Jobsuchende fies geködert
Das Büro Conti-Press weckt falsche Hoffnungen auf Jobs bei Weltorganisationen. Diese erwägen rechtliche Schritte.
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K-Tipp 19/2002
13.11.2002
Der Text des Inserats ist knapp, für Jobsuchende aber attraktiv: «Die Weltorganisationen suchen dringend Mitarbeiter in allen Berufen, kurz- und langfristige Anstellungen.» Interessenten werden an eine 0900er-Telefonnummer oder die Homepage des Walliser Büros Conti-Press verwiesen.
Dort zählt das Büro einige dieser Weltorganisationen auf, darunter Unicef, World Vision, Caritas, Amnesty International und die World Trade Organization. Und es fordert eindringlich auf, seinen ko...
Der Text des Inserats ist knapp, für Jobsuchende aber attraktiv: «Die Weltorganisationen suchen dringend Mitarbeiter in allen Berufen, kurz- und langfristige Anstellungen.» Interessenten werden an eine 0900er-Telefonnummer oder die Homepage des Walliser Büros Conti-Press verwiesen.
Dort zählt das Büro einige dieser Weltorganisationen auf, darunter Unicef, World Vision, Caritas, Amnesty International und die World Trade Organization. Und es fordert eindringlich auf, seinen kostenpflichtigen Online-Dienst zu abonnieren - zum Beispiel eine Woche für 12 Franken. Der Dienst umfasse «hunderte von aktuellen Stellenangeboten» dieser Institutionen.
Doch hat Conti-Press überhaupt einen offiziellen Vermittlungsauftrag? Sein Büro vermittle keine Stellen, sondern informiere nur über Profil, Mission, Anstellungsmöglichkeiten und Adressen, sagt Conti-Press-Mann Hannes Krum.
Diese Informationstätigkeit finde via Internet statt, «in Zusammenarbeit mit den grossen wichtigen Büros der Weltorganisationen, von denen wir direkt unsere Informationen erhalten», schreibt Krum weiter.
Bloss: Die Kooperation scheint eher einseitig zu sein. «Wir arbeiten nicht mit Conti-Press zusammen», halten Unicef, Amnesty International, World Vision und Caritas Schweiz gegenüber dem K-Tipp fest. Sie alle fordern Conti-Press auf, ihren Namen umgehend von der Homepage zu entfernen. World Vision behält sich rechtliche Schritte vor und Amnesty International steht nach eigenen Angaben gar «kurz vor einer Strafanzeige».
Ungemach droht Conti-Press aber noch von anderer Seite. Das Büro gibt in seinem Inserat den Preis für Anrufe auf die publizierte 0900er-Nummer nämlich in Franken pro Sekunde («Fr. 0'03/s.») statt pro Minute an. Damit liegt nach Auskunft des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) «eine strafbare Widerhandlung gegen die Preisbekanntgabeverordnung vor». Das Seco will jetzt die zuständigen Walliser Behörden über den Fall informieren.
Gery Schwager