Job-Gespräch: So verkaufen Sie sich mit Erfolg
Inhalt
K-Tipp 4/2002
20.02.2002
Tipps und Tricks, um die Klippen im Bewerbungs-Dos sier und beim Vorstellungsgespräch zu umschiffen
Seien Sie mutig: Stehen Sie bei einem Bewerbungsgespräch zu Ihren Stärken und Schwächen, fordern Sie einen guten Lohn und fragen Sie nach Weiterbildungsmöglichkeiten.
Pia Seiler pseiler@ktipp.ch
Wochenlang haben Sie nach Ihrer Bewerbung auf ein Echo gehofft. Endlich: Der Personalchef lädt Sie zu einem Bewerbungsgespräch ein. Nun geht es um die Wu...
Tipps und Tricks, um die Klippen im Bewerbungs-Dos sier und beim Vorstellungsgespräch zu umschiffen
Seien Sie mutig: Stehen Sie bei einem Bewerbungsgespräch zu Ihren Stärken und Schwächen, fordern Sie einen guten Lohn und fragen Sie nach Weiterbildungsmöglichkeiten.
Pia Seiler pseiler@ktipp.ch
Wochenlang haben Sie nach Ihrer Bewerbung auf ein Echo gehofft. Endlich: Der Personalchef lädt Sie zu einem Bewerbungsgespräch ein. Nun geht es um die Wurst und Sie sollten in dieser Phase ebenso sorgfältig vorgehen wie zuvor beim Zusammenstellen Ihrer Bewerbungsunterlagen.
Heutzutage gilt: Kleiden Sie sich dem Beruf entsprechend. Ein Computerfachmann wird kaum wie ein Banker im Anzug mit Krawatte erscheinen müssen. «Veston, frisches Hemd und eine passende Hose genügen», sagt Personalberaterin Rita Baechler-Barth, die Kurse für Studienabgänger der Uni Bern gibt und in Zürich ein Büro führt.
Ähnlich ist es bei Frauen. Eine Verkäuferin greift eher zu Sonntagskleidern, während eine Fotografin salopper erscheinen darf. «Frauen sollten weder mit Schmuck noch mit Schminke dick auftragen und auch keine Parfümwolke hinterlassen», sagt Baechler.
Erscheinen Sie pünktlich. Neutralisieren Sie Mundgeruch - etwa vom Kaffee, den Sie womöglich kurz zuvor hinuntergestürzt haben. Überhaupt: Halten Sie sich an die üblichen Anstandsregeln. Schalten Sie das Handy aus, und setzen Sie sich erst, wenn Sie einen Platz angeboten bekommen.
Versuchen Sie, Ihre Nervosität in den Griff zu bekommen. Weltmeister sind nicht gefragt und auch Sie haben einiges zu bieten. Der wichtigste Tipp von Rita Baechler lautet denn auch: «Man sollte sich selber bleiben, zu seinen Stärken und Schwächen stehen. Alles andere verwässert nur die Persönlichkeit.» Überlegen Sie sich also vorher, in welchen Bereichen Sie stark sind, was Sie dazulernen wollen, wo Ihre Defizite liegen.
Erzählen Sie aber keinesfalls als Erstes, was Sie nicht können. «Vor allem Frauen machen diesen Fehler - sie definieren sich über ihre Schwächen», so Baechler. «Bis dann die Stärken dran sind, ist der Personalchef bereits ausgepowert.»
Fünf Fragen, die Sie beantworten sollten
Informieren Sie sich vorgängig über den Betrieb. Viele Firmen haben heutzutage eine Homepage im Internet - erscheinen Sie zum Gespräch am besten mit einem Auszug davon. «Das macht sich gut», sagt die Personalberaterin. Sicher aber sollten Sie Schreibzeug und Block zücken, während eine Chef-Agenda für Baechler «zu aufgeblasen wirkt».
Auf fünf grundlegende Fragen sollten Sie eine Antwort wissen:
- Warum wollen Sie ausgerechnet diese Stelle?
- Was interessiert Sie an der Firma?
- Warum wollen Sie die Stelle wechseln?
