Gute Autos für Senioren
ADAC-Tests zeigen: Neue Autos sind für ältere Menschen oft wenig geeignet. Die Gründe: schlechte Rundumsicht, mühsames Ein- und Aussteigen sowie komplizierte Bedienung.
Inhalt
K-Tipp 14/2011
03.09.2011
Letzte Aktualisierung:
06.09.2011
Darko Cetojevic
Der grösste Teil der Neuwagen in der Schweiz wird zwar von Leuten gekauft, die über 55 Jahre sind. Doch die Autohersteller scheint diese Altersgruppe wenig zu interessieren. Das zeigen Tests des Deutschen Automobilclubs ADAC.
Bisher hat der ADAC zwölf Modelle speziell in Bezug auf die Bedürfnisse der älteren Generation getestet. Kein einziges Auto schaffte die Note «sehr gut». Mehr als die Hälfte bekamen nur ein «genügend&...
Der grösste Teil der Neuwagen in der Schweiz wird zwar von Leuten gekauft, die über 55 Jahre sind. Doch die Autohersteller scheint diese Altersgruppe wenig zu interessieren. Das zeigen Tests des Deutschen Automobilclubs ADAC.
Bisher hat der ADAC zwölf Modelle speziell in Bezug auf die Bedürfnisse der älteren Generation getestet. Kein einziges Auto schaffte die Note «sehr gut». Mehr als die Hälfte bekamen nur ein «genügend» – darunter teuere Modelle wie der BMW 3er Kombi und der VW Passat.
Rundumsicht: Hier orteten die Tester die grössten Mängel. Dabei ist die Rundumsicht bei älteren Lenkern ein zentrales Sicherheitskriterium. Das Hauptproblem: Der Blick nach hinten ist oft durch zu kleine Fenster versperrt. Der Ford Focus und der BMW 3er Kombi schneiden in dieser Kategorie am schlechtesten ab. Beim Ford sei wegen der wuchtigen Frontpartie der Bereich unmittelbar vor dem Auto nicht zu sehen. Das Gleiche gilt auch für den BMW – allerdings für den Bereich hinter dem Auto.
Günstigstes Auto mit der besten Sicht
Ganz anders das günstigste Auto im Test: Der Fiat Panda bietet genügend grosse Fenster und damit eine gute Rundumsicht. Dadurch ist das Manövrieren im Verkehr und auf dem Parkplatz einfacher. Dafür erhält er als einziges Auto in dieser Kategorie die Note «gut». In den anderen Kategorien schneidet der Panda allerdings weniger gut ab.
Ein-/Aussteigen: Auch hier hatten die Tester des ADAC einiges zu bemängeln. Zu Audi und BMW heisst es im Testbericht: Wer ins Auto einsteigen oder aussteigen will, müsse «ungewollte Fitnessübungen» in Kauf nehmen. Dafür gabs für die beiden Nobelmarken die Note «schlecht».
Ungenügende Noten bekamen auch der Mercedes C-Klasse und der VW Passat. Problem: Die Sitze sind zu tief platziert.
Dass es auch anders geht, zeigt der Renault Scénic: Durch seine hohe Karrosserie sind die Sitze gut erreichbar. Das mache das Ein- und Aussteigen «zum Kinderspiel», so die Tester.
Trotz der Mängel bei der Rundumsicht und beim Ein-/Aussteigen erhielten diese fünf Automodelle von den ADAC-Testern die Gesamtnote «gut»:
- VW Golf Plus (Listenpreis: ab Fr. 25 900.–)
- Renault Scénic (ab Fr. 28 300.–)
- Volvo V60 (ab Fr. 44 700.–)
- Audi A4 Avant (ab Fr. 45 070.–)
- Mercedes C-Klasse (ab Fr. 47 800.–)
Einen Lichtblick gibt es doch, wie Testleiter Manfred Gross gegenüber dem K-Tipp verrät: den Smart. Die vorliegenden, aber noch nicht publizierten Testresultate zeigen laut Gross: «Der Smart ist hervorragend für Senioren geeignet – sofern man nur kurze Strecken fährt. Und das ist bei der Zielgruppe ja nicht so selten.»
So wurde getestet
«Eine hohe Ladekante beim Kofferraum zum Beispiel ist für unsere Zielgruppe eben ein grösseres Problem als für andere Autofahrer», sagt ADAC-Testleiter Manfred Gross. Deshalb beurteilt der Deutsche Automobilclub ADAC neuerdings Autos auch speziell aus dem Blickwinkel der älteren Generation.
Der Unterschied zu den regulären ADAC-Autotests: Die Prüfkriterien Rundum- und Übersicht, Ein- und Aussteigen, Zugänglichkeit des Kofferraums, Fahren bei Nacht, Komfort sowie Ausstattung mit Assistenzsystemen werden stärker gewichtet. Zudem wird die Bedienung der Armaturen geprüft. Bisher wurden 12 Modelle getestet: Audi A4, BMW 3er, Fiat Panda, Ford Focus, Ford C-Max, Mercedes C-Klasse, Opel Agila, Peugeot Bipper, Renault Scénic, Volvo V60 sowie VW Golf Plus und Passat.
Tipp: Ausstattungsdetails für ältere Fahrer, siehe unter www.adac.de.