Im Sandkasten lauert der Kot
Inhalt
K-Tipp 13/2001
22.08.2001
In je einer Stichprobe fand der K-Tipp gefährliche Wurmeier und Salmonellen
Katzen- und Hundekot verschmutzt über die Hälfte der untersuchten Sandkästen in der Stadt Zürich. Das ist in zwei Fällen gefährlich: In je einer Kotprobe lebten Würmer und Bakterien, die auch Menschen befallen.
Markus Kellenberger mkellenberger@ktipp.ch
Zürich bietet den kleinsten Einwohnern über 100 öffentliche Spielplätze an, die meisten davon mit Sandkästen. Un...
In je einer Stichprobe fand der K-Tipp gefährliche Wurmeier und Salmonellen
Katzen- und Hundekot verschmutzt über die Hälfte der untersuchten Sandkästen in der Stadt Zürich. Das ist in zwei Fällen gefährlich: In je einer Kotprobe lebten Würmer und Bakterien, die auch Menschen befallen.
Markus Kellenberger mkellenberger@ktipp.ch
Zürich bietet den kleinsten Einwohnern über 100 öffentliche Spielplätze an, die meisten davon mit Sandkästen. Und gerade dort, wo sich Buben und Mädchen im Schlösserbauen üben, geht es in vielen Fällen schlicht unhygienisch zu und her. Bei 12 von 23 Sandproben, die der K-Tipp nahm, hatten Katzen und Hunde ihre Visitenkarten hinterlassen.
Und als wäre das nicht bereits «gruusig» genug, fand das Institut für Parasitologie der Universität Zürich im Kot auch noch Spuren von Darmparasiten. Darunter nicht nur Eier von harmlosen Haken- und Haarwürmern, sondern in einem Fall auch solche der gefährlichen Spulwurmgattung Toxocara - für kleine Kinder, die beim Spielen im Sand gerne mal ein paar Körner in den Mund nehmen, ein gesundheitliches Risiko.
Einmal geschluckt, entwickeln sich aus den winzigen Eiern im kindlichen Darm Dutzende der bis zu 18 Zentimeter langen weissen Tiere. Gegen die Schmarotzer, die Po-Jucken, Fieber, Husten, Keuchen, Bauchschmerzen und im schlimmsten Fall Entwicklungs- oder Sehstörungen auslösen können, hilft dann nur noch starke Chemie.
Wurminfektionen sind nicht selten. Bis zu 7 Prozent der Bevölkerung werden mindestens einmal im Leben von den unangenehmen Darmgästen heimgesucht. Trotzdem besteht kein Grund zur Panik. «Das wäre aber der Fall gewesen, wenn wir Spuren des Fuchsbandwurms gefunden hätten», sagt Parasitologe Felix Grimm. «Da hätten wir sofort Alarm geschlagen.» Denn eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm kann beim Menschen zu lebensbedrohlichen krebsartigen Geschwüren in der Leber führen. Immerhin leben in der Stadt Zürich rund 500 Füchse, wovon mehr als die Hälfte den hochansteckenden Fuchsbandwurm in sich tragen.
Erfreulich auch, dass sich der Befall von Kot und Sand mit Bakterien im Rahmen hielt. Einzig im Sandkasten Sonnegg in Zürich-Höngg war eine Kotprobe mit Salmonellen verseucht. Ein Kontakt mit ihnen führt bei einem gesunden Menschen zu Durchfall.
«Aus parasitologischer und bakteriologischer Sicht ist der Zürcher Spielsand deshalb trotz des gefundenen Tierkots erstaunlich sauber», zieht Grimm Bilanz, schränkt aber ein: «Zumindest an jenen zwei Tagen, an denen die Proben gesammelt wurden.» Denn seither sind Hund und Katz den Spielplätzen wohl kaum ferngeblieben.
Warum sollten sie auch? Schliesslich wird ihnen der Gang in den Sand leicht gemacht. Bussen für Hundebesitzer, die ihren Vierbeiner in öffentlichen Anlagen frei herumrennen lassen, werden nur selten verteilt - und Katzen schleichen sich sowieso leise vom Tatort. Zudem haben nur gerade 4 der 23 untersuchten Kästen eine Abdeckung - was aber nichts heissen will, denn in 2 von ihnen lag dennoch Kot.
Beim zuständigen Gartenbauamt Zürich (Grünstadt Zürich) wundert das niemanden. «In Sachen Abdeckungen ist die Situation in öffentlichen Anlagen unbefriedigend», sagt der zuständige Kreisingenieur Jörg Villiger. «Wir haben zu wenig Leute, um jeden Abend alle Sandkästen zu kontrollieren.»
Deshalb seien er und seine Mitarbeiter auf das Engagement und die Eigenverantwortung der Spielplatzbenützer angewiesen. Eltern und Quartierbewohnern, denen die Hygiene im Sandkasten wichtig ist und die sich auch darum kümmern wollen, stellt das Gartenbauamt Abdeckungen zur Verfügung.
Doch allein mit Eigenverantwortung ist dem Schmutz in den Sandkästen nicht beizukommen. Deshalb kontrollieren Stadtangestellte alle öffentlichen Spielplätze regelmässig. «Wo nötig», so Kreisingenieur Villiger, «wechseln wir den Sand auch aus.» Ausserdem rücken seine Männer auch bei Reklamationen von Spielplatzbenützerinnen und -benützern aus. Dieses Konzept hat sich aus hygienischer Sicht bewährt.
Schliesslich steckt im alten Sprichwort «Dreck ist gesund» ein Körnchen Wahrheit. Das kindliche Immunsystem wird durch den Kontakt mit den natürlicherweise im Sand lebenden Mikroben und Kleintieren gefordert und gestärkt. «Zu viel Hygiene ist ungesund», sagt die Basler Allergie-Forscherin Charlotte Braun-Fahrländer. «Es gehört zum Leben, sich mit Bakterien und Viren auseinander zu setzen, die in unserer Umwelt existieren.»
n
Lassen Sie sich nicht wurmen
Hygiene im Sandkasten bedingt in erster Linie Selbstdisziplin. Mit wenigen einfachen Verhaltensregeln schützen Sie Ihre Kinder vor gefährlichen Parasiten:
- Nach dem Sändelen Hände waschen.
- Lockern Sie den Sand Ihres privaten Spielplatzes regelmässig auf und entfernen Sie Blätter, Äste und Kot. Sie können den Sand auch sieben.
- Erneuern Sie den Sand alle drei Jahre.
- Gegen Katzenkot hilft nur abdecken, wenn nicht gespielt wird.
- Hunde gehören in öffentlichen Anlagen an die Leine.
- Entwurmen Sie Ihren Hund und Ihre Katze mindestens einmal jährlich.
Zürcher Sandkästen: Nur 11 von 23 sind sauber
12 der 23 getesteten Sandkästen in der Stadt Zürich waren zur Zeit der Probenentnahme offensichtlich mit Tierkot verschmutzt. In 7 Fällen fand das Labor in den eingesammelten Kotproben Larven und Eier von verschiedenen Faden-, Haken-, Haar- und Spulwürmern, darunter auch die für Menschen gefährliche Spulwurmart Toxocara. Und eine Kotprobe war von Salmonellen befallen. Die Sandproben selber enthielten keine bedenklichen Parasiten, dafür ausnahmslos die überall im Erdreich vorkommenden Fadenwürmer sowie verschiedene Pollen.