In letzter Minute zum teuren Spass
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K-Tipp 11/2002
29.05.2002
Last-Minute-Boom: Das vermeintliche Billigangebot für Ferien ist nicht immer günstiger
Eine kurzfristige Ferienbuchung kann teurer sein als der Katalogpreis, wie ein K-Tipp-Vergleich zeigt. Dafür verantwortlich sind vor allem die Zuschläge.
Pirmin Schilliger redaktion@ktipp.ch
Last-Minute-Reisen erleben in diesem Jahr einen Boom. Hanspeter Nehmer, Pressechef der Hotelplan-Gruppe, spricht von einem «klassischen Spätbucherjahr». Er rechnet damit,...
Last-Minute-Boom: Das vermeintliche Billigangebot für Ferien ist nicht immer günstiger
Eine kurzfristige Ferienbuchung kann teurer sein als der Katalogpreis, wie ein K-Tipp-Vergleich zeigt. Dafür verantwortlich sind vor allem die Zuschläge.
Pirmin Schilliger redaktion@ktipp.ch
Last-Minute-Reisen erleben in diesem Jahr einen Boom. Hanspeter Nehmer, Pressechef der Hotelplan-Gruppe, spricht von einem «klassischen Spätbucherjahr». Er rechnet damit, dass die Last-Minute-Reisen 2002 rund 15 bis 20 Prozent des Branchen-Umsatzes ausmachen dürften. In einem normalen Jahr sind es lediglich 10 bis 15 Prozent.
Andreas Kindlimann, District Manager Schweiz des langjährigen Last-Minute-Spezialisten L'tur, bestätigt den Trend. Einzig Roland Schmid von Tui Schweiz (Imholz und Vögele/ITV) sagt, man liege mit den Last-Minute-Buchungen momentan im normalen Dreijahresschnitt. Der ist aber bei Tui Schweiz mit ebenfalls 15 bis 20 Prozent des Umsatzes ohnehin gross. Am Stichdatum der K-Tipp-Recherche am 13. Mai hatte Tui Schweiz 4339 Last-Minute-Angebote im Verkauf.
Last-Minute-Angebote nicht blind buchen
Glücklich sind die Reiseveranstalter über die Entwicklung nicht. «Es wäre uns lieber, wenn mehr Leute früher buchen würden», räumt Kuoni-Pressesprecherin Eve Sobotich ein. Als Folge des Last-Minute-Booms beklagt die Reisebranche Preiserosion und geringere Margen.
Solches Jammern hält jedoch einem prüfenden Blick nicht stand. Zwar kann der Kunde hoffen, dass Last-Minute-Reisen für ihn im besten Fall bis zu 50 Prozent billiger sind. Die Ermässigung liegt aber im Schnitt bei bescheidenen 10 bis 20 Prozent. Der Kunde sollte immer mit dem Katalogpreis vergleichen und ein Last-Minute-Angebot nicht einfach blind buchen.
Was als Schnäppchen angepriesen wird, ist eventuell sogar teurer als im Katalog. Zum Beispiel die bei der Hotelplan-Tochter Esco ausgeschriebene Badewoche im IFA Continental auf Gran Canaria: Im Last-Minute-Verkaufskanal M-Travel (Abflug 25. Mai) kostet sie 1176 Franken und damit 52 Franken mehr als im Katalog. Die Erklärung für dieses überraschende Resultat: Die Badewoche wird bereits im normalen Katalog als so genannter Preishit offeriert.
Hanspeter Nehmer von Hotelplan spricht von einem Pokerspiel: Wenn ein Veranstalter merke, dass ein Angebot wieder anziehe, korrigiere er den Preis nach oben. Ein Last-Minute-Angebot könne deshalb unter Umständen sogar teurer sein.
Die Chancen auf happige Preiserlasse bleiben aber selbst in der Hochsaison intakt. Und die Preisermässigung für den Kunden wird in der Regel grösser, je näher die Hochsaison rückt. Beispiel: Als Last-Minute-Angebot ist eine Woche im Hotel Buenaventura bei M-Travel von Mitte Mai bis Ende Juni stets für 898 Franken ausgeschrieben. Der Katalogpreis steigt aber in dieser Zeit von 1216 auf 1361 Franken.
