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K-Tipp 8/2002
17.04.2002
Nur ein geringer Teil der ausgedienten Mobiltelefone landet im Recycling
Jedes Jahr kaufen sich Hunderttausende ein neues Handy. Aber wohin mit dem alten Gerät? Händler müssen die schwermetallhaltigen Mobiltelefone zurücknehmen.
Rolf Muntwyler rom@ktipp.ch
Der Handy-Boom der letzten Jahre war enorm. 1995 wurden in der Schweiz noch 170 000 Geräte verkauft, im bisherigen Rekordjahr 2000 waren es fast drei Millionen Stück. Seit 1995 summieren sich ...
Nur ein geringer Teil der ausgedienten Mobiltelefone landet im Recycling
Jedes Jahr kaufen sich Hunderttausende ein neues Handy. Aber wohin mit dem alten Gerät? Händler müssen die schwermetallhaltigen Mobiltelefone zurücknehmen.
Rolf Muntwyler rom@ktipp.ch
Der Handy-Boom der letzten Jahre war enorm. 1995 wurden in der Schweiz noch 170 000 Geräte verkauft, im bisherigen Rekordjahr 2000 waren es fast drei Millionen Stück. Seit 1995 summieren sich die Verkäufe auf total 8,8 Millionen Geräte. Bei gegenwärtig 5,5 Millionen Mobil-Kunden in der Schweiz stellt sich die Frage, wo die nicht mehr verwendeten Handys geblieben sind.
Denn, so beliebt das Kommunikationsgerät auch ist, so gefährlich kann es werden. In vielen Bauteilen stecken nämlich hochgiftige Stoffe, die nicht in die Umwelt gelangen dürfen. Handys müssen deshalb unbedingt als Sondermüll entsorgt werden.
Die Displays bestehen unter anderem aus giftigem Quecksilber. Noch problematischer sind die Akkus: Ältere Fabrikate enthalten die gefährlichen Schwermetalle Nickel und Cadmium. Freigesetzt durch Verbrennung, ist Cadmium ein starkes Umweltgift. Es reichert sich im Boden, in Pflanzen und Tieren an. Beim Menschen schädigt es die Nieren und wird von Fachleuten als krebsfördernd eingestuft - diese Einschätzung gilt auch für Nickel.
Werden also Handys richtig entsorgt? «Ein Teil der Geräte und Akkus landet im Abfall», sagt Felix Meier, Leiter Konsum und Lebensstil beim WWF. «Wir haben immer wieder Anfragen, was mit alten Handys zu tun sei.» Viele Leute wüssten nicht, dass sie alte Mobiltelefone kostenlos im Laden zurückgeben können.
Der Schweizerische Wirtschaftsverband der Informations-, Kommunikations- und Organisationstechnik (Swico), der das Handy-Recycling seit 1999 organisiert, nimmt jährlich zirka 300 000 Stück zurück und führt sie der Wiederverwertung zu - eine ausgesprochen tiefe Zahl.
Peter Bornand von der Swico vermutet, dass alte Handys wegen ihrer geringen Grösse häufig im Müll landen. Das sei fatal: «Bei Elektrogeräten könnten wir 75 Prozent des Materials wiederverwenden.»
Gelangen Mobiltelefone in den Abfall, werden die giftigen Stoffe in den Verbrennungsanlagen mit aufwändigen Mitteln gebunden. Dennoch warnt Felix Meier: «Noch heute werden gegen 20 Prozent des Abfalls nicht sachgerecht verbrannt.» Selbst wenn bei der Verbrennung alles optimal läuft: Schlacke, Filterasche und Schlamm müssen zum Teil in Sonderdeponien gelagert werden.
Moderne Akkus sind weniger schädlich als ihre Vorgänger. «Die Handy-Hersteller haben die Nickel-Cadmium-Akkus durch weniger gefährliche ersetzt», sagt Mathias Tellenbach vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Buwal). Doch das sei kein Grund zur Entwarnung.
Denn die Cadmiumhaltigen Akkus fallen erst jetzt nach und nach als Abfall an. Helmut Klammer, Direktor der Batterie-Recyclingfirma Batrec, schätzt, dass «heute noch etwa drei Viertel der gesammelten Handy-Akkus Cadmium enthalten». Die Tendenz sei immerhin sinkend.
Obwohl die Schweizer im Trennen und Sammeln von Abfall Weltspitze sind, gelangt von den ausgedienten Mobiltelefonen nur ein geringer Teil in den Recycling-Kreislauf.
Richtige Entsorgung - Hier werden Sie Elektro-Schrott los
Weil Käufer auf Neugeräte seit Anfang dieses Jahres eine vorgezogene Entsorgungsgebühr (VRG) entrichten, müssen Händler folgende Produktegruppen kostenlos zurücknehmen:
- Unterhaltungselektronik: Fernseher, Stereoanlagen, Fotoapparate etc.
- Büroelektronik: Computer, Drucker, Kopierer.
- Telekommunikation: Telefone, Handys, Faxgeräte, Anrufbeantworter. Batterien und Akkus kann man beim Fachhändler oder bei einem Grossverteiler abgeben.
Noch nicht kostenlos ist die Rückgabe von Haushalts-, Garten- und Heimwerksgeräten. Die entsprechende VRG wird erst ab 1. Januar 2003 erhoben. Bis dahin dürfen die Händler für alte Geräte eine separate Entsorgungsgebühr verlangen. Kühlschränke müssen ebenfalls an eine Verkaufsstelle zurückgebracht werden (Entsorgungsgebühr: Fr. 75.-).
Ein Verzeichnis der Sammelstellen ist abrufbar unter www.swico.ch - Auskunft gibt die Swico unter Tel. 01 445 38 10.