- Welches war Ihr schwierigstes Problem am bisherigen Arbeitsplatz ?
- Wie haben Sie es gelöst?
Personalberaterin Baechler rät zu Ehrlichkeit - «kein destruktives Schildern von Fehlern, sondern sachliche Offenheit». Sagen Sie, dass Sie ein ausgesprochener Morgenmuffel sind, wenn von Ihnen erwartet wird, morgens um acht mit klarer Stimme am Telefon Auskunft geben zu können. Vielleicht gibt es ein Training, eine Alternative, eine Einarbeitungszeit. «Auf die Länge erweist man sich sonst keinen Dienst.»
Auch bei Mankos wie Arbeitslosigkeit und Krankheit kriegen Sie eher einen Bonus, wenn Sie offen sind, statt versuchen, alles zu vertuschen.
Sie müssen jedoch nicht alle Fragen beantworten. Sich jedoch schnöde auf den Datenschutz zu berufen, ist für Baechler «ein Killer». Wenn Sie nicht antworten wollen: Weisen Sie die Frage höflich zurück. Es kommt nämlich nicht nur darauf an, was Sie sagen, sondern wie Sie es sagen. Daraus lässt sich rückschliessen, wie Sie später im Job-Alltag mit Team und Chef umgehen.
Erwähnen Sie ausserberufliche Tätigkeiten und Auszeiten. «Nicht selten offenbaren sich da die interessantesten Aspekte der Persönlichkeit», sagt die Personalberaterin. Auch das Aufzählen von Hobbys kann vorteilhaft sein. Ein Bergsteiger wird wohl auch in schwierigen Situationen nicht aufgeben und eine Seglerin genügend Ressourcen haben, auch im Stress zu funktionieren.
Wichtige Punkte: Arbeitsklima und Lohn
Lassen Sie sich nicht nur einfach ausfragen. Versuchen Sie, möglichst viel über Ihren allfällig künftigen Arbeitsplatz in Erfahrung zu bringen. Es dürfte für Sie wichtig sein zu wissen, wie die Stimmung im Team ist, wer Ihr Chef ist, was Sie für Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten haben.
Machen Sie sich vorgängig über Lohn und Sozialleistungen Gedanken. Es ist üblich, dass der Lohn bereits im ersten Gespräch zur Sprache kommt. Informieren Sie sich in der Branche, bei der Gewerkschaft oder bei Arbeitskollegen, was Sie erwarten dürfen.
Am besten ist, Sie überlassen den Ball dem Arbeitgeber. Wenn er Ihnen kein Angebot macht, geben Sie eine Lohnspanne an. Ihren letzten Lohn dürfen Sie dabei verschweigen. Sie können jedoch erwähnen, dass Sie mehr verdienen möchten.
In der Regel geht man heute von 13 Monatslöhnen aus. In Branchen wie dem Verkauf sollten Sie dieses Thema jedoch ansprechen.
Nach dem Gespräch beginnt erneut das lange Warten. Verharren Sie auch hier nicht in Passivität, erkundigen Sie sich nach zwei, drei Wochen, wie es steht. Sollten Sie mit Ihrer Bewerbung scheitern: Fragen Sie, was der Grund war. Eventuell können Sie daraus etwas lernen. Übrigens: Alle eingeschickten Bewerbungsunterlagen gehören Ihnen, der Personalchef muss sie deshalb retournieren. Mit etwas Glück können Sie die Kopien gleich für die nächste Bewerbung brauchen.
Mehr zum Thema:
- Saldo-Ratgeber «Arbeitsrecht: Was Angestellte wissen müssen»
Heikle Themen - Was Sie verschweigen dürfen
Fragen zu Politik, Religion, Sexualität, Gesundheit: Sie sind nur zulässig, wenn sie mit dem konkreten Arbeitsverhältnis in Zusammenhang stehen.
«Sind Sie schwanger?» Ob Sie diese Frage beantworten müssen, ist umstritten: Ja, entschied das Bundesgericht 1996 in einem Fall. Nein, sagte das deutsche Bundesarbeitsgericht und folgte damit dem europäischen Gerichtshof.
