Kostenfalle Telefon - das muss nicht sein
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K-Tipp 17/2001
17.10.2001
Festnetz-Verbindungen Bei 8 von 13 Anbietern können Sie sich telefonisch über den Stand der laufenden Rechnung erkundigen
Statt einiger dutzend mehrere hundert Franken: Hohe Telefonrechnungen, deren Empfängern angst und bange wird, sind keine Seltenheit. Der K-Tipp sagt, wie Sie Ihre Telefonkosten besser überwachen können.
Gery Schwager gschwager@ktipp.ch
Eigentlich wäre die Sache ganz einfach: Fürs Telefonieren übers Festnetz gibts eine monat...
Festnetz-Verbindungen Bei 8 von 13 Anbietern können Sie sich telefonisch über den Stand der laufenden Rechnung erkundigen
Statt einiger dutzend mehrere hundert Franken: Hohe Telefonrechnungen, deren Empfängern angst und bange wird, sind keine Seltenheit. Der K-Tipp sagt, wie Sie Ihre Telefonkosten besser überwachen können.
Gery Schwager gschwager@ktipp.ch
Eigentlich wäre die Sache ganz einfach: Fürs Telefonieren übers Festnetz gibts eine monatliche Kostenlimite; ist diese erreicht, sind vom betreffenden Anschluss her keine Verbindungen mehr möglich. Punkt.
Auch Familie Sommerhalder aus Dürnten ZH wäre mit einer solchen Höchstlimite einiges erspart geblieben. Mitte August verrechnete ihr die Swisscom für den Juli Verbindungsgebühren von 1214 Franken - normalerweise belief sich Sommerhalders Rechnung auf weniger als 100 Franken.
Grund für die hohen Kosten waren Internet-Verbindungen des Computers über eine teure 0906er-Sexnummer, die ein so genannter Dialer, also ein Wählprogramm, aufgebaut hatte. Sommerhalders können sich nicht erklären, wie der Dialer auf die Festplatte ihres Computers gelangt ist. Doch das interessiert die Swisscom nicht; sie hält an ihrer Rechnungsstellung fest.
Plaudernden Kindern eine klare Grenze setzen
Mit einer Monatslimite von beispielsweise 200 Franken auf ihrem Anschluss hätten Sommerhalders die Sache gelassen nehmen können. Bei Kosten von über 1200 Franken fällt das schwer. Aber eben: Die Swisscom bietet den Kunden die Möglichkeit, die Kosten auf einen bestimmten Maximalbetrag pro Monat zu begrenzen, nicht an.
Und sie ist damit nicht allein, wie eine Umfrage bei 13 wichtigen Festnetzanbietern der Schweiz zeigt. Auch Sunrise, Jippii, Télésonique und Econophone arbeiten nicht mit Monatslimiten. Andere Firmen hingegen wollen demnächst Limiten einführen. N-Tel, Alocall und Abalon richten sie auf Kundenwunsch bereits ein, und bei Primus gehören sie gar zum Standard, um die Kunden vor bösen Überraschungen zu bewahren.
Solche drohen nämlich keineswegs nur als Folge unerwünschter 0906er-Verbindungen via Computer. In mancher Familie ist vielmehr der Nachwuchs verantwortlich für explodierende Kosten, wie Otto Reiman von Abalon weiss: «Kinder und Jugendliche telefonieren oft vom Festnetz auf ein Handy. Dabei wissen sie nur selten, dass das wegen hoher Gebühren ins Geld gehen kann.»
Bei 400 Franken herrscht Schweigen im Walde
Technisch sei es kein Problem, monatliche Höchstlimiten fürs Telefonieren einzurichten, versichern diverse Anbieter. Bei der konkreten Ausgestaltung sind verschiedene Modelle denkbar.
- Primus etwa setzt nach eigenen Angaben bei jeder neuen Nummer eine Limite im Wert von rund 400 Franken fest, die der Kunde aber nach seinen Wünschen ändern kann. Bei Erreichen der Limite wird die Verbindung unterbrochen und der Kunde aufgefordert, sich an den Kundendienst zu wenden.
- Eine sanftere Variante plant Red Telecom. Hier sollen Kunden ab November eine Monatslimite fixieren können. Ist diese erreicht, will die Firma mit den Betroffenen sofort Kontakt aufnehmen, um das weitere Vorgehen zu besprechen, wie Geschäftsführer Paul Hornisberger erklärt. «Wir haben kein Interesse daran, dass Kunden Rechnungen erhalten, die sie dann nicht bezahlen können.»
