Köpfe ins schlechte Licht gerückt
Nur drei von acht Automaten-Bildern entsprechen den Bestimmungen für Passfotos. Das zeigt eine Stichprobe des K-Tipp. Einzelne Gemeinden verlangen nun Fotos vom Profi.
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K-Tipp 7/2003
09.04.2003
Markus Kellenberger - mkellenberger@ktipp.ch
Claudia Luder aus Langenthal BE setzte Tochter Nina in einen Fotoautomaten. Die 11-Jährige brauchte einen neuen Pass. Der Blitz ging los und nach wenigen Minuten spuckte der Kasten vier Passbilder aus.
Aber: Zum Erstaunen der beiden lehnte die Einwohnerkontrolle der Gemeinde die Bilder ab - sie seien zu schlecht. «Der Mann am Schalter empfahl uns, zu einem Fotografen zu gehen», sagt Claudia Luder. Das ärgert sie, denn «am Automaten stand doch "Passfotos"».
Das...
Claudia Luder aus Langenthal BE setzte Tochter Nina in einen Fotoautomaten. Die 11-Jährige brauchte einen neuen Pass. Der Blitz ging los und nach wenigen Minuten spuckte der Kasten vier Passbilder aus.
Aber: Zum Erstaunen der beiden lehnte die Einwohnerkontrolle der Gemeinde die Bilder ab - sie seien zu schlecht. «Der Mann am Schalter empfahl uns, zu einem Fotografen zu gehen», sagt Claudia Luder. Das ärgert sie, denn «am Automaten stand doch "Passfotos"».
Das weiss Luis Gomez vom Langenthaler Einwohneramt. «Trotzdem haben wir mit Automaten-Bildern oft schlechte Erfahrungen gemacht.» Im Klartext: Die Qualität reicht für die Ansprüche des neuen Schweizer Passes häufig nicht aus. Dieser wird digital verarbeitet. Damit das klappt, muss das Foto den Mass- und Gestaltungsvorgaben entsprechen (siehe Kasten). «Wenn wir schlechte Bilder akzeptieren, schickt sie uns das kantonale Passbüro zurück», begründet Gomez die Auslese.
Passbüros: Drei von acht Bildern sind okay
Der K-Tipp wollte wissen, wie es um Automaten-Bilder steht. In acht Kabinen in Zürich liess er Passfotos knipsen. Ausgewählt wurden ausschliesslich Kabinen des Marktführers Prontophot mit Sitz in Dübendorf ZH. Vier Passfotos kosteten jeweils acht Franken.
Zum Vergleich gabs nochmals vier Polaroid-Passföteli aus einem Fotogeschäft. Das kostete 20 Franken, inbegriffen waren Einstellen von Hintergrund und Beleuchtung, Bildkontrolle sowie Ausschneiden auf das richtige Format.
Die Bilder wurden den vier kantonalen Passbüros Aarau, Basel, Bern und St. Gallen vorgelegt. Sie sollten beurteilen, welche Porträts den Bestimmungen genügen.
Die vier Dienststellen waren sich einig: Nichts zu mäkeln gab es beim Bild vom Profi sowie bei drei von acht Automaten-Fotos (siehe unten). Bei ihnen stimmen Belichtung, Farbe, Kontrast und Format.
Drei Passbilder aus den Fotokabinen rutschten als «knapp genügend» durch. Eines ist zu hell, eines zu dunkel und dem dritten fehlt die nötige Schärfe. «Diese Bilder können wir wahrscheinlich so nachbearbeiten, dass sie brauchbar sind», sagt Verena Berisha vom Passbüro Bern. Aber: Die Vorselektion durch die Gemeinden hätten diese Fotos vielleicht nicht bestanden.
Prontophot: Schlechte Qualität - Geld zurück
Komplett durchgefallen sind zwei Automaten-Bilder. Beleuchtung, Farbwiedergabe und Kontrast sind miserabel.
