Keine Nachwuchsförderung
15 Franken Eintritt verlangen die Berner Young Boys für Kinder unter sechs Jahren. Bei allen anderen grossen Fussballklubs ist der Eintritt gratis.
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K-Tipp 3/2006
08.02.2006
Marco Diener - marco.diener@ktipp.ch
Regelmässig besucht Cornelius Morscher aus Bern die Heimspiele des FC Basel. Manchmal nimmt er seine Kinder Mo (5) und Lu (3) mit. Eintritt erhalten die Kinder immer gratis - versteht sich.
Als der FC Basel in der Vorrunde im Berner Wankdorf zu Gast war, fuhr er mit den Kindern hin. Aber siehe da: Was in der restlichen Schweiz gratis ist, kostet in Bern 15 Franken pro Kind.
«Dass die beiden Kinder 15 Franken bezahlen müssen, auch wenn sie auf dem Schoss sitzen, a...
Regelmässig besucht Cornelius Morscher aus Bern die Heimspiele des FC Basel. Manchmal nimmt er seine Kinder Mo (5) und Lu (3) mit. Eintritt erhalten die Kinder immer gratis - versteht sich.
Als der FC Basel in der Vorrunde im Berner Wankdorf zu Gast war, fuhr er mit den Kindern hin. Aber siehe da: Was in der restlichen Schweiz gratis ist, kostet in Bern 15 Franken pro Kind.
«Dass die beiden Kinder 15 Franken bezahlen müssen, auch wenn sie auf dem Schoss sitzen, also keinen eigenen Platz beanspruchen, finde ich eine Frechheit», sagt Cornelius Morscher. Und im übrigen suggeriere YB auf der Preisliste mit der Angabe «Kinder/Jugendliche (6-16 Jahre): 15 Franken», dass kleineren Kindern gratis Einlass gewährt werde.
Die Wankdorf-Sprecherin Marianne Gut rechtfertigt die Preispolitik. «Wir ermöglichen Familien, die Spiele in der Family-Zone günstig mitzuverfolgen. Alle Familienmitglieder bekommen dort 50 Prozent Rabatt, egal ob Kinder oder Erwachsene.»
«Kinder zahlen aus Sicherheitsgründen»
Doch warum müssen Kinder unter sechs Jahren bereits Eintritt bezahlen? «Um eine hohe Sicherheit zu gewährleisten», so Gut, «müssen wir jedem Besucher einen eigenen Platz zuweisen.» Nur wenn pro Platz ein Billett abgegeben werde, wüssten die Sicherheitsverantwortlichen im Notfall, wie viele Personen sich im Stadion befänden. Eine hanebüchene Begründung. Denn: Man könnte ja für die Kleinen auch Gratis-Tickets abgeben.
Laut Gut sind zudem «die Fluchtwege auf die Anzahl Sitzplätze abgestimmt». Wären zu viele Personen im Stadion - vor allem noch mit kleinen Kindern -, könnte es bei den Notausgängen zu gefährlichen Staus kommen.
Andernorts sieht man das offenbar anders. Von den zehn Super-League-Klubs* verlangt ausser YB keiner von kleinen Kindern Eintritt (siehe Tabelle). Die meisten bieten auch für ältere Kinder Billette unter 10 Franken an. Der FC St. Gallen lässt Kinder bis 9 Jahre gratis ein, der FC Zürich bis 11 Jahre, Neuenburg Xamax sogar bis 14 Jahre.
Ärger kanns für Eltern allerdings bei gut besuchten Spielen auch beim FC Basel und bei den Grasshoppers in Zürich geben. Wenn nämlich im St.-Jakob-Stadion Family Corner und Sektor D ausverkauft sind bzw. auf dem Hardturm die Estrade-Ost, müssen die Besucher Billette für den nächstteureren Sektor kaufen. Und dort gibts nur Billette ohne Kinderrabatt.
Fähnchen der Kinder am Eingang zerrissen
Verunglückt war der Match-Besuch in Bern für Morscher und seine Kinder nicht nur wegen der Preise, sondern auch wegen der Sicherheitsleute am Eingang. Diese beschlagnahmten die selbstgebastelten Fähnchen der Kinder und zerrissen sie vor deren Augen.
Marianne Gut entschuldigt sich dafür. Beschlagnahmte Gegenstände würden normalerweise aufbewahrt und nach dem Spiel den Besitzern zurückgegeben. Zum Trost schickte sie den Kindern YB-Schals. Sie freuen sich - obwohl sie eigentlich Basel-Fans sind.
*Rückrunden-Start Super League: 11./12. Februar
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