Garagisten reiben sich die Hände
Inhalt
K-Tipp 19/2001
14.11.2001
K-Tipp-Stichprobe Massive Preisunterschiede für Pneuwechsel, Radwechsel und Abgaswartung
Für die gleiche Dienstleistung verlangen Garagisten sehr unterschiedliche Preise, wie eine K-Tipp-Stichprobe zeigt. Was für den Autogewerbeverband gesunde Konkurrenz ist, grenzt für den TCS an Gaunerei.
Markus Kellenberger mkellenberger@ktipp.ch
Es ist Zeit: Wer jetzt nicht von Sommer- auf Winterreifen wechselt, den straft spätestens der erste Schneefall. Doc...
K-Tipp-Stichprobe Massive Preisunterschiede für Pneuwechsel, Radwechsel und Abgaswartung
Für die gleiche Dienstleistung verlangen Garagisten sehr unterschiedliche Preise, wie eine K-Tipp-Stichprobe zeigt. Was für den Autogewerbeverband gesunde Konkurrenz ist, grenzt für den TCS an Gaunerei.
Markus Kellenberger mkellenberger@ktipp.ch
Es ist Zeit: Wer jetzt nicht von Sommer- auf Winterreifen wechselt, den straft spätestens der erste Schneefall. Doch auch wer einfach mit dem Wagen in die Stammgarage fährt, um den Wechsel vorzunehmen, wird möglicherweise bestraft.
Grund: Nur wer erst verschiedene Angebote prüft, kann bei einem Reifenwechsel, bei dem die Sommerpneus von den Felgen ab- und die Winterreifen aufgezogen werden, viel Geld sparen. Zum Beispiel in der Stadt Bern bis zu 48 Franken, wie die Stichprobe des K-Tipp zeigt.
Sparen kann auch, wer seine Pneus fixfertig auf Felgen montiert hat und deshalb nur die Räder wechseln muss. Der grösste Preisunterschied zwischen dem billigsten (22 Franken) und dem teuersten (45 Franken) Angebot findet sich in Herisau AR: satte 23 Franken. Damit können in den günstigen Garagen im Frühling gleich wieder die Sommerräder montiert werden - inklusive Trinkgeld.
Der Günstigste wechselt vier Räder für 20 Franken
Die grosse Preisspanne für exakt die gleiche Dienstleistung begründen Garagisten nicht immer plausibel. Zwei Beispiele: Garagist Valdano Pivanti in Zürich bietet im Test mit 20 Franken den billigsten Radwechsel an. «Aber das gilt nur für Stammkunden.» Am teuersten wechselt Harry Krebs in Bern die Räder: «Ich muss pro Rad 10 Franken haben.» Basta! Ähnlich verschieden sind die Erklärungen für die Preisdifferenzen beim Reifenwechsel, der in jeder Garage mit Hilfe einer Maschine innert weniger Minuten erledigt wird. Charles Grütter aus Bern macht das für 60 Franken, weil er auf Kunden angewiesen sei und seinen Preis, gemessen am Aufwand, für fair halte.
Fast das Doppelte für diesen Service verlangt die Garage Fred Benninger, ebenfalls in Bern. Aber: «Es kommt aufs Auto an, auf die Felgen, wie sauber sie sind, auf den Zeitaufwand, ob die Pneus bei uns gekauft wurden etc. etc. etc.», erklärt Benninger. «Das Ganze kann also durchaus auch sehr viel weniger kosten.»
Die Willkür der Preisgestaltung grenzt für Daniel Burch vom TCS in vielen Fällen an Gaunerei. «Ein Rad- oder Reifenwechsel», meint er, «beschert jeder Garage in etwa den gleichen Aufwand.»
Sein Spartipp: «Pneuhäuser und die Servicestellen von Grossverteilern haben in der Regel deutlich günstigere Tarife als Garagen.» Ähnliches gilt für Burch bei den Preisdifferenzen für die obligatorische Abgaswartung, die ebenfalls ein Kriterium bei der K-Tipp-Stichprobe war. Peter Schneider, Direktor des Autogewerbe-Verbandes AGVS, interpretiert die Preisunterschiede völlig anders. Für ihn sind sie die «besten Zeichen für einen funktionierenden Wettbewerb».
An einem solchen hat der Verband durchaus Interesse. Denn: «Wir machen keinen Hehl daraus, dass es derzeit in der Schweiz zu viele Garagen gibt», so Schneider. Eine Flurbereinigung dränge sich in den nächsten Jahren auf. Die Preise im Service-Bereich, zu dem auch Rad- und Reifenwechsel gehören, würden da eine wichtige Rolle spielen. Mit anderen Worten: Die Konsumenten bestimmen, ob Hochpreis-Garagen noch eine Zukunft haben.
