Hände weg von diesen Jobs!
Hinter etlichen Stelleninseraten stecken Firmen, die Jobsuchende über den Tisch ziehen wollen. Ein paar Beispiele.
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K-Tipp 10/2006
17.05.2006
Letzte Aktualisierung:
13.01.2009
Vera Sohmer - vera.sohmer@ktipp.ch
Verdienst du zu wenig? 1000 bis 2000 Franken an einem Abend verdienen!» Die Kleinanzeige in der Gratiszeitung «20 Minuten» klingt verlockend. Erst recht für jemanden, der keine Arbeit hat oder in Geldnot steckt. Verdächtig nur, dass in der Anzeige nirgendwo steht, um welchen Job es sich handelt und für wen man arbeiten soll.
Wer mehr wissen möchte, muss eine Handynummer anrufen - und stellt fest: Hinter der Anzeige steckt die du...
Verdienst du zu wenig? 1000 bis 2000 Franken an einem Abend verdienen!» Die Kleinanzeige in der Gratiszeitung «20 Minuten» klingt verlockend. Erst recht für jemanden, der keine Arbeit hat oder in Geldnot steckt. Verdächtig nur, dass in der Anzeige nirgendwo steht, um welchen Job es sich handelt und für wen man arbeiten soll.
Wer mehr wissen möchte, muss eine Handynummer anrufen - und stellt fest: Hinter der Anzeige steckt die dubiose Firma Business Academy. Deren Masche ist hinlänglich bekannt: Junge Leute mit grandiosen Verdienstmöglichkeiten ködern - ihnen aber erst einmal teure Kurse verkaufen.
Psychologe Marcello Graf (Name geändert) stiess im Berner «Bund» auf ein Kleininserat der Partnervermittlung Easy-Way (K-Tipp 9/06). Gesucht sind Singleberater mit «Einfühlungsvermögen, Geduld, Humor und Optimismus». Zudem bietet Easy-Way laut Anzeige «eine fundierte Aus- und Weiterbildung in Kommunikation».
«Es geht nur darum, Kurse zu verkaufen»
Graf vereinbarte ein Vorstellungsgespräch. Sein Fazit: «Vieles war nicht plausibel.» So blieb offen, woher Easy-Way die Adressen der Singles bezieht, ob diese tatsächlich einen Partner suchen und wie realistisch es ist, mit diesen Personen Verträge abzuschliessen. An den Verträgen hätte Graf mitverdienen sollen. Zudem wäre er nicht angestellt gewesen, sondern hätte auf eigenes Risiko gearbeitet.
Weiterer Punkt: Easy-Way verlangt Vorauskasse - in Grafs Fall 2850 Franken - als «Entgelt für das zur Verfügung gestellte Know-how sowie als Abgeltung für die Ausbildung». Das Geld erhalte zurück, wer einen bestimmten Mindestumsatz erreiche. Grafs Verdacht: «Es geht nur darum, Jobsuchende zu ködern und ihnen Kurse zu verkaufen.» Die Skepsis blieb - er unterschrieb nicht bei Easy-Way.
Die beiden Annoncen sind keine Ausnahmen. Undurchsichtige Firmen werben nicht nur auf ihrer Homepage wortreich und wolkig für schnellen Erfolg und grossen Verdienst. Sie inserieren auch dort, wo Jobsuchende seriöse Angebote erwarten. In Regionalzeitungen zum Beispiel. Oder auf Jobplattformen im Internet. Bei Jobwinner kennt man das Problem: Es seien schon Inserate von Anbietern aufgetaucht, die Bewerber vor allem mit schneeballähnlichen Systemen lockten. «Wir haben mehrmals Anzeigen entfernt», sagt Seraina Mohr von Jobwinner. Es sei aber nicht möglich, jede einzelne zu prüfen. «Deshalb sind wir auf Hinweise von Nutzern und Stellensuchenden angewiesen.»
Genauere Angaben sind keine Garantie
Vor wenigen Tagen nahm Jobwinner ein Inserat vom Portal - auf Nachfrage des K-Tipp. «Wir helfen Menschen, mehr Geld zu verdienen», war zu lesen gewesen. Man versprach ein Zusatzeinkommen von monatlich 5000 bis 10 000 Franken. Mit welchem Job und für wen er in Frage kommt, war nicht erwähnt worden.
Perfid: Selbst wenn eine Firma genauere Angaben macht, kann ein zweifelhaftes Geschäftsmodell dahinter stecken. So sucht derzeit die dubiose Partnervermittlung Maxlife in Zeitungen und im Internet erneut Berater im «Partnerwahlinstitut». Jobwinner hat das Inserat mittlerweile von der Plattform entfernt.
Kleininserate: Bei unklaren Angaben ist Misstrauen angezeigt
Sie sollten stutzig werden, wenn
- aus der Anzeige nicht klar hervorgeht, um welche Arbeit und um welche Aufgabe es geht
- nicht deutlich beschrieben ist, welche Qualifikationen verlangt sind
- vollmundig von grossen Verdienstmöglichkeiten gesprochen wird
- beschränkte Kontaktmöglichkeiten wie etwa ein Postfach angegeben sind
- Sie nur bei einer teuren 0900er-Nummer oder auf ein Handy anrufen können
- Hinter vielen Inseraten stecken Firmen, die nach einem schneeballähnlichen System (Network-Marketing, Multi-Level-Marketing) aufgebaut sind: Wer einsteigt, muss weitere Verkäufer anwerben, um in der Hierarchie aufzusteigen und mehr zu verdienen. Der Haken: Sind Bekannte und Verwandte erst einmal abgeklappert, findet man meistens keine Interessenten mehr. Das System bricht zusammen - der versprochene Super-Verdienst bleibt aus.
- Auffallend oft kommen derzeit zweifelhafte Jobangebote von Vermittlungen, die Singleberater suchen. Beliebter Trick hier: Wer ins Vermittlungsgeschäft einsteigen will, muss erst einmal zahlen. Deshalb gibts nur eins - Hände weg!