Glasklar spült kein Mittel
Inhalt
K-Tipp 15/2000
20.09.2000
20 Hand-Geschirrspülmittel im K-Tip-Test: Nur vier Produkte waschen gut ab
Viele Speisen und Getränke hinterlassen hartnäckige Flecken auf Tellern, Gläsern und Besteck. Der K-Tip liess 20 Handabwaschmittel testen und sagt, welche diesen Überbleibseln zuverlässig den Garaus machen.
Thomas Vogel tvogel@k-tip.ch
Es war eine tolle Party. Bis spät in die Nacht wurde gefestet und gegessen. Das böse Erwachen folgt erst am nächsten Morgen. Abgesehen ...
20 Hand-Geschirrspülmittel im K-Tip-Test: Nur vier Produkte waschen gut ab
Viele Speisen und Getränke hinterlassen hartnäckige Flecken auf Tellern, Gläsern und Besteck. Der K-Tip liess 20 Handabwaschmittel testen und sagt, welche diesen Überbleibseln zuverlässig den Garaus machen.
Thomas Vogel tvogel@k-tip.ch
Es war eine tolle Party. Bis spät in die Nacht wurde gefestet und gegessen. Das böse Erwachen folgt erst am nächsten Morgen. Abgesehen vom eigenen Kater schockiert Sie vor allem der Berg dreckigen Geschirrs, die schmutzigen Gläser und die verklebten Gabeln und Messer. Doch da müssen Sie durch.
Zum Glück haben Sie ein gutes Handabwaschmittel, da fällt die Arbeit gleich leichter. Dennoch kriegen Sie Gläser nie so richtig sauber. Woran mag das liegen?
Der K-Tip wollte es genau wissen. Die Redaktion hat deshalb fünf Tester des deutschen Institutes für Produktforschung und Information (ipi) zum Abwaschen «verknurrt». Zuvor beschmutzte das Prüfinstitut jeweils 4 Gläser, 21 Teller und Tassen sowie 8 Gabeln und Löffel mit Haferflocken, Eigelb, eingekochter Milch, Hackfleisch, Margarine, Spinat und Tee.
Das verdreckte Geschirr weichten die Tester in 50 Grad warmes Wasser ein, gaben die vom Hersteller empfohlene Menge Spülmittel dazu und versuchten den aufgeweichten Schmutz vom Geschirr zu entfernen - und zwar mit Wischbewegungen, die in der Testanlage genau vorgegeben waren.
Das gelang nicht mit allen 20 Mitteln gleich gut. Nur vier erhielten deshalb im Kriterium Waschkraft die Note «gut»:
- Vel Citron
- Solo mit echtem Zitronensaft
- Palmolive
- Palmolive Ultra Original
Der Test zeigte klar: Es ist nicht Ihre Schuld, wenn Sie die Gläser nicht lupenrein kriegen. Keines der 20 getesteten Produkte schaffte nämlich eine genügende Note im Teilkriterium «Waschkraft Glas». Für diese Prüfung kochte das Testlabor in den Gläsern Milch auf. Die eingekochte Milch sollten die Testabwascher mit wenigen Bürstbewegungen lösen und ausspülen. Das gelang nicht.
Hingegen hatte keines der Mittel Schwierigkeiten, Porzellan - also Teller und Tassen - zu reinigen.
Ebenfalls ein Knackpunkt war für die Mittel das Besteck. Da zeigten sich die grössten Unterschiede. Während Handy Concentré und Vel Citron mit den mit Eigelb und Haferflocken verschmutzten Gabeln und Löffeln keine Schwierigkeiten hatten, klebten nach der Wäsche mit den restlichen Produkten noch Speisereste am Besteck.
Colgate Palmolive als Hersteller der Palmolive-Produkte sowie des Vel-Citron-Reinigers zweifelt die Resultate an. Die Firma Colgate glaubt, das vom K-Tip gewählte Prüfverfahren benachteilige ihre Palmolive-Produkte.
Wer Gläser nicht abtrocknet, muss mit Wasserflecken rechnen
Mit dem Abwaschen alleine ist es aber nicht getan. Viele Hausfrauen und Hausmänner trocknen nämlich das Geschirr nicht ab, sondern lassen es abtropfen. Da ist ein Reiniger gefragt, der das Wasser zuverlässig abperlen lässt, ohne Wasserflecken zu hinterlassen.
Als einziges Produkt verpasste Vel Citron im Kriterium «Trocknung» die Note «gut».
Gläser bereiteten auch beim Trocknenlassen die meisten Probleme. Die folgenden sechs Produkte hinterliessen auf Gläsern Wasserflecken und erhielten deshalb in diesem Prüfkriterium nur das Teilurteil «genügend»:
- Solo mit echtem Zitronensaft
- Vel Citron
- Domal Terey
- Handy Concentré
- MPlus Concentré
- Pril Apple fresh
So genannte Tenside bewirken, dass Wasser gut abtropft. Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Konkret: Diese Tenside bleiben auf dem Geschirr zurück und landen beim nächsten Essen im Magen.