So sind Sie mit Ihren Pneus sicher unterwegs
Vom Zustand der Pneus hängt zu einem grossen Teil Ihre Fahrsicherheit ab. Die wichtigsten Tipps für die Reifen:
- Wechseln Sie auf Winterpneus, sobald die Tagestemperaturen mehrheitlich unter 15 Grad fallen. Die weichere Gummimischung der Winterreifen sorgt bei kühlen Temperaturen für gute Bremseigenschaften.
- Prüfen Sie die Profiltiefe regelmässig in den inneren Rillen (Sommerpneus mindestens 1,6 mm, Winterpneus mind. 4 mm). Fahren Sie Winterpneus mit 4 und weniger Millimeter Profiltiefe im Frühling und Sommer aus.
- Prüfen Sie monatlich den Reifendruck am kalten Pneu und passen Sie ihn der jeweiligen Belastung (Gepäck, lange Autobahnfahrten) an. Die entsprechenden Angaben stehen im Handbuch Ihres Autos. Reserverad nicht vergessen.
- Erhöhen Sie den Reifendruck bis zu 0,5 bar über dem Mindestdruck. Das senkt Benzinverbrauch und Pneuverschleiss.
- Verwenden Sie immer vier gleiche Pneus (Sommer- oder Winterreifen). Falls Sie das nicht tun: Montieren Sie die «besseren» Pneus immer an den Hinterrädern - auch wenn Ihr Auto Vorderradantrieb hat. Die Hinterachse sorgt für die nötige Fahrstabilität.
- Tauschen Sie Ihre Reifen alle 5000 bis 10 000 Fahrkilometer seitengleich zwischen Vorder- und Hinterrädern aus. Das führt zu einem gleichmässigen Verschleiss.
- Ersetzen Sie Pneus, die älter als 8 Jahre sind, selbst wenn die Profiltiefe noch genügt. Das Alter Ihrer Pneus können Sie am Reifen hinter den Buchstaben DOT ablesen. In einem ovalen Rahmen stehen Ziffern und eventuell ein Symbol. Die ersten zwei geben die Produktionswoche an, die andere das Jahr. Ein Dreieck hinter der letzten Zahl deutet auf eine Produktion in den 90er-Jahren hin. Beispiele: 045 = 4. Woche 1985 (Pneus aus den 80er-Jahren haben nur drei Ziffern); 045 = 4. Woche 1995; 0401 = 4. Woche 2001.
Pneu-Kauf - Das gehört nicht auf die Rechnung
Ähnlich wie beim Kleinmaterial für Reparaturen (K-Tipp 16/01) verrechnen einige Garagisten ihren Kunden bei der Montage neuer Pneus unnötige Positionen. Der TCS empfiehlt in seiner Broschüre «Winterreifen 2001» auf folgende Punkte zu achten respektive sie nicht zu akzeptieren:
- Ventil-Waschen: Ist bei neuen Ventilen überflüssig.
- Stickstofffüllung: Verlangen Sie grundsätzlich eine normale und kostenlose Luftfüllung der Pneus (auch für alte Pneus). Der Vorteil einer Stickstofffüllung (langsamerer Druckverlust) ist zu gering, um dafür zu bezahlen.
- Entsorgungskosten für die alten Pneus: Diese sollten laut TCS im Preis neuer Reifen inbegriffen sein.
- Bei Rabatt für neue Pneus: Dieser muss auf dem angeschriebenen Verkaufspreis des Händlers basieren und nicht auf dem vom Pneu-Importeur vorgeschlagenen Richtpreis. Ein Rabatt auf dem Richtpreis wäre unzulässige Kundenfängerei.
Vergleichen Sie die Preise - und sparen Sie viel Geld
Der K-Tipp hat in Zürich, Bern und Herisau AR je 10 Garagen nach den Preisen für Pneu- und Radwechsel befragt. Fazit: Für die gleiche Dienstleistung verlangt jede Garage einen anderen Preis. Zudem geht aus der Tabelle klar hervor, dass die Durchschnittspreise in grossen Städten wie Bern und Zürich höher liegen als im ländlichen Herisau.
In der gleichen Umfrage hat sich der K-Tipp nach dem Preis für eine komplette Abgaswartung an einem Mittelklassewagen mit Benzinmotor erkundigt. Auch hier zeigt sich: Die Preise variieren stark von Garage zu Garage. Die technischen 0Unterschiede der einzelnen Modelle führen zwar durchaus zu unterschiedlichen Preisen für die Abgaswartung, wie der TCS festhält. Doch damit lasse sich die in der Umfrage festgestellte Preisspanne kaum rechtfertigen. Der TCS und auch der Autogewerbe-Verband der Schweiz AGVS empfehlen, die Abgaswartung mit einem Service zu kombinieren. Meist werden dann nur die Kosten für die Messung berechnet.