Honig - die gesunde Variante von Zucker
Honig ist nicht viel mehr als dicker Zuckersirup. Trotzdem kann er gesundheitsfördernd wirken - zum Beispiel als Wundsalbe.
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K-Tipp 20/2004
01.12.2004
Bennie Koprio - bkoprio@ktipp.ch
Honig bietet kaum mehr Nährwert als raffinierter Zucker, denn er besteht zu rund 80 Prozent aus diversen Zuckerarten, der Rest ist fast nur Wasser. Zwar enthält das Bienenprodukt mehr als 200 Inhaltsstoffe. Jedoch: «Die meisten Mineralstoffe, organischen Säuren, die Vitamine und Enzyme des Honigs sind in solch kleinen Mengen vorhanden, dass sie keine Auswirkungen auf den Organismus der meisten Menschen haben», so Stefan Bogdanov vom ALP, dem Schweizerischen Zentrum für Bienenforschung, Lie...
Honig bietet kaum mehr Nährwert als raffinierter Zucker, denn er besteht zu rund 80 Prozent aus diversen Zuckerarten, der Rest ist fast nur Wasser. Zwar enthält das Bienenprodukt mehr als 200 Inhaltsstoffe. Jedoch: «Die meisten Mineralstoffe, organischen Säuren, die Vitamine und Enzyme des Honigs sind in solch kleinen Mengen vorhanden, dass sie keine Auswirkungen auf den Organismus der meisten Menschen haben», so Stefan Bogdanov vom ALP, dem Schweizerischen Zentrum für Bienenforschung, Liebefeld BE.
Trotzdem kann das süsse Produkt der Gesundheit dienen: «Die Zucker des Honigs sind vielfältig und haben verschiedene Wirkungen, die raffinierter Zucker nicht hat», sagt Biochemiker Bogdanov. So ist Honig zum Beispiel ein schneller Energielieferant und fördert die Leistung von Athleten. Für Babys - das haben diverse wissenschaftliche Studien nachgewiesen - ist das Naturprodukt entschieden gesünder als Zucker. In Kombination mit Honig entfalten ferner Milchprodukte eine positive Wirkung auf die Darmflora, und die Antioxidanzien des Bienenprodukts können Krankheitsrisiken mindern.
Ausserdem: «Honig hemmt das Wachstum zahlreicher Bakterien und Pilze», so Stefan Bogdanov. Antibakteriell wirkt das Bienenprodukt gleich dreifach: Als konzentrierte Zuckerlösung entzieht es den Krankheitserregern das für sie lebenswichtige Wasser; mit seinem niedrigen pH-Wert verhindert es die Vermehrung von Bakterien, und seine so genannten Inhibine wirken zusätzlich keimhemmend. Diese antibiotischen Eigenschaften sind heute wissenschaftlich nachgewiesen. Direkt auf die Wunde gestrichen und mit einer Gaze zugedeckt wird Honig mittlerweile selbst in Spitälern als Wundheilmittel eingesetzt.
Besser bekannt als die Wundsalbe ist allerdings das Hausmittel gegen Halsweh: Honig im heissen Tee. Was aber die meisten nicht wissen: Hitze zerstört die antibakteriellen Stoffe vieler Honigsorten. Auch Licht vermindert die antibiotischen Eigenschaften des Produkts, ebenso eine lange Lagerung.
Drum rät Fachmann Bogdanov: Wer von den heilsamen Eigenschaften profitieren will, sollte Honig kühl, dunkel und nicht zu lange lagern. «Zu Heilzwecken empfiehlt es sich, frischen, naturbelassenen Honig zu verwenden», so Bogdanov.
Und was das Halsweh betrifft: Den Kräutertee aufgiessen, abkühlen lassen und den Honig erst einrühren, wenn der Tee trinkwarm ist. Bis 40 Grad bleibt die antibakterielle Wirkung erhalten.
Wo Honig draufsteht, ist fast kein Gift drin
Der Schweizer Honig ist auf dem Weg zur Besserung. Dennoch sind weiterhin Produkte im Verkauf, die mit dem Wachsmottengift PDCB verunreinigt sind.
Gut die Hälfte der Honige enthielt keine nachweisbaren Rückstände des Wachsmottengifts Paradichlorbenzol (PDCB), die übrigen Proben wiesen Rückstände auf - allerdings nur spurenweise: Das ist das erfreuliche Ergebnis einer Kassensturz-Stichprobe.
Zwölf Honige aus verschiedenen Regionen der Schweiz wurden untersucht. Selbst bei den verunreinigten Proben überschritt keine den Toleranzwert von 10 Mikrogramm pro Kilo (siehe Tabelle).
Trotzdem: PDCB, das in Tierversuchen krebserregend war, hat in dem teuren Naturprodukt nichts zu suchen - auch nicht spurenweise. Die Anwendung von PDCB-Mitteln widerspricht laut dem Schweizer Zentrum für Bienenforschung «der guten Imkerpraxis» - insbesondere, weil den Bienenzüchtern zur Bekämpfung der gefürchteten Wachsmotte schon lange alternative Methoden zur Verfügung stehen - darunter auch biologische.
Grund genug, nicht locker zu lassen
Seit 1997 warnen die Schweizer Bienenforscher - doch noch letztes Jahr fanden die kantonalen Laboratorien beider Basel in rund einem Drittel der Schweizer Honige PDCB-Mengen, die den Toleranzwert zum Teil massiv überschritten. «Die Beanstandungsquote von über 30 Prozent zeigt», so das Kantonslabor Basel-Stadt, «dass die Situation weiterhin überwacht werden muss.»
Das ist auch geschehen: Soeben haben die Ostschweizer Kantonslabors eine gross angelegte Untersuchung von Schweizer Honigen veröffentlicht. Das Resultat zeigt denselben Trend wie die Kassensturz-Stichprobe: «In der Schweiz nehmen die durch PDCB belasteten Honigproben ab», schreibt der St. Galler Kantonschemiker Hans Rudolf Hunziker. «Der grösste Teil der Imkerschaft produziert heute PDCB-freien Honig.»
War 2003 in der Ostschweiz noch jede dritte Probe mit dem Mottengift verunreinigt, ist es dieses Jahr noch jede sechste. Im Gegensatz zum Kassensturz fanden die Ostschweizer Laboratorien allerdings bei 4,7 Prozent der getesteten Honige PDCB-Mengen, die den Toleranzwert überschritten.
Für die Ostschweizer Laboratorien ist dies Grund genug, nicht locker zu lassen. Der St. Galler Kantonschemiker Hunziker: «2005 wird ein neuerliches Nachfassen notwendig sein.»
(ko)
