Hat Nokia Wasserprobleme?
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K-Tipp 11/2002
29.05.2002
Kummer-Handys: Viele Kunden ärgern sich über den Telefonhersteller
Zahlreiche Handy-Besitzer blitzen mit ihren defekten Mobiltelefonen bei Nokia ab. Begründung: Wasserschaden. Drückt sich Nokia vor Garantieleistungen?
Patrick Gut pgut@ktipp.ch
Sieben Monate nach dem Kauf gab das Nokia-Handy von Peter Gübeli (Name geändert) aus Littau LU seinen Geist auf. Er brachte das Mobiltelefon in die Filiale von Mobilezone, wo er es gekauft hatte. «Ohne da...
Kummer-Handys: Viele Kunden ärgern sich über den Telefonhersteller
Zahlreiche Handy-Besitzer blitzen mit ihren defekten Mobiltelefonen bei Nokia ab. Begründung: Wasserschaden. Drückt sich Nokia vor Garantieleistungen?
Patrick Gut pgut@ktipp.ch
Sieben Monate nach dem Kauf gab das Nokia-Handy von Peter Gübeli (Name geändert) aus Littau LU seinen Geist auf. Er brachte das Mobiltelefon in die Filiale von Mobilezone, wo er es gekauft hatte. «Ohne das Gerät auch nur anzuschauen, sagte der Verkäufer, dass ein Feuchtigkeitsschaden durch die Garantie übrigens nicht abgedeckt wäre.»
Und tatsächlich: Drei Tage später teilte man Gübeli mit, das Gerät sei wegen Feuchtigkeit kaputtgegangen. In der Beilage eine Fotografie, die eine stark korrodierte Leiterplatte (kleines Bild) zeigt. Pikantes Detail: In den Unterlagen war von einem Nokia 8210 die Rede. Gübeli aber besass ein Nokia 3310.
Auf der Nokia-Kummerseite des Kassensturz schreibt jemand, der im Handy-Verkauf tätig ist: «Von rund 200 Nokia 3330 mussten wir 150 zur Garantiereparatur einschicken. In 100 Fällen hiess es, das Gerät habe einen Wasserschaden.»
«Mein Handy ist nie feucht geworden», sagt dagegen Peter Gübeli. Er vermutet, dass «Nokia die Feuchtigkeitsschäden lediglich vorschiebt, um so systematisch Garantieansprüche abzuschmettern». Für ihn «riecht das Ganze eher nach einem Produktionsfehler».
Nokia-Sprecherin Barbara Fürchtegott bestreitet dies. Sie ortet das Problem bei den Nutzern. Diese seien sich ganz einfach nicht bewusst, wie wenig es brauche, bis es beim Handy zu einem Feuchtigkeitsschaden komme. «Kondenswasser kann sich schon bilden, wenn ein Handy bei extremen Temperaturunterschieden über Stunden im Auto liegt.» Feuchtigkeit führt dann möglicherweise zu Korrosionsschäden an der Leiterplatte.
Die deutsche Konsumentensendung «Plusminus» wollte es genau wissen und liess vier Handys mit angeblichem Wasserschaden von einem Spezialisten untersuchen. Das Resultat stützt den Verdacht von Handy-Besitzer Gübeli: In zwei Fällen war der Schaden produktionsbedingt, ein Gerät war völlig trocken. Nur in einem Fall hätte Nokia die Garantieleistungen ablehnen dürfen. Nokia will die Resultate der «Plusminus»-Analyse nicht bestätigen.
Wie auch immer: Gemäss Garantiebestimmungen von Nokia kommt die Garantie unter anderem dann «nicht zum Tragen, wenn der Mangel auf unsachgemässe Behandlung, Nässe, Feuchtigkeit oder extreme Wärme- beziehungsweise Klimabedingungen zurückzuführen ist».
Bloss: Nokia müsste beweisen, dass der Nutzer die Schuld am Schaden trägt, das Handy also nicht durch üblichen Gebrauch feucht wurde und kaputtging.
Um Kunden wie Peter Gübeli abzuwimmeln, begnügt sich Nokia damit, die Fotografie der Leiterplatte mit Korrosionsschäden vorzuweisen. Egal, wer diese verursacht hat. Das Nachsehen haben die Kunden, die ihren Anspruch auf dem Rechtsweg durchsetzen müssten. Dies lohnt sich wegen der Kosten aber nicht.
Beschädigte Nokia-Handys 8210 - Ein fehlerhaftes Display wird auch bei älteren Geräten kostenlos ersetzt
Das Nokia 8210 ist das eigentliche «Kummermodell» von Nokia.
Vor allem gibts bei diesem Handy ungewöhnlich viele Displayschäden. Nokia ersetze ein fehlerhaftes Display, selbst wenn die Garantiezeit abgelaufen sei. Das versicherte der Handyhersteller auch dem K-Tipp (Ausgabe 9/2002). Diese Aussage provozierte viele Reaktionen von Lesern, die andere Erfahrungen gemacht hatten. Die Displays würden nur zwei Monate über die Garantiezeit hinaus kostenlos ersetzt, so der Tenor.
Nokia-Sprecherin Barbara Fürchtegott gibt sich überrascht: «Wir haben nie von einer Beschränkung auf zwei Monate gesprochen.» Nokia habe die Servicestellen nur angewiesen, fehlerhafte Displays innerhalb dieser Frist in jedem Fall zu ersetzen. Ältere Geräte hingegen müssten von Technikern unter die Lupe genommen werden. Handle es sich nicht um einen Benützungsschaden, würden auch solche Geräte kostenlos repariert.
Es kann sich also lohnen, im Geschäft einen zweiten Anlauf zu nehmen. Aber: Erfolge die Reklamation zu Unrecht, so Nokia, müsse der Kunde für Transport- und Voranschlagskosten aufkommen.