Für Schweizer Kunden geht die Rechnung nicht auf
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K-Tipp 6/2002
20.03.2002
Deutsche Versandhäuser liefern über Schweizer Töchter - zu überhöhten Preisen
Viele Schweizer bestellen bei deutschen Versandhäusern. Denn sie möchten Geld sparen. Doch das kann schief gehen.
Marco Diener mdiener@ktipp.ch
Ein Euro kostet gegenwärtig rund Fr. 1.50. Wenn Firmen Geschäfte machen wollen, kann ein Euro aber ohne weiteres auch Fr. 1.96 kosten.
Beispiel «Globetrotter»: Das Versandhaus mit Sitz in Hamburg hat einen u...
Deutsche Versandhäuser liefern über Schweizer Töchter - zu überhöhten Preisen
Viele Schweizer bestellen bei deutschen Versandhäusern. Denn sie möchten Geld sparen. Doch das kann schief gehen.
Marco Diener mdiener@ktipp.ch
Ein Euro kostet gegenwärtig rund Fr. 1.50. Wenn Firmen Geschäfte machen wollen, kann ein Euro aber ohne weiteres auch Fr. 1.96 kosten.
Beispiel «Globetrotter»: Das Versandhaus mit Sitz in Hamburg hat einen umfangreichen Katalog und eine Internet-Site mit Angeboten von der Regenjacke bis zum Kinderbuch. Die Preise sind für Schweizer Verhältnisse günstig.
Nur: Globetrotter liefert von Hamburg aus zwar in die gesamte EU, nicht aber in die Schweiz. Lieferungen in unser Land führt die Firma TVM-Service mit Sitz in Düdingen FR aus. Und das wirkt sich auf den Preis aus: TVM rechnet den Euro im Verhältnis 1:1.96 in Schweizer Franken um. Und bei Beträgen unter 300 Franken kommt eine Lieferpauschale hinzu.
So kostet die Spiel- und Lern-CD-Rom «Neues von Pettersson und Findus» bei Globetrotter Fr. 78.60. Damit ist sie Fr. 16.60 teurer als in Schweizer Buchhandlungen. Und Fr. 34.10 teurer als beim deutschen Online-Versandhändler amazon.de.
Zwar deklariert Globetrotter den Umrechnungskurs von 1.96 deutlich, nicht aber den Endpreis in Franken.
Schweizer Kunden sind denn auch aufgebracht, wie ein Blick ins Globetrotter-Internet-Gästebuch zeigt. Philipp Isenring aus Hünenberg ZG etwa schreibt: «Dass ihr den Umrechnungsfaktor von 1.50 auf 1.96 erhöht, kann ich nicht verstehen.» Und er fragt: «Wieso wird die Differenz zwischen Schweize und deutscher Mehrwertsteuer nicht an die Kunden weitergegeben?»
Die Frage ist berechtigt. Denn Schweizer Kunden, die in Deutschland bestellen, müssen die dortige Mehrwertsteuer nicht bezahlen.
So zieht amazon.de in unserem Beispiel die vollen 16 Prozent ab. Und Versandkosten werden nur bei einem Warenwert unter 20 Euro fällig. Doch warum liefert Globetrotter die Waren nicht direkt ab Deutschland zu günstigeren Konditionen? Vom deutschen Mutterhaus erhielt der K-Tipp keine Auskunft.
Dafür antwortete Hannelore Treiber, Mitinhaberin der Firma TVM in Düdingen: «Von der Schweiz aus können wir den besseren Service bieten. So können Schweizer Kunden die Ware, wenn etwas nicht passt, an uns zurückschicken. Das ist billiger und weniger umständlich.»
Trotzdem: Dass TVM für diesen Service und fürs Verzollen die deutsche Mehrwertsteuer von 16 Prozent einsackt und einen Wechselkurs-Zuschlag von rund 30 Prozent erhebt, ärgert viele Schweizer Globetrotter- Kunden. Beachten Sie deshalb vor dem Bestellen die wichtigsten Tipps.
Mehrwertsteuer abziehen lassen
- Meiden Sie Versandhäuser, die von Schweizer Kunden Zuschläge verlangen.
- Bestellen Sie auch nicht bei Versandhäusern, die die Frankenpreise, Steuern und Zölle nicht klar deklarieren.
- Stellen Sie sicher, dass das ausländische Versandhaus die dortige Mehrwertsteuer abzieht.
- Fragen Sie nach den Versandkosten.
- Vergessen Sie nicht, dass Zollabgaben fällig werden könnten. Auskunft geben die Zollkreisdirektionen: Tel. 061 287 11 11 und Tel. 052 633 11 11.
Mail-Adressen finden Sie unter www.zoll.admin.ch/d/ auskunft.htm.
Beträge unter 5 Franken treibt der Zoll nicht ein.
- Genau gleich ist es bei der Schweizer Mehrwertsteuer: Beträge unter 5 Franken werden nicht berechnet.
- Kostet indessen der Zoll oder die Mehrwertsteuer mehr als 5 Franken, verlangt die Post für ihre Umtriebe die so genannte Postvorweisungstaxe von 10 Franken. Diese Beträge treibt die Post ein, indem sie die Ware per Nachnahme zustellt.