Gratis nach Paris - nur ein Traum
Wer eine Zeitschrift abonniert, wird mit Gratisferien belohnt: Damit ködert die Firma Mirabo Neukunden. Aber längst nicht alle Versprechen werden eingehalten.
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K-Tipp 8/2007
25.04.2007
Thomas Heer
Ans Telefongespräch vom 3. Januar erinnert sich Rolf Mundwiler aus Oberdiessbach BE noch genau. «Ein freundlicher Herr erzählte, mir würden eine Woche Gratisferien zustehen, falls ich ein Zeitschriftenabonnement löse.» Mundwiler akzeptierte den Handel: ein Jahresabo der Zeitschrift «Geo», als Bonus eine Woche Gratisferien in Paris.
Doch ein Brief der Mirabo AG - ein Ableger des deutschen Burda-Konzerns - liess Mundwilers Ferienträume Ende März jäh platzen. Die Firma tei...
Ans Telefongespräch vom 3. Januar erinnert sich Rolf Mundwiler aus Oberdiessbach BE noch genau. «Ein freundlicher Herr erzählte, mir würden eine Woche Gratisferien zustehen, falls ich ein Zeitschriftenabonnement löse.» Mundwiler akzeptierte den Handel: ein Jahresabo der Zeitschrift «Geo», als Bonus eine Woche Gratisferien in Paris.
Doch ein Brief der Mirabo AG - ein Ableger des deutschen Burda-Konzerns - liess Mundwilers Ferienträume Ende März jäh platzen. Die Firma teilte ihm mit, der Vertragsabschluss mit der Ferienanlage in der Nähe von Paris sei nicht zustande gekommen. Und entschuldigte sich.
Im Gegensatz zu Mundwiler, der die «Geo»-Rechnung glücklicherweise nie beglich, hatte Rosmarie Rüfenacht aus Rüti ZH ihr «Glücksrevue»-Abo bereits bezahlt, als die Absage eintraf. Sie ärgert sich: «Hätte ich gewusst, dass das mit Paris nichts wird, hätte ich nicht bestellt.»
Auch Susanne Möschli aus Bättwil SO zählt zu den Enttäuschten, die nicht nach Paris reisen können.
Teilnahme an der Präsentation ist Pflicht
Die Mirabo AG hält nun für die Geprellten eine Alternative bereit: In Zusammenarbeit mit der deutschen Firma Haasler Promotion werden Reisen auf die Kanarischen Inseln oder Malta angeboten. Und die haben es in sich.
Wer wie Möschli aus Deutschland einen Urlaubsgutschein erhält, bekommt gleichzeitig die allgemeinen Vertragsbedingungen. Stutzig macht vor allem Punkt 9. Danach müssen sich die Gäste verpflichten, während des Gratisaufenthalts an einer Präsentation der Ferienanlage teilzunehmen.
Eine Klausel dieser Art sollte hellhörig machen. Sie ist in der Regel Türöffner für eine Konsumentenfalle - das sogenannte Time-Sharing - vor welcher der K-Tipp seit Jahren warnt.
«Clubmitgliedschaft» heisst Time-Sharing
Denn die Absicht der Geschäftsleute ist klar: Gratisferien-Touristen sollen zu Teilhabern des Resorts gemacht werden. Das gilt wahrscheinlich auch für den Club Montecastillo auf Fuerteventura, der von der Haasler Promotion angepriesen wird.
Darauf deutet auch ein Hinweis auf der Haasler-Homepage im Internet. Dort steht, anlässlich der erwähnten «Präsentation der Ferienanlage» würden den Gästen «auch die erstaunlichen Vorteile einer Clubmitgliedschaft nicht vorenthalten». Und «Clubmitgliedschaft» bedeutet nichts anderes als Time-Sharing.
Hände weg von Time-Sharing-Verträgen!
Time-Sharing bedeutet Teilzeit-Wohnrecht für eine oder zwei Wochen. Dieses Anrecht kann man Jahr für Jahr (meist 50 Jahre lang) in einer Ferienanlage einlösen. In der übrigen Zeit wird die Wohnung von anderen Time-Sharing-Kunden genutzt. Die deutsche Verbraucherzentrale Hamburg rät: «Auf keinen Fall einen Time-Sharing-Vertrag unterzeichnen.
Die Unterschrift kommt teuer, und die Spätfolgen sind unkalkulierbar.»
Zwar betonen die Verkäufer stets, Time-Sharing sei auf die Dauer die günstigere Ferienform als einzelne Hotelbuchungen. Doch die deutsche Stiftung Warentest bezeichnet diese Ferienform als «nicht wirtschaftlich».
Unzufriedene Besitzer können ihre Anteile praktisch nicht verkaufen. Sie seien «ein Klotz am Bein, den man nicht los-wird», so die Verbraucherzentrale Hamburg.
Die deutsche Stiftung Warentest schreibt, für den Verkauf der Wohnrechte gebe es keinen funktionierenden Zweitmarkt. Wer trotzdem verkaufen will, kann nochmals ins Messer laufen.
Das deutsche Bundeskriminalamt hat vor Betrügern gewarnt, die Verkaufswilligen so glaubhaft vorgaukeln, einen Käufer gefunden zu haben, dass die Opfer bereitwillig Tausende von Franken für angeblich nötige Urkunden und Gebühren überweisen. Das Geld ist regelmässig verloren, weil sich die Schlawiner damit aus dem Staub machen.