Das klang verführerisch: «8 % und mehr» hiess es im Prospekt, den die Vermittlerfirma Neutrale Versicherungsbörse aus Pratteln BL im Jahr 2000 streute. «Wir sorgen für Ihre Vorfreude», war da zu lesen, ihr Angebot sei «einfach das Beste, das Sie für Ihr Geld bekommen können».
Einer Frau aus dem Baselbiet ist die Freude gründlich vergangen. Sie investierte im Jahr 2000 auf Anraten der Versicherungsbörse 51 200 Franken. Nach zehn Jahren erhielt sie nur gerade 22 366 Franken ausgezahlt.
Ihr Geld wurde von der Zenith Lebensversicherung verwaltet, und zwar in einer sogenannten Fondspolice. Die Anlage war so dem Auf und Ab der Börse ausgesetzt. «Von einem Risiko war nie die Rede», erinnert sich die Frau.
Typisch für Fondspolicen sind hohe Kosten. Vom Anfangsbetrag gingen gleich zu Beginn 1200 Franken für die Stempelabgabe weg und dann nochmals über 5000 Franken für interne Aufwendungen der Versicherung und Verkaufsprovisionen.
Tipps:
- Mit Lebensversicherungen zu sparen, ist teuer und nicht empfehlenswert.
- Hohe Renditeaussichten sind immer mit einem erhöhten Risiko verbunden.
Auch ein Unternehmer aus dem Kanton Schwyz ging einem freien Vermittler in die Falle. Der Mann investierte 50 000 Euro in ein verschachteltes Versicherungsprodukt namens Swiss Select Life. Es versprach «Sicherheit nach Mass».
Der Verkäufer vermittelte dem Anleger dazu noch einen Kredit der Liechtensteiner Volksbank AG über 125 000 Euro, verleitete ihn also dazu, auf Pump zu spekulieren. Als Sicherheit für ihr Darlehen nahm die Bank die Versicherungspolice.
Als der Wert der Police wider Erwarten nachliess, sank der Wert dieses Pfandes unter den Darlehensbetrag, der Kunde hätte der Bank Geld nachschiessen müssen. Das konnte er nicht, also musste er die Anlage auflösen. Dabei verlor er einen grossen Teil seines eigenen Einsatzes.
Heute ist Swiss Select Life Gegenstand von Gerichtsprozessen. In einem Gerichtsgutachten steht, für die Anleger sei eine positive Rendite angesichts der hohen Kosten und der Verkaufsprovisionen auf vielen Ebenen gar nie möglich gewesen. Im Gegenteil: Verluste seien «sehr wahrscheinlich» gewesen.
Viele Anleger haben ihren ganzen Einsatz verloren und müssen jetzt zudem noch der Bank das Darlehen abstottern. Dazu sagt der Geschädigtenanwalt Hans-Jörg Vogl aus Schaanwald FL: «Das Produkt Swiss Select Life hatte ein kaskadenartiges Provisionssystem und war eine reine Geldvernichtungsmaschine.»
Tipps:
- Bei freien Vermittlern von Finanzprodukten ist äusserste Vorsicht angebracht. Der Grund: Sie leben von Verkaufsprovisionen und sind deshalb an einer guten Aufklärung über die Risiken nicht interessiert.
- Freie Vermittler verkaufen oft exotische Produkte, deren wahre Tragweite sogar sie selber nicht verstehen. Eine gute Beratung über alle Vor- und Nachteile ist so nicht möglich.
- Im konkreten Fall hatte das Produkt eine «Kapitalgarantie» bei Ablauf. Solche Garantien sind nur etwas wert, wenn die Gesellschaft, die die Garantie abgibt, seriös ist und eine gewisse Gewähr bietet, dass es sie auch in Zukunft noch gibt.
- Auch Produktbezeichnungen mit Swiss, Super, Select oder Invest garantieren noch keine Qualität.
- Machen Sie keine Geldanlagen, die Sie nicht bis ins letzte Detail verstehen.
Tückisches Spekulieren auf Pump: Dazu raten nicht nur provisionsgesteuerte Vermittler, sondern auch renommierte Schweizer Institute. Das musste Meinrad S. aus Au ZH erfahren. Er vertraute im April 1999 der damaligen UBS Swiss Life 50 000 Franken an.
Die Versicherung empfahl ihm dazu gleichzeitig ein «Policendarlehen» von weiteren 200 000 Franken, so dass die Anlagesumme insgesamt auf 250 000 Franken stieg.
