Jeder zweite Arzt will nicht
Das Bundesamt für Gesundheit macht sich wieder stark für Grippeimpfungen. Das geht selbst vielen Ärzten zu weit.
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K-Tipp 18/2003
29.10.2003
Laut einer Link-Meinungsumfrage glauben die meisten Schweizerinnen und Schweizer, sich mit Vitamintabletten gegen Grippe schützen zu können (27 %); es folgen natürliche Stärkungsmittel (23 %), mehr Schlaf (21 %) und homöopathische Mittel (17 %). Nur 17 Prozent sprechen sich für eine Impfung aus. Trotzdem oder gerade deswegen geht das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Sachen Grippeimpfung in die Offensive. Dieses Jahr hat das BAG das Medizinal- und Pflegepersonal ins Visier genommen.
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Laut einer Link-Meinungsumfrage glauben die meisten Schweizerinnen und Schweizer, sich mit Vitamintabletten gegen Grippe schützen zu können (27 %); es folgen natürliche Stärkungsmittel (23 %), mehr Schlaf (21 %) und homöopathische Mittel (17 %). Nur 17 Prozent sprechen sich für eine Impfung aus. Trotzdem oder gerade deswegen geht das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Sachen Grippeimpfung in die Offensive. Dieses Jahr hat das BAG das Medizinal- und Pflegepersonal ins Visier genommen.
Dem BAG-Aufruf begegnen viele Mediziner mit grosser Skepsis. Hansueli Albonico, Arzt und Mitglied der Fachgruppe für differenzierte Impfungen, kritisiert die behördliche Empfehlung als zu pauschal. «Die Impfstoffwirksamkeit liegt bei lediglich 50 Prozent», gibt er zu bedenken.
Das BAG kommt hingegen zu anderen Zahlen: «Der Wirkungsgrad liegt zwischen 50 und 90 Prozent, er ist bei jüngeren Personen höher als bei älteren Menschen», so Daniela Müller, Projektleiterin der BAG-Kampagne. Womit aus BAG-Sicht auch gesagt wäre: Mindestens 50 Prozent der Todesfälle, die auf Grippe zurückgehen, könnten verhindert werden. Impfkritiker entgegnen, dass gerade bei den Risikogruppen der älteren und chronisch kranken Menschen der Wirkungsgrad am unteren Level liege.
«Interessanterweise ist die Impfbereitschaft gerade beim Personal von Heimen und Spitälern gering», beobachtet Albonico. Die Impfrate sei weit entfernt vom BAG-Ziel von 70 Prozent. Sie liegt aktuell bei 21 Prozent, so zum Beispiel an der Uniklinik Basel, obwohl hier seit Jahren die Grippeimpfung propagiert wird. Der leitende Personalarzt Lukas Sponagel hingegen erklärt: «Es spricht nichts dagegen, diese Impfung machen zu lassen.»
Trotzdem stösst die Massnahme selbst unter den Ärzten in Basel nur beschränkt auf Gegenliebe. Die Hälfte der Ärzte, die es doch eigentlich am besten wissen müssten, verzichten hier auf die Grippeimpfung. Eine Umfrage zeigt: 30 Prozent der Impfgegner beim Medizinalpersonal sind der Meinung, das Risiko einer Grippe rechtfertige eine Impfung nicht. 35 Prozent wollen sich nicht impfen lassen, weil sie selber noch nie an Grippe erkrankt seien.
(ps)
weitere infos
- www.impfo.ch Website der Arbeitsgruppe für differenzierte Impfungen.
- www.bag.admin.ch/infekt oder www.sichimpfen.ch Impfseiten des Bundesamts für Gesundheit.
- www.dr-walser.ch
Impfinfos auf der Website von Thomas Walser, Allgemeinarzt in Zürich.
- www.aegis.ch AEGIS steht für Aktives Eigenes Gesundes Immun-System. Dogmatischer, eindeutig ablehnender Standpunkt.