Auch ganz kurzfristig kann sich Flexibilität auszahlen: Im von L'tur angebotenen Hotel Caserio auf Gran Canaria kostet ab 25. Mai die Ferienwoche mit Flug ab Basel 970 Franken, eine halbe Woche später (ab 28. Mai) mit Flug ab Zürich lediglich 759 Franken.
Mit der wachsenden Beliebtheit von Last-Minute-Reisen erhalten die Reiseanbieter die Quittung für ihre kleinliche Preispolitik beim Frühbuchen. Bei Esco beispielsweise profitieren Frühbucher mit lediglich 48 Franken für Reisen im Preissegment von 800 bis 1500 Franken.
Tui Schweiz bietet auf gewisse Hotels bis zum 31. März 60 respektive 100 Franken Rabatt. Helvetic Tours macht den Rabatt nicht vom Datum abhängig: Mindestens die ersten 20 Prozent, die ein Angebot buchen, erhalten eine Ermässigung von 100 Franken.
Minime Unterschiede zwischen Anbietern
Kein Wunder also, haben es die vor zwei Jahren von der Reisebranche propagierten Frühbuchungsrabatte nicht geschafft, das Buchungsverhalten der Konsumenten wesentlich zu beeinflussen.
Während der Preisvergleich zwischen Last-Minute-Angeboten und Katalog jedem kostenbewussten Reisenden unbedingt zu empfehlen ist, kann er sich den Vergleich zwischen den verschiedenen Reiseanbietern getrost ersparen. Selbst ein Rappenspalter wird da nicht gross fündig, so gering sind die Differenzen.
Zum Beispiel das Hotel Las Margaritas: Die Ferienwoche wird von Hotelplan/M-Travel für 1216 Franken, vom Konkurrenten Helvetic Tours für 1260 Franken angeboten. Hanspeter Nehmer gibt zu: «Die Preisunterschiede in den Katalogen sind meistens minim.»
Ein leidiges Kapitel bleiben die Zuschläge. Die Liste ist lang: Rücktrittsgebühren, Flughafen- und Security-Taxen, Ökoabgabe, Auftragspauschale, Sitzplatzreservation, Samstagszuschlag, Treibstofftaxe usw. Diese Zuschläge sind in den in fetten Lettern ausgeschriebenen (Lockvogel-)Preisen in der Regel noch nicht inbegriffen.
Bei Last-Minute-Buchungen ist die Gefahr besonders gross, dass der Raschentschlossene diese Extras vergisst. Hinter manchem vermeintlichem Schnäppchen läppert sich noch einiges zusammen. Bei den von uns nachgerechneten Beispielen waren es Beträge zwischen 80 und 200 Franken.
Dass es aber durchaus kundenfreundlicher ginge, beweist seit zwei Jahren Tui Schweiz. «Unsere Preise beinhalten alle obligatorischen Zuschläge wie Flughafentaxen, Sicherheitsgebühren, allfällige Visa-Gebühren oder andere zwingend anfallende Kosten», so Schmid von Tui Schweiz.
Was hingegen der Kunde frei hinzuwählt - etwa einen komfortableren Sitz im Flugzeug -, kostet selbstverständlich auch bei Tui Schweiz extra.
Noch besser hinsichtlich der Zuschläge handelt der Last-Minute-Spezialist L'tur. Hier heisst es bei jedem Angebot klipp und klar: Alles ist im ausgeschriebenen Preis bereits inbegriffen!
So bucht man Last-Minute-Reisen
- Suchen Sie das Angebot im Katalog oder im Internet aus, addieren Sie zum ausgeschriebenen Preis sämtliche Extras und lassen Sie dann das Ganze im Reisebüro nachrechnen.
- Die Angebote werden laufend aktualisiert. Deshalb sollte ein Reisewilliger sich täglich neu informieren, am besten im Internet. Bei einem verlockenden Angebot nicht lange zögern.
- Buchen Sie nur bei Reiseanbietern mit Kundengeld-Versicherung.
- Angebote im Internet:
www.helvetic.ch
www.mtravel.ch
www.imholz.ch
www.ltur.ch
www.reisen.ch
www.lastminute.de