Internetfirma macht leere Versprechen
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K-Tipp 16/2002
02.10.2002
Der Betreiber eines Branchenführers lockt Gewerbler mit Aufträgen. Ob er Arbeit anzubieten hat, ist aber fraglich.
Marco Diener mdiener@ktipp.ch
Auf den ersten Blick machte das Schreiben, das Isabelle und Roland Burgy aus Basel erhielten, einen erfreulichen Eindruck. Die Firma www. haus-eigentuemer.ch stellte ihrem Malergeschäft einen Auftrag über 36 000 Franken in Aussicht.
Doch das Angebot hat einen Haken. Um an den Auftrag heranzukommen, hätte...
Der Betreiber eines Branchenführers lockt Gewerbler mit Aufträgen. Ob er Arbeit anzubieten hat, ist aber fraglich.
Marco Diener mdiener@ktipp.ch
Auf den ersten Blick machte das Schreiben, das Isabelle und Roland Burgy aus Basel erhielten, einen erfreulichen Eindruck. Die Firma www. haus-eigentuemer.ch stellte ihrem Malergeschäft einen Auftrag über 36 000 Franken in Aussicht.
Doch das Angebot hat einen Haken. Um an den Auftrag heranzukommen, hätten Burgys auf ein Gegengeschäft eingehen müssen: einen Eintrag im Internet-Verzeichnis www.haus-eigen tuemer.ch für 492 Franken kaufen.
Ob es mit dem Auftrag jemals geklappt hätte, ist fraglich. Einiges spricht dagegen:
- Peter-Hans Hegetschweiler, Geschäftsführer von haus-eigentuemer.ch, hat dem K-Tipp keine Unterlagen für den 36 000-Franken-Auftrag vorgelegt.
- Einen 36 000-Franken-Auftrag hat er gleich mehreren Basler Malern in Aussicht gestellt.
- Die Sekretärin eines der betroffenen Geschäfte hat bei haus-eigentuemer.ch angerufen und sich nach dem Auftrag erkundigt. Da hiess es, er sei schon vergeben. Aber sie solle doch den Eintrag zahlen, es gebe immer wieder solche Aufträge.
- Ein Maler, der unterschrieben hat, wartet nach anderthalb Monaten immer noch auf seinen ersten Auftrag.
Das Geschäftsgebaren von Peter-Hans Hegetschweiler ist aber noch aus weiteren Gründen fragwürdig. Er hatte nämlich schon vorgängig - also bevor er das Gegengeschäft anbot - kurzerhand die Firmeneinträge aus anderen Internet-Branchenverzeichnissen auf seine Homepage kopiert.
Bedient hat er sich zum Beispiel bei der Afuag, die selber im Zwielicht steht (K-Tipp 10/02) und sich mittlerweile Mediaswiss nennt. Doch solches Kopieren ist verboten.
Hauseigentümer-Verband ist verärgert
Gegenüber Isabelle Burgy behauptete Hegetschweiler, er habe die Einträge von der Mediaswiss-Site www. y-line.ch erhalten. Doch Mediaswiss-Geschäftsleitungsmitglied Alfred Jung widerspricht: «Wir haben nichts weitergegeben. Wir betreiben keinen Adressenhandel.» Inzwischen hat Hegetschweiler die kopierten Einträge wieder vom Netz genommen.
Geärgert hat sich auch Andrea Haas, stellvertretende Direktorin des Schweizerischen Hauseigentümer-Verbandes. Erst auf Druck eines Anwalts habe Hegetschweiler auf der Startseite seiner Homepage einen Hinweis platziert. Darin steht, er habe mit dem offiziellen Hauseigentümer-Verband nichts zu tun.
Noch immer, sagt Haas weiter, gebe es aber Leute, welche haus-eigentuemer.ch und den Hauseigentümer-Verband verwechselten. «Obwohl wir unsere Mitglieder warnen, erhalten wir immer wieder Reklamationen von Leuten, die sich bei uns über Hegetschweilers Geschäftspraktiken beklagen», ärgert sie sich.