Darauf gestützt prognostizierte die UBS Swiss Life in einem «Berechnungsbeispiel» einen Endwert nach zehn Jahren von 160 949 Franken – damit also eine Verdreifachung seines eigenen Einsatzes von 50 000 Franken.
Nach zehn Jahre erhielt Meinrad S. aber nur gerade 23 310 Franken ausbezahlt. «Man hat mich über das Risiko nicht aufgeklärt», sagt der Anleger.
Sein Verlust beruht im Wesentlichen auf den Kosten für das Darlehen, denn er zahlte keine direkten Zinsen, sondern liess das Darlehen laufend um den geschuldeten Zins erhöhen.
Zudem fiel ein prognostizierter «Schlussbonus» von 48 691 Franken komplett ins Wasser, weil der Aktienindex SMI bei Vertragsablauf tiefer war als zu Beginn.
Solche Produkte seien damals weit verbreitet gewesen, weiss Florian Schubiger vom unabhängigen Finanzberatungsunternehmen Vermögenspartner AG. «Aus heutiger Sicht muss man sie als haarsträubend bezeichnen.»
Die Swiss Life sagt dazu, der Kunde habe höhere Schuldzinsen gehabt, was ihm «namhafte Steuereinsparungen» gebracht habe.
Tipps:
- Nehmen Sie niemals Geld auf, um damit eine Geldanlage zu tätigen.
- Offerten von Versicherungen enthalten immer schönfärberische Annahmen und nicht garantierte «Überschussanteile». Darauf sollten Sie in keinem Fall bauen.
Swiss Life: Wie zwei Anleger viel Geld verloren haben
Prognosen von Versicherungen sind wenig wert. Das weiss inzwischen auch Josef Grab aus Erlinsbach AG. Seine Mutter investierte im August 2000 bei der Swiss Life 81 692 Franken in das Produkt Temperament.
In den Unterlagen war von einer «rentablen Anlagemöglichkeit» die Rede und von einer «prognostizierten Fondsrendite» von 7 bzw. 8 Prozent, was 151 325 Franken ergeben hätte. Doch die Anlage war für Grabs Mutter alles andere als rentabel:
Nach zehn Jahren erhielt sie noch magere 16 083 Franken ausgezahlt. Die Finanzmarktaufsicht Finma schrieb Grab, «die meisten Gesellschaften» hätten damals «Prognosen mit hohen Zinssätzen gemacht».
Die Anlegerin wurde Opfer eines hässlichen Mechanismus, den der K-Tipp bereits in Ausgabe 1/10 beschrieben hat: Mit sinkenden Aktienkursen wird der inbegriffene Todesfallschutz überproportional teuer. Darüber wurden die Anleger nicht aufgeklärt.
Tipp:
- Die meisten Sparprodukte der Versicherungen enthalten einen Risikoschutz (meistens ein Todesfallkapital). Diesen haben die Kunden aber oft gar nicht nötig. Zudem frisst dieser Risikoschutz die Rendite auf. So gesehen ist es meistens besser, mit Bankprodukten zu sparen.
Auch ein Mann aus Binningen BL wäre mit einem Bankprodukt wohl besser bedient gewesen. Er kaufte ebenfalls die «temperamentvolle» Swiss-Life-Anlage. Aus 102 500 Franken wurden in seinem Fall 51 414 Franken – nachdem man ihn mit einer «prognostizierten Rendite» von 7,2 Prozent gelockt hatte.
«Ich fühle mich über den Tisch gezogen», sagt der Mann heute. Die Swiss Life sagt dazu, es habe in dieser Zeit zwei massive Börsencrashs gegeben. Die Kunden seien «bei Vertragsabschluss transparent und umfassend über Chancen und Risiken des jeweiligen Produktes aufgeklärt» worden.
Tipps:
- Vielen Kunden ist bei Geldanlagen nicht bewusst, dass ihr Investment an die Börse geht und damit auch an Wert verlieren kann. Fragen Sie deshalb immer nach.
- Enttäuschte Anleger betonen immer wieder, sie seien über die Kosten ihrer Anlage nicht aufgeklärt worden. Fragen Sie deshalb immer auch nach den Gebühren und Abzügen.
- Oft ist von Anlegern zu hören, sie seien zu vertrauensselig gewesen und hätten dem Verkäufer geglaubt. Vertrauen und Glauben sind als Basis für eine Geldanlage nicht ausreichend. Es braucht immer auch Skepsis und unabhängige Zweitmeinungen.