Hohe Renditen für PKs 2005 war für die Pensionskassen ein Spitzenjahr - nicht aber für die Versicherten
Letztes Jahr haben viele Pensionskassen 10 bis 15 Prozent Rendite erzielt. Doch die meisten verzinsen das Geld ihrer Kunden trotzdem nur mit 2,5 Prozent.
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K-Tipp 3/2006
08.02.2006
Sandra Willmeroth, Ernst Meierhofer
Das Jahr 2005 war ein ertragreiches Börsenjahr. Wer 2005 in die richtigen Titel investierte, darf sich freuen.
Das gilt auch für die Pensionskassen, die einen grossen Teil ihrer Vermögen in Aktien angelegt hatten: Sie verzeichnen Wertsteigerungen wie zuletzt in den Neunzigerjahren.
Die Privatbank Pictet & Cie hat berechnet, dass eine Vorsorgeeinrichtung, die im letzten Jahr 25 Prozent ihres Kapitals in Aktien investiert hatte, eine Rendite von durchschnittlich 10...
Das Jahr 2005 war ein ertragreiches Börsenjahr. Wer 2005 in die richtigen Titel investierte, darf sich freuen.
Das gilt auch für die Pensionskassen, die einen grossen Teil ihrer Vermögen in Aktien angelegt hatten: Sie verzeichnen Wertsteigerungen wie zuletzt in den Neunzigerjahren.
Die Privatbank Pictet & Cie hat berechnet, dass eine Vorsorgeeinrichtung, die im letzten Jahr 25 Prozent ihres Kapitals in Aktien investiert hatte, eine Rendite von durchschnittlich 10,42 Prozent erzielte.
Nicht mehr als der Mindestzinssatz
Angesichts solcher Riesengewinne stellt sich für die Versicherten natürlich die Frage, was sie vom Kuchen bekommen. Die Antwort ist für die meisten ernüchternd: magere 2,5 Prozent.
Diese 2,5 Prozent entsprechen dem vom Bundesrat festgelegten Mindestzinssatz, zu dem die Pensionskassen derzeit das Guthaben der Versicherten verzinsen müssen.
Betroffen sind so genannte Beitragsprimatkassen, bei denen eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer versichert sind. Sie funktionieren nach dem Sparschweinchenprinzip: Was die versicherte Person während des Erwerbslebens auf die hohe Kante legt - und was von der Pensionskasse verzinst werden muss -, wird bei der Pensionierung in eine Rente umgewandelt oder bar ausgezahlt. Dies im Unterschied zu den Leistungsprimatkassen, die für die Pensionierung eine betraglich fixierte Altersrente versprechen - zum Beispiel 60 Prozent des letzten Lohnes.
Eine Umfrage des K-Tipp hat ergeben: Die Börsenprofite des letzten Jahres werden nur die wenigsten Sparschweinchen der Versicherten füllen.
Ein paar Beispiele: Die Pensionskasse der Stadt Zürich verzinst neu mit 4,5 Prozent, die Sammelstiftung Veska mit 3 Prozent, die Sammelstiftung Profond mit 5 Prozent, die Betriebskasse von Roche ebenfalls mit 5 Prozent.
Die meisten Pensionskassen (auch die Sammelstiftungen der grossen Lebensversicherer) werden aber wohl bei 2,5 Prozent bleiben. Bei vielen steht der Entscheid noch aus.
Wie eine höhere Verzinsung die spätere Rente steigern kann, zeigt folgendes Beispiel: Wenn das Pensionskassenguthaben einer Person mit einem durchschnittlichen Jahreslohn von 80 000 Franken 30 Jahre lang mit 2,5 Prozent verzinst wird, resultiert daraus eine monatliche Altersrente von 1865 Franken. Mit 3 Prozent Zins gibt es 2002 Franken.
Nur nebenbei bemerkt: Leonhard Fischer, Chef der Winterthur-Versicherung, möchte den Mindestzins gleich abschaffen und die Verzinsung vollends dem Markt beziehungsweise der Willkür der Anbieter überlassen. Er ist mit seiner Forderung nicht allein.
Kassen äufnen zu üppige Reserven
Warum geben die Kassen die 2005 erzielte Rendite gar nicht oder nur in bescheidenem Rahmen weiter?
Viele führen an, sie müssten zuerst ihre Reserven wieder aufbauen. Hintergrund davon ist die Tatsache, dass die Vorsorgeeinrichtungen gemäss Gesetz einerseits einen so genannten Deckungsgrad von mindestens 100 Prozent haben müssen; dann sind die künftigen Leistungen just abgedeckt.
Zudem brauchen die Kassen eine zusätzliche Reserve, um beispielsweise Kursschwankungen an der Börse auffangen zu können.
Viele Kassen sind in den letzten Jahren in eine Unterdeckung geraten oder hatten keine genügend grosse Reserve mehr. Dies wollen sie nun korrigieren. Kritiker meinen allerdings, die Kassen würden hier übervorsichtig agieren und zu üppige Reserven äufnen.
«Kein Franken geht verloren, wenn eine Kasse ihre Reserven aufstockt», rechtfertigt Hanspeter Konrad, Geschäftsführer des Pensionskassenverbands Asip, das Verhalten seiner Verbandsmitglieder.
Manch ein Versicherter hätte freilich lieber ganz direkt eine höhere Rendite auf seinen Zwangsersparnissen.
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