Bei Jippii geht man einen anderen Weg. Sprecher Lars Deamoli: «Da wir keine Business-Nummern anbieten und zudem ein eigenes Frühwarnsystem haben, macht die Einführung von Höchstlimiten keinen Sinn.» Jippii überwache täglich die Gebühren jedes Kunden. Sobald man einen ungewöhnlichen Anstieg feststelle, erhalte der Nummerninhaber unverzüglich eine Warnmeldung. Ein ähnlich sensibles Warnsystem kennen eigenen Aussagen zufolge auch Tele2 und Primus.
Wer indes nicht warten will, bis eine Warnung oder gar eine beängstigende Rechnung ins Haus flattert, hat bei acht Firmen die Möglichkeit, sich telefonisch nach dem Kostenstand (meist bis und mit Vortag) zu erkundigen.
Aus Datenschutzgründen versuchen die Anbieter in der Regel, die Identität des Anrufers mit spezifischen Fragen zu überprüfen. Die Swisscom wiederum gibt zwar das Total der aufgelaufenen Kosten bekannt, stellt aber detaillierte Angaben - etwa die angerufenen Nummern, den Zeitpunkt und die Dauer der Verbindungen - nur schriftlich dem Anschlussinhaber zu.
Bis vor kurzem hat Swisscom ihren Kunden ermöglicht, den aktuellen Stand der Telefonrechnung mittels Benutzername und Passwort im Internet abzufragen. Jedoch: «Aus technischen Gründen musste diese Dienstleistung wieder vom Netz genommen werden», so Sprecher Christian Neuhaus. «Die Neulancierung ist für das vierte Quartal 2002 geplant.» Damit können derzeit offenbar einzig Jippii-Kunden den aktuellen Stand ihrer Telefonkosten online abrufen.
Und Sunrise? Es seien keine so genannten Real-Time-Werte abrufbar, so die Nummer zwei auf dem Schweizer Telefonmarkt. Deshalb können die Kunden weder per Telefon noch per Internet den aktuellen Stand der laufenden Rechnung erfragen. Sie erhalten auch keine sofortige Warnung, wenn die Kosten ungewöhnlich steigen sollten.
Sunrise machts damit den Kunden gleich schwer, die Telefonkosten unter Kontrolle zu halten, wie Globalzone, Profitel und Télésonique; Letztere haben eine Verbesserung ihrer Dienstleistungen immerhin geplant.
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So können Sie die Gebühren selber kontrollieren
Um die Telefonkosten im Griff zu halten, können Sie auch vom Anbieter unabhängige Vorkehrungen treffen:
- Gebührenzähler: Sie ermöglichen Ihnen jederzeit den Überblick über die aufgelaufenen Taxen. Laut Swisscom gibt es Gebührenzähler nur für analoge Anschlüsse. Der Telefonriese selber verkauft das Gerät Taxtel (198 Franken), das sämtliche über eine Nummer laufende Verbindungen (Telefon, Internet, Fax) erfasst.
- Auch diverse Telefonapparate summieren die Verbindungstaxen auf und zeigen Ihnen so stets den aktuellen Kostenstand an - aber nur für Gespräche, die Sie über den betreffenden Apparat geführt haben. Solche Geräte sind für analoge und ISDN-Anschlüsse erhältlich; die meisten kosten zwischen 120 und 450 Franken.
- Nummernsperre: Die Swisscom hat zwar ihr Angebot an Nummernsperren kürzlich abgeändert und damit viel Unmut ausgelöst; in Kombination mit anderen Verbindungen lassen sich aber (unter Tel. 0800 800 800) nach wie vor auch die besonders teuren Nummern mit Vorwahl 0900, 0901 und 0906 sperren.
- Warnprogramm: Wenn Sie verhindern wollen, dass Sie beim Surfen im Internet unabsichtlich eine Verbindung zu den erwähnten teuren Nummern herstellen, leistet zum Beispiel das Computer-Programm «0900 Warner» kostenlos Hilfe. Wichtig ist die richtige Konfiguration mit «090» statt «0900»; nur so reagiert das Programm mit einer Warnung sowohl auf 0900er- als auch auf 0901er- und 0906er-Verbindungen. Infos und Links zum Download unter www.ktipp.ch/gebühren