HIV-positiv: Das darf man verschweigen. Wenn Aids jedoch bereits ausgebrochen ist und die Arbeit darunter leidet, müsste der Bewerber dies offen legen.
Vorstrafen: Man muss sie nicht erwähnen, wenn sie mit der Arbeit nichts zu tun haben. So muss ein Buchhalter nicht informieren, wenn er wegen Trunkenheit am Steuer verurteilt wurde. Ein Chauffeur jedoch müsste diese Auskunft geben.
Von Arbeitszeugnis bis Zivilstand - Das gehört zu einer Bewerbung
Das Bewerbungsschreiben besteht aus Begleitbrief, Lebenslauf und weiteren Beilagen wie Berufsdiplom, Arbeitszeugnissen, Arbeitsproben.
Begleitbrief
- Er sollte sauber, übersichtlich, fehlerfrei und nicht länger sein als eine maschinengeschriebene Seite.
- So umfassend wie nötig, so knapp und aussagekräftig wie möglich formulieren. Verwenden Sie keinen Standardbrief. Setzen Sie eine persönliche Note - sachlich und ehrlich, weder unterwürfig noch überheblich.
- Schildern Sie, weshalb Sie die Stelle anstreben, was Sie als Voraussetzung mitbringen, was bis anhin Ihre Aufgabe war, warum Sie die Stelle wechseln wollen. Sie können auch besondere Fähigkeiten und Weiterbildungen erwähnen.
- Gehen Sie auf die Anforderungen im Inserat ein. Wenn zu wenig Konkretes darin steht: Rufen Sie an und fragen Sie nach dem Profil. Richten Sie Ihre Bewerbung an Ihre Kontaktperson, nicht an «Sehr geehrte Damen und Herren».
- Listen Sie sämtliche Beilagen auf.
Lebenslauf
- Schreiben Sie ihn lückenlos und in tabellarischer Form. Lücken werfen Fragen auf. Erwähnen Sie also Sprachaufenthalte, die Babypause, die Auszeit.
Gliedern Sie die Angaben in
- Personalien: Adresse, Geburtsdatum, Zivilstand, Kinder mit Geburtsjahr, evtl. militärischer Grad.
- Ausbildung: Schulen und Abschlüsse mit Datum.
- Berufliche Tätigkeit: Alle Stellen mit Eintritts- und Austrittsdatum.
- Weiterbildung: Erwähnen Sie alle Kurse, auch wenn Sie Ihnen unbedeutend vorkommen.
- Sprachen
Weitere Beilagen
Oft steht im Inserat, was verlangt ist. Je nach Stelle sollten Sie beilegen: Kopien von Berufs-, Schul-, Universitäts-Abschluss, Arbeitszeugnisse, Endjahres-Qualifikationen, Arbeitsproben, Passbild, Leumundszeugnis (stellt die Wohngemeinde aus).
Referenzen
- Sie können zwei, drei Referenz-Personen im Lebenslauf aufführen oder die Adressen zum Gespräch mitbringen.
- Fragen Sie Ihre Referenz-Personen um Erlaubnis - ehemalige Chefs, Vorgesetzte im Militär, bei jungen Leuten Praktikumsbegleiter oder Lehrer.
- Laut Datenschutzgesetz darf der Arbeitgeber nur die angegebenen Personen befragen, für weitere Personen braucht er Ihre Zustimmung.
- Wer den Arbeitsplatz im Streit verlässt, kann dem ehemaligen Arbeitgeber die Auskunft gegenüber Dritten verbieten, am besten schriftlich mit eingeschriebenem Brief.
Schriftproben
- Graphologische Gutachten sind umstritten und nur mit Ihrer Zustimmung erlaubt. Bei Kaderstellen werden oft handschriftliche Proben verlangt. Weigern Sie sich, riskieren Sie, übergangen zu werden. Gehen Sie darauf ein, stimmen Sie stillschweigend einem Gutachten zu. Sie haben das Recht, den Bericht des Graphologen einzusehen (mehr zu diesem Thema im K-Tipp 9/98: «Graphologie im Test»).