zürich gibts Gegenden mit einer Besiedlungsdichte von mehr als 10 Füchsen pro Quadratkilometer. Auch in Bern, Schaffhausen und Genf tummelt sich mittlerweile eine stattliche Anzahl dieser Tiere - und es werden immer mehr.
Wieso aber fühlen sich Füchse in städtischer Umgebung zunehmend wohler und haben die Scheu vor dem Menschen zum Teil fast ganz abgelegt? Das Nahrungsangebot macht urbane Gegenden zum idealen Wohnort für Füchse. Weil sie fast alles fressen, finden sie in Abfallkübeln und -säcken, aber auch auf Komposthaufen und in der Nähe von Imbissständen immer irgendetwas, das ihnen schmeckt. Es kommt auch vor, dass Menschen aus falsch verstandener Tierliebe Füchse füttern.
Stadtfüchse hinterlassen indirekte Spuren
Zu Gesicht bekommt man Meister Reineke nur sehr selten und vor allem nachts. Häufiger weisen nur indirekte Zeichen auf die Anwesenheit eines Fuchses hin: Die Tiere zerbeissen gerne Gummistiefel aus dem Gartenhäuschen oder Turnschuhe aus dem Schuhgestell vor der Haustüre. Menschlicher Fussschweiss hat es den schlauen Füchsen offensichtlich sehr angetan.
Kleiner Fuchsbandwurm: Gartenfrüchte waschen
Aber auch ein scharfer, stinkender Geruch im Garten lässt auf Füchse schliessen. Sie benützen immer die genau gleichen Wege, weshalb man regelrechte Fuchspfade in Gebüsch und Rasen erkennen kann.
Den Kot von Füchsen findet man oft auf Steinplatten oder in Blumentöpfen - diese Tiere graben ihn also nicht ein. Katzen hingegen verscharren ihr «Geschäft» fein säuberlich.
Müssen Menschen Angst haben vor dem Fuchs? Die Schweiz gilt seit 1990 als tollwutfrei, weshalb diesbezüglich keine Gefahr besteht. Jedoch: «In städtischen Aussenquartieren tragen 60 Prozent der Füchse den Erreger des Kleinen Fuchsbandwurms», erklärt Daniel Hegglin. Wer mit Fuchskot in Kontakt kommt oder Gartenfrüchte ungewaschen isst, kann vom Fuchsbandwurm befallen werden. Der Parasit verursacht beim Menschen krebsartige Geschwulste in der Leber, die laut Baumgartner aber «meist nicht mehr zum Tode führen»
Jährlich sind in der Schweiz sechs bis zehn Personen vom Kleinen Fuchsbandwurm betroffen. Trotz der Vervielfachung des Fuchsbestandes in den letzten Jahren hat sich die Zahl der Ansteckungen stabilisiert.
Wer eine Infektion befürchtet, sollte sicherheitshalber über den Hausarzt eine Blutuntersuchung durchführen lassen.
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So halten Sie Meister Reineke im Zaum
Tipps und Verhaltensregeln von Zoologe Daniel Hegglin:
- Füttern Sie Füchse auf gar keinen Fall; Hände weg von Jungtieren!
- Verscheuchen Sie Tiere mit zahmem Verhalten aus dem Garten.
- Berühren Sie niemals einen toten Fuchs!
- Beseitigen Sie Kot mit Schaufel und Plastiksack (nicht auf Komposthaufen entsorgen!)
- Lassen Sie Schuhe, Gartenhandschuhe und Kinderspielsachen nicht im Freien liegen.
- Decken Sie Sandkästen zu.
- Stellen Sie Abfallsäcke erst am Morgen an die Strasse.
- Gekochte Abfälle (vor allem Fleisch-, Knochen- und Käsereste) ziehen Tiere an: Decken Sie den Komposthaufen deshalb zu.
- Nehmen Sie Jungkatzen über Nacht in die Wohnung; Haustiere wie Meerschweinchen und Zwerghasen, die draussen übernachten, brauchen einen stabilen, geschlossenen Käfig.
- Schütten Sie Löcher in Rasen und Beeten sofort zu.
- Wenn im Blumen- oder Gemüsegarten frisch ausgesät ist, decken Sie Beete mit Maschengittern ab.
- Verrammeln Sie mögliche Unterschlüpfe (Spalten von 12 cm Durchmesser genügen dem Fuchs als Durchgang!).
- Das vertreibt Füchse: ausgestreute Hundehaare, Pfeffer, mit Petrol getränkte Lappen, Vergällungsmittel (in Zoo- und Gartengeschäften erhältlich).
- Vermuten Sie auf Ihrem Areal einen Fuchsbau, informieren Sie Wildhüter oder Jagdaufseher.
- Fuchsbandwurm-Prävention:
Waschen Sie Pilze, Beeren, Gemüse, Salate und Fallobst vor dem Verzehr gründlich und kochen Sie sie anschliessend (tief gefrieren tötet die Parasiten nicht unbedingt); reinigen Sie die Hände nach Arbeiten mit Gartenerde; entwurmen Sie Hunde und Katzen regelmässig.
- Infos zu Fuchsbandwurm und Tollwut:
Institute für Parasitologie, Uni Zürich: Tel. 01 635 85 01; Uni Bern: Tel. 031 631 24 18; Schweizer Tollwutzentrale: 031 631 23 78
- Broschüre «Füchse in der Stadt - Leben mit einem Wildtier»:
zu beziehen unter Telefon 01 216 27 75 (für Stadtzürcher gratis, sonst Fr. 10.-); Bern: 031 633 46 46 (für jedermann gratis).