Doch die paar Franken, die sie kosteten, sind zum Glück nicht verloren. «Wir geben das Geld selbstverständlich zurück, wenn ein Passbüro unsere Bilder aufgrund der Qualität ablehnt», sagt Jürg Forster von Prontophot. Adresse und Telefonnummer stehen an jedem Automaten.
Mit vielen der vom K-Tipp für die Stichprobe gemachten Aufnahmen ist Forster selber nicht zufrieden. «Bei den meisten», meint er, «ist die Chemie nicht mehr sauber, bei einem Foto scheint der Belichtungsmonitor kaputt zu sein.»
Benno Nager hat beim Bundesamt für Polizei das Projekt «Schweizer Pass 03» geleitet. Dass es bei Automaten-Fotos zu Problemen kommt, hat er geahnt, vor allem deshalb, weil der Begriff «Passfoto» nicht geschützt sei. «Er sagt zwar etwas über das Format, aber nichts über die Qualität aus», sagt Nager. Das störe ihn, denn so würden die Kunden «in falsche Sicherheit gewiegt».
Nicht zuletzt auch aus diesem Grund ist man in Langenthal zu einer rigorosen Praxis übergegangen. «Wir raten den Leuten, für ein Passbild gleich zum Fotografen zu gehen, denn Automaten-Bilder werden von uns eher nicht akzeptiert», sagt Luis Gomez. Viele seiner Kollegen in anderen Gemeinden seien ebenfalls zu diesem Entschluss gekommen. Gomez: «Auf den ersten Blick ist das zwar etwas teuer. Dafür muss niemand ein zweites Foto machen lassen und vorbeibringen - und auch nicht länger als nötig auf seinen Ausweis warten.»
Die Richtlinien für Passfotos
Für den neuen Schweizer Pass werden die Fotos eingescannt und digital weiterverarbeitet. Damit das problemlos klappt, hat das Bundesamt für Polizei Richtlinien für die Bildqualität und Bildgestaltung erlassen. Die Passbüros kontrollieren bei jedem Ausweis-Antrag, ob diese Bestimmungen eingehalten sind. Die wichtigsten Regeln:
- Der Kopf sollte zirka 20 Millimeter breit und 25 mm hoch sein. Der Abstand vom Kopf bis zum oberen Bildrand muss rund 5 mm betragen.
- Bildformat (ohne Rand): 35 mal 45 mm.
- Das Gesicht muss vor einem neutralen hellen Hintergrund von vorne zu sehen sein, nicht im Profil.
- Brillengläser dürfen keine Lichtreflexe aufweisen.
- Hüte und Mützen, Hals- und Kopftücher sind - ausser aus religiösen Gründen - verboten.
- Hände, Rauchwaren und andere Gegenstände gehören nicht aufs Bild.
- Es ist nur Fotopapier mit einer glatten Oberfläche erlaubt.
- Stark über- und unterbelichtete Aufnahmen sowie solche mit Schlagschatten im Hintergrund werden nicht akzeptiert.
- Fotomustertafeln und weitere Infos zum neuen Schweizer Pass finden Sie unter www.fedpol.ch.
Von unter- bis überbelichtet liefern Automaten bei Passfotos die ganze Palette
In Zürich hat der K-Tipp in acht Automaten der Firma Prontophot und bei einem Fotografen je vier Passfotos machen lassen. Expertinnen und Experten der kantonalen Passbüros Aarau, Basel, Bern und St. Gallen prüften anschliessend, ob die Bilder den neuen Anforderungen für den Schweizer Pass genügen.
Resultat: Das Porträt vom Fotografen und drei von acht Automaten-Fotos bekamen die Note «gut».
Drei Automaten-Bilder wurden mit Vorbehalt akzeptiert, das heisst, mit etwas Nachbearbeitung (aufhellen oder nachdunkeln) sind sie noch zu retten. Zwei der Passfotos waren indes völlig unbrauchbar.