Im Hals stecken geblieben
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K-Tipp 10/2000
17.05.2000
Ätzender Zusatz: Kambly ruft Goldfischli zurück.
Drei Kinder verätzten sich beim Genuss von Goldfischli den Mund: Bei Kambly waren beim Abfüllen des Gebäcks Natronkügelchen in zwei Säckli geraten. Laut zwei Kantonschemikern hat Kambly "vorbildlich reagiert".
Mami, Mami, ich habe eine Biene im Mund!" Mit dem Hilfeschrei des sechsjährigen Marc nahm das gemütliche Sonntagspicknick der Familie Müller* aus Egliswil AG ein abruptes Ende. Doch es war kein Insekt,...
Ätzender Zusatz: Kambly ruft Goldfischli zurück.
Drei Kinder verätzten sich beim Genuss von Goldfischli den Mund: Bei Kambly waren beim Abfüllen des Gebäcks Natronkügelchen in zwei Säckli geraten. Laut zwei Kantonschemikern hat Kambly "vorbildlich reagiert".
Mami, Mami, ich habe eine Biene im Mund!" Mit dem Hilfeschrei des sechsjährigen Marc nahm das gemütliche Sonntagspicknick der Familie Müller* aus Egliswil AG ein abruptes Ende. Doch es war kein Insekt, dessen Gift Marc und später auch seine jüngere Schwester im Rachen brannte und schmerzhafte Wunden hinterliess.
Beide Kinder hatten aus der Kambly-Goldfischli-Packung weisse, 3 bis 5 Millimeter grosse Kügelchen in den Mund genommen. Diese zeigte die Mutter dann dem Hausarzt. "Natronlauge, stark ätzend", stellte der fest. Dieser Befund löste bei der Firma Kambly in Trubschachen BE über Ostern hektische Betriebsamkeit aus. "Wir fanden rasch heraus, was passiert war", sagt Direktor Anton von Weissenfluh. Einem Mitarbeiter waren aus Fahrlässigkeit die gefährlichen Laugenkügelchen in zwei Goldfischli-Packungen geraten. Geliefert wurden beide an Coop Lenzburg.
Kambly alarmierte sofort den Aargauer Kantonschemiker. Gleichzeitig forderte die Firma den Coop in Lenzburg auf, alle noch in den Regalen liegenden Fischli-Säcke zu entfernen. Am Ostersamstag erschien in den Lokalzeitungen rund um Lenzburg eine Warnung.
Das genügte offensichtlich nicht. Denn kurz darauf verätzte sich ein drittes Kind in Seon AG den Mund. Seine Mutter hatte das zweite Päckchen, in dem sich weitere Natronkügelchen befanden, gekauft und keine der Lokalzeitungen gelesen.
"Uns tut das alles furchtbar leid", sagt Anton von Weissenfluh. "Ein solcher Fehler ist uns noch nie passiert." Das bestätigt der stellvertretende Berner Kantonschemiker Erhard Walter und ergänzt: "Mir ist in der gesamten Schweiz kein Fall bekannt, bei dem so gefährliches Material in Lebensmittel hineingeraten ist." Gleichzeitig loben er und der Aargauer Kantonschemiker sowie auch die Betroffenen die Reaktion der Firma Kambly übereinstimmend als "vorbildlich und angemessen".
Obschon die zwei Packungen aufgetaucht sind, hat Coop Schweiz in der letzten Ausgabe ihrer Hauszeitung zusätzlich eine Warnung publiziert. "Rein vorsichtshalber", heisst es.
Den betroffenen Kindern geht es mittlerweile wieder gut. Das freut Anton von Weissenfluh. Sie sind nun samt ihren Familien Ende Mai nach Trubschachen eingeladen, um sich die Kambly-Fabrik anzusehen. "Natürlich", verspricht Direktor von Weissenfluh, "mit einigen Überraschungen."
*Name geändert
Kasten: Tipps
Verätzungen: So reagieren Sie richtig
In allen Haushalten finden sich ätzende laugen- und säurehaltige Mittel. Besonders gefährdet sind Kinder, die damit in Berührung kommen oder gar davon probieren könnten. Das kann lebensgefährlich sein.
Gefährliche Stoffe
° Starke Ablauf- und Backofenreiniger sowie Maschinen-Geschirrspülmittel
° Entkalkungsmittel
° Konzentriertes Javelwasser
° Gewerbliche Reinigungsmittel
° Lauge für Gebäck
° Symptome
° Brennender Schmerz im Mund und beim Schlucken. Das Kind weint und weigert sich eventuell, weitere Nahrung oder Getränke zu sich zu nehmen.
Erste Hilfe
° Dem Betroffenen sofort viel zu trinken geben, um die Ätzwirkung zu mildern.
° So rasch wie möglich den nächsten Arzt oder ein Spital aufsuchen.
Vorsorge
° Gefährliche Stoffe nie in Reichweite von Kindern aufbewahren.
° Säure- und laugehaltige Mittel nie in Getränkeflaschen abfüllen.
Weitere Information
° Toxikologisches Informationszentrum Zürich, Notfallnummer 01 251 51 51.