Prompt kam bereits in den Fünfzigerjahren die Frage auf, wie viel Spülmittel auf dem Geschirr zurück- bleibt und wie gefährlich diese Rückstände sind. Erste Untersuchungen führten aber zur Entwarnung: Durch tägliches Zähneputzen nehme der Mensch mehr Tenside auf als durch Rückstände von Spülmitteln auf dem Teller, hiess es.
Gleichwohl führten Wissenschaftler einen Test durch. Sie fütterten Ratten und Schweine mit beträchtlichen Mengen der in Geschirrspülmitteln enthaltenen Tenside. Ergebnis: Sie konnten weder eine gesundheitsschädigende Nebenwirkung noch eine Anreicherung der Substanzen im Körper nachweisen.
Die Dosierung macht den Preis
Fast ebenso wichtig wie das Putzergebnis sind die Kosten, die zum Resultat führen. Lassen Sie sich nicht von einem günstigen Preis täuschen: Die Dosierung macht den Preis. Die Preisspanne der Testprodukte reicht von 18 bis 110 Rappen pro Deziliter Flascheninhalt.
So kostet zum Beispiel Vel Citron, das erste pro Deziliter 32 Rappen. Es gehört damit nicht zu den günstigsten Produkten.
Umgerechnet auf die Menge Geschirr, die Sie damit abwaschen können, ergibt sich aber ein ganz anderes Bild. Denn mit dem Produkt können Sie 31 Spülgänge pro Deziliter Flascheninhalt machen. Das ergibt einen Preis von 10,3 Rappen für zehn Spülgänge. Damit belegt dieses Produkt punkto Sparsamkeit den Spitzenplatz.
Im Gegensatz dazu das günstigste Mittel pro Deziliter Flascheninhalt, Domal Terey. Ein Deziliter des Produkts kommt auf 18 Rappen zu stehen. Damit können Sie aber mit korrekter Dosierung (gemäss Angaben auf der Flasche) nur 11 Spülgänge machen. Es ist also in der Anwendung teurer.
Trotz Farb- und Duftstoffen unproblematisch für die Umwelt
Keine Probleme bereiten die HandGeschirrspülmittel der Umwelt. «Natürlich enthalten gewisse Mittel Farb- und Duftstoffe, die unsere Gewässer nicht unbedingt benötigen. Und man kann sich zu Recht fragen, wieso ein Abwaschmittel Farbstoffe enthalten muss», gibt Edwin Müller vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Buwal) zu bedenken. Dennoch: «Es sind aus unserer Sicht die unproblematischsten Reinigungsmittel überhaupt.»
Fazit: Die meisten Handabwaschmittel reinigen Ihr Geschirr mit wenigen Tropfen gut. Es gibt deshalb keinen Grund, das teuerste Produkt zu kaufen. Es ist nämlich gar nicht der Reiniger allein, der Ihr Geschirr sauber kriegt: Den grössten Teil der Arbeit erledigt die mechanische Bewegung des Bürstens oder Reibens mit einem Lappen.
AntibakteriellE Reiniger - Keimtötende Zusätze sind unnötig
Mit antibakteriellen Zusätzen sollen viele Artikel des täglichen Gebrauchs Infektionsgefahren bannen und das Leben sicherer machen. Diese Zusätze sind jedoch überflüssig. Sie erhöhen gemäss der deutschen Stiftung Warentest nur das Allergierisiko.
Zwar treten an manchen Stellen - speziell im Bereich des Spültrogs - vermehrt Keime auf, diese sind jedoch im Normalfall harmlos. Zusätzlich tötet der Spülvorgang mit heissem Wasser einen Grossteil der Keime ab.
Antibakterielle Reiniger bergen vielmehr eine neue Gefahr: Neuste Erkenntnisse zeigen, dass ein Zusammenhang bestehen könnte zwischen übertriebener Hygiene und der Anfälligkeit für Allergien. Einige Hersteller setzen in Haushaltsreinigern und Abwaschmitteln D-Limonen, Geraniol und Benzalkoniumchlorid als desinfizierende Substanzen ein. Vor allem die letzten beiden sind bekannte allergienauslösende Stoffe.
Colgate Palmolive, Hersteller des Produkts Palmolive Antibakteriell, lässt die Kritik nicht gelten: «Die Inhaltsstoffe unserer antibakteriellen Reinigungsmittel wirken schonend und stellen keinerlei Gefahr für den Verbraucher dar.» Das Allergierisiko sei nicht höher als bei den normalen Wasch- und Reinigungsmitteln.
Quelle: Test, Ausgabe 6/2000, Stiftung Warentest, erhältlich für Fr. 9.- inkl. Versandspesen bei der Stiftung für Konsumentenschutz SKS, Postfach, 3000 Bern, Tel. 031 307 40 40.