«Glücks-Eier» aus dem Käfig
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K-Tipp 15/2001
19.09.2001
Coop-Backwaren Kunden werden über die Herkunft der Eier falsch informiert
Für Gebäck nur noch Eier von «glücklichen» Hühnern - das hat Coop laut angekündigt. Aber: Coop verwendet für Zöpfe und Kuchen noch immer Eier aus Batterie-Haltung.
Pia Seiler pseiler@ktipp.ch
Ein goldgelber Butterzopf, daneben drei im Gras scharrende Hennen: Ungläubig bleibt Max Müller (Name geändert) an diesen Fotos in der «Coop-Zeitung» vom August hängen. Ungl...
Coop-Backwaren Kunden werden über die Herkunft der Eier falsch informiert
Für Gebäck nur noch Eier von «glücklichen» Hühnern - das hat Coop laut angekündigt. Aber: Coop verwendet für Zöpfe und Kuchen noch immer Eier aus Batterie-Haltung.
Pia Seiler pseiler@ktipp.ch
Ein goldgelber Butterzopf, daneben drei im Gras scharrende Hennen: Ungläubig bleibt Max Müller (Name geändert) an diesen Fotos in der «Coop-Zeitung» vom August hängen. Ungläubig liest er auch den Text: «Coop-Bäckereien verwenden für ihre Backwaren ausschliesslich Eier von Hühnern aus Boden- oder Freilandhaltung.»
Müller arbeitet in der Eierbranche. Er weiss, dass Bäckereien, Hotelküchen und Nahrungsmittel-Hersteller noch immer vorwiegend ausländische Eier aus Käfighaltung verwenden. Das ist erlaubt, auch ohne Deklaration.
Alois Mettler, Geschäftsführer von GalloSuisse, der Vereinigung der Eierproduzenten, nennt die Zahlen dazu: Die Schweizer Nahrungsmittel-Industrie hat im letzten Jahr 483 Millionen Eier verarbeitet - 458 Millionen ausländische, die meisten davon aus Käfighaltung.
Max Müller wills genau wissen. Und tatsächlich: Bei seiner nächsten Lieferung für den Gallus-Markt in St. Gallen entdeckt er im Abfall der Coop-Bäckerei leere Packungen für pasteurisierte Eimasse mit der Aufschrift «Eier aus Käfighaltung».
Ein Ausrutscher? Müller fragt bei den Coop-Bäckern nach. «Sie sagten, solche Packungen seien regelmässig unter den Lieferungen.»
Dabei hat Coop im März 2001 entschieden, den gesamten Bedarf an Eimasse in allen Coop-Bäckereien auf Bodenhaltungs-Niveau umzustellen. «Es ist leider nicht zu verhindern, dass bei Umstellungen zwischenzeitlich noch die alten Ausgangsprodukte anzutreffen sind», erklärt Coop-Sprecher Jörg Birnstiel.
Ab wann nun genau verwendet Coop keine Käfigeier mehr? Das hänge von den «restlichen Lagerbeständen und den Lieferkapazitäten der Produzenten» ab, sagt Birnstiel.
Das kann noch lange dauern. Hauptlieferant Rudolf Schmid hat «ein grosses Beschaffungsproblem» für Bodenhaltungs-Eier mit garantierter Rückverfolgbarkeit. Der Chef von Lüchinger + Schmid, dem grössten eierverarbeitenden Betrieb der Schweiz, bezieht die Eier grösstenteils aus dem Ausland. «Und dort gibt es kaum etwas anderes als Batteriehaltung», so Schmid. Die Schweiz wiederum liefere «schlicht und einfach zu wenig Eier». Trotz der Engpässe hat Schmid ein ehrgeiziges Ziel: «Bis Anfang 2002 wollen wir zu 75 Prozent Eier aus Bodenhaltung verarbeiten.»
Der Grund: Neben Coop will neuerdings auch Migros keine Käfigeier mehr - dies in den Betrieben Jowa, Elsa und Midor bis spätestens Januar 2002, so Migros-Sprecherin Maja Amrein.
Die Massnahme betrifft jedoch nur einige inländische Betriebe von Coop und Migros. Für Schweizer Produkte gilt für Alois Mettler von GalloSuisse ansonsten: «Wenn auf der Zutatenliste nur ?Eier? steht, sind sicher Käfigeier drin.» Ausländische Produkte enthalten laut Mettler «fast zu hundert Prozent» Käfigeier.
Entscheidend ist dabei der Preis. «Der Eiermarkt ist brutal, da geht es um Zehntelsrappen», sagt Rudolf Schmid. Ein Käfigei ist bereits ab 7 Rappen zu haben - je nach Angebot heute in Polen, morgen in Holland, Frankreich, Indien oder Südafrika. «Hauptsache, das Guetzli aus Holland oder die Mayonnaise aus Frankreich ist konkurrenzfähig», sagt Alois Mettler. «Artgerechte Tierhaltung ist da noch weitgehend ein Fremdwort.»
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Hühner-Haltung - Verpönte Käfige
- In der Schweiz ist Käfighaltung seit zehn Jahren verboten. Import-Eier hingegen dürfen noch aus Lege-Batterien stammen. Schweizer Konsumenten kaufen eher Bodenhaltungs- oder Freilandeier. Als einer der letzten Anbieter verzichtet nun auch Denner auf Importeier aus Käfighaltung.
- In Fertigprodukten muss weder Herkunft noch Tierhaltung deklariert sein (ausser bei über 50 Prozent Eieranteil).
- Bei Schaleneiern hingegen muss die Herkunft auf der Packung stehen, für Käfigeier zudem: «Aus in der Schweiz nicht zugelassener Käfighaltung».
