Humorvoll die Klingen gekreuzt
Inhalt
K-Tipp 8/2000
19.04.2000
Besteck-Firma reagierte mit Witz auf "kriminelle" Reklamation.
Mit Charme und etwas Gelassenheit geht vieles besser - auch im Konsumenten-Alltag. Das zeigt das Beispiel der Besteck-Firma Berndorf, die eine Kunden-Reklamation mit Humor auslöffelte.
Die kleine Geschichte ist schnell aufgetischt: Einem K-Tip-Leser zerbricht beim Frühstück eines seiner Silbermesser. Die Herstellerin ersetzt es prompt, weil es einen Defekt aufwies. Punkt. Ende.
Die dün...
Besteck-Firma reagierte mit Witz auf "kriminelle" Reklamation.
Mit Charme und etwas Gelassenheit geht vieles besser - auch im Konsumenten-Alltag. Das zeigt das Beispiel der Besteck-Firma Berndorf, die eine Kunden-Reklamation mit Humor auslöffelte.
Die kleine Geschichte ist schnell aufgetischt: Einem K-Tip-Leser zerbricht beim Frühstück eines seiner Silbermesser. Die Herstellerin ersetzt es prompt, weil es einen Defekt aufwies. Punkt. Ende.
Die dünne Story würde kaum im K-Tip erscheinen - wenn da nicht der Humor der Beteiligten wäre. Sie erinnern daran, dass ein Augenzwinkern auch im sonst allzu bierernsten Konsumenten-Alltag durchaus Platz hat.
Den ersten Schritt macht Helmut Rodenhausen aus Meggen LU. Er schickt sein kaputtes Messer nicht einfach mit einem gehässigen Brief und wilden Drohungen an die Fabrik, sondern erlaubt sich einige Witzchen.
Als Überschrift wählt er "Mordanschlag beim Frühstück". Dann macht er einen Exkurs in die kriminelle Welt der Messermorde und schildert anschliessend detailreich, wie der untere Teil der Klinge beim Bestreichen des Brotes "mit Innerschweizer Sennenanke" wegspickte. "Es fehlte nicht viel, und der Anschlag hätte bös ins Auge gehen können."
Listig fragt er mit Blick auf seine übrigen Messer: "Soll ich auf Plastik umsteigen, wo ich jederzeit auf eine solche Attacke gefasst bin?" Der Brief endet mit: "Beilage: Tatwaffe in Silber".
"Tatwaffe werden wir als Beweisstück aufbewahren"
Bei der Besteckfirma Berndorf mit Sitz im luzernischen Littau lässt sich Verkaufsleiterin Lydia Mitterer vom Ton des Kunden anstecken. Die Klinge habe eine Schwachstelle gehabt. "Zur Lösung dieses Falles" solle der Kunde seine übrigen Messer einschicken. "Die Tatwaffe werden wir so lange bei uns als Beweisstück aufbewahren."
Kunde Rodenhausen schickt die restlichen fünf "potenziellen Tatwaffen" umgehend ein. Und er dankt nicht nur "für die tätige Mithilfe" bei der Aufklärung, sondern bittet auch, man möge ihm "die untersuchungsrichterliche Strategie betreffs allfälligem Schmerzensgeld und Wiedergutmachung" mitteilen. "PS: Während der nächsten, hoffentlich heissen, Sommertage benutze ich einstweilen mein Picknick-Besteck."
Kostenlos neue Klingen: "Es lebe das Frühstück"
Das letzte Dokument in dieser Geschichte ist der Lieferschein mit den sechs Ersatzmessern. Selbst in diesem formellen und trockenen Papier hat Verkaufsleiterin Lydia Mitterer für ein Schmunzeln gesorgt. "Bei den Tatwaffen wurden kostenlos neue Klingen eingelötet. Es lebe das Frühstück."
Fazit von Rodenhausen: Dieser "kriminelle Kundendienst" gehöre "breiter erwähnt. Vielleicht ermutigt das andere Firmen, ebenso locker und unverkrampft mit Reklamationen umzugehen."
Fazit des K-Tip: Wenn alle Kunden so lässig und humorvoll agieren und nicht immer gleich die Messer wetzen, sollte dem nichts entgegenstehen. (em)