Gratisschule: Schön wärs!
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K-Tipp 13/2002
21.08.2002
Der Unterricht an den Volksschulen ist laut Verfassung gratis. Trotzdem zwingen die Behörden die Eltern, einen Teil der Schulkosten selbst zu übernehmen.
Pirmin Schilliger redaktion@ktipp.ch
Die Bundesverfassung sagt es klipp und klar: «Der Grundschulunterricht ist unentgeltlich.» Folglich sind auch Lernmaterialien wie Bücher, Hefte und Bleistifte kostenlos. Trotzdem gibt es für die Eltern Schulkosten, zum Beispiel für Exkursionen, Schulreisen, Lager, Eintrit...
Der Unterricht an den Volksschulen ist laut Verfassung gratis. Trotzdem zwingen die Behörden die Eltern, einen Teil der Schulkosten selbst zu übernehmen.
Pirmin Schilliger redaktion@ktipp.ch
Die Bundesverfassung sagt es klipp und klar: «Der Grundschulunterricht ist unentgeltlich.» Folglich sind auch Lernmaterialien wie Bücher, Hefte und Bleistifte kostenlos. Trotzdem gibt es für die Eltern Schulkosten, zum Beispiel für Exkursionen, Schulreisen, Lager, Eintritte ins Kino oder Theater, für Verbrauchsmaterialien im Basteln, Werken oder Kochen oder allenfalls für Nachhilfestunden.
«Laut den kantonalen Schulgesetzen darf ein Teil jener Kosten, die nicht den Grundschulunterricht betreffen, auf die Eltern überwälzt werden», sagt Martin Stauffer von der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK). «Das sind Auslagen vor allem für Exkursionen, Schullager, Konsultationen des Schulpsychologischen Dienstes und Ähnliches.»
«Das ist eine Frage der Interpretation»
Die meisten Kantone delegieren den Entscheid an die Gemeinden. Wie viel die Eltern tatsächlich bezahlen müssen, ist in manchen Gemeinden sogar von Schulhaus zu Schulhaus unterschiedlich.
Nach Ansicht von Stauffer «wäre es unzulässig, wenn Eltern für die Lernmittel bezahlen müssten. Ab einer gewissen Zahl Hefte und Bleistifte dürfte dafür aber schon etwas verlangt werden - da besteht ein gewisser Interpretationsspielraum.»
Was aber passiert, wenn sich Eltern weigern, einen Anteil an den Kosten für Exkursionen und den Werkunterricht zu übernehmen? Stauffer: «Theoretisch könnten sie gebüsst werden. Nur sind mir keine solchen Fälle bekannt.»
Viele Gemeinden versuchen, zumindest einen Teil der steigenden Schulkosten auf die Eltern abzuwälzen. Über die Höhe solcher Kosten werden keine Statistiken geführt, weder bei der EDK noch bei der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF).
Die Primarschule Kriens LU versuchte vor vier Jahren in einer Umfrage genauere Zahlen zu ermitteln. Resultat: Die Eltern gaben 60 Franken für Schulmaterial, Lehrmittel, Eintritte, Schulreisen und Exkursionen pro Kind und Jahr aus. Damit ist aber noch nicht alles erfasst. Aufs Portemonnaie der Eltern drücken, wie eine Umfrage des K-Tipp in einem Dutzend grösserer Gemeinden ergibt, noch weitere Posten:
- Lehrmittel und Schulmaterial: Zwar sind Bücher und Hefte tatsächlich in allen Schulen gratis, aber bereits für Bleistifte, Farbstifte, Lineal oder Füllfederhalter
fallen Kosten an. In Sempach LU etwa für einen Füllfederhalter 17 Franken, wenn er über die Schule bezogen wird. Er kann auch selber gekauft werden, ist dann aber meistens noch teurer.
Zusehends Sorgen bereitet den Schulmaterialverwaltern der unsorgfältige Gebrauch. Um sich dagegen zu wappnen, heisst es zum Beispiel in Grossaffoltern BE: «Wir behalten uns vor, allfällige Verluste und mutwillige Beschädigungen den Eltern in Rechnung zu stellen.» In Köniz BE werden ab dem dritten Bleistift pro Jahr die Eltern zur Kasse gebeten.
- Handarbeit, Werken und Kochschule: Die Beiträge für die in diesen Fächern benötigten Materialien schwanken im Schnitt zwischen 10 und 30 Franken. Für ein Essen in der Hauswirtschaft werden an vielen Schulen 4 bis 6 Franken eingezogen.
Teuer sind Schulreisen und Klassenlager
- Schulreisen und Exkursionen: Die meisten Schulen haben für die verschiedenen Klassenstufen Maximalbeträge festgelegt. Diese variieren von der 1. bis zur 6. Klasse zwischen 5 und 50 Franken. Für die Oberstufen gelten, weil hier mehrtägige Reisen üblich sind, vielerorts 100 Franken als Grenze.
- Klassenlager während der Schulzeit: Gewisse Gemeinden übernehmen die Hälfte der Kosten. Die Eltern müssen mit 100 bis 150 Franken pro Lager rechnen.
- Nachhilfestunden: Hier sind die Unterschiede besonders gross. In Baar ZG bezahlt man pro Stunde 5 Franken, in Lyss pro Semester 100 Franken. Teurer ist es in Trimbach SO (25 Franken/Stunde).
- Musikunterricht: Zwar subventionieren die meisten Gemeinden den nicht obligatorischen Musikunterricht. Vielerorts wird dabei aber zusätzlich ein Sozialtarif berechnet.
Wenn das Geld nicht reicht
Eltern, die Mühe haben, den Beitrag ans Klassenlager oder Ähnliches zu zahlen, können ein Gesuch an die Schulverwaltung um Übernahme der Kosten stellen. Was aber, wenn das Geld weder für Füllfederhalter noch für Taschenrechner reicht? In diesem Fall sollte man sich ans Sozialamt der Gemeinde wenden.