Gen-Food lässt Menschen weiter hungern
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K-Tipp 1/2000
12.01.2000
Editorial von Urs P. Gasche
Ins neue Jahrtausend begleitet uns ein Skandal, der uns schon lange beschäftigt. Nur wenige Flugstunden entfernt hungern Hunderte von Millionen Menschen. Die Gen-Food-Industrie scheut sich nicht, daraus Profit zu schlagen, und appelliert ans schlechte Gewissen: "Das Hunger-Problem auf der Welt lässt sich nur mit gentechnisch veränderter Nahrung lösen", behaupten ihre PR-Strategen. Deshalb solle der kleinliche Streit um Risiken endlich aufhören. Dieses Arg...
Editorial von Urs P. Gasche
Ins neue Jahrtausend begleitet uns ein Skandal, der uns schon lange beschäftigt. Nur wenige Flugstunden entfernt hungern Hunderte von Millionen Menschen. Die Gen-Food-Industrie scheut sich nicht, daraus Profit zu schlagen, und appelliert ans schlechte Gewissen: "Das Hunger-Problem auf der Welt lässt sich nur mit gentechnisch veränderter Nahrung lösen", behaupten ihre PR-Strategen. Deshalb solle der kleinliche Streit um Risiken endlich aufhören. Dieses Argument ist scheinheilig. Erstens sind die Erträge der "Roundup"- und "bt"-Sorten bisher nicht höher. Zweitens hungern die Millionen nicht, weil es zu wenig zu essen gibt. Noch nie wurde weltweit - pro Kopf - so viel Getreide, Gemüse oder Fleisch produziert wie heute. Nur: Die Hungernden haben kein Geld, um diese Nahrungsmittel zu kaufen. Bei den Medikamenten ist es das Gleiche. Es gibt genug davon. Nur können sich die kranken Hungernden diese nicht leisten. Schuld am Hunger ist also in erster Linie die Armut. Daran ändert auch die genmanipulierte Nahrung nichts. Im Gegenteil: Gen-Food ist teurer. Und die Gen- Industrie will das Saatgut erst noch so manipulieren, dass die Bauern jedes Jahr neues kaufen müssen. "Gen-Food gegen den Hunger": Mit diesem Argument will sich die Gen-Industrie freie Bahn schaffen für ihre Geschäfte. Das ist bedenklich. Wer gegen die Armut wirklich etwas tun will, muss unter anderem dazu bereit sein, für Textilien, Leder, Kupfer, Ananas, Bananen oder Kaffee einen fairen Preis zu zahlen. Havelaar-Produkte sind dazu ein Anfang.