Kredite für illegale Geschäfte
Eternicom-Verkäufer drängen finanzschwache Kunden, ein teures Weiterbildungspaket mit Kleinkrediten zu finanzieren.
Inhalt
K-Tipp 15/2011
17.09.2011
Letzte Aktualisierung:
28.01.2013
Ernst Meierhofer
Die Firma Eternicom – früher Business Academy – verkauft ein Weiterbildungspaket für 8300 Franken. Doch für die Käufer des Pakets steht das Geldverdienen im Vordergrund: Wenn sie weitere Käufer anwerben, erhalten sie von Eternicom 1000 Franken. Und wenn sie in der Verkaufshierarchie höher steigen, sprudeln die Provisionen noch kräftiger.
Es gibt Gerichte, die darin ein verbotenes Schneeballsystem sehen – zule...
Die Firma Eternicom – früher Business Academy – verkauft ein Weiterbildungspaket für 8300 Franken. Doch für die Käufer des Pakets steht das Geldverdienen im Vordergrund: Wenn sie weitere Käufer anwerben, erhalten sie von Eternicom 1000 Franken. Und wenn sie in der Verkaufshierarchie höher steigen, sprudeln die Provisionen noch kräftiger.
Es gibt Gerichte, die darin ein verbotenes Schneeballsystem sehen – zuletzt das Kreisgericht in Wil SG. Es befand am 12. August 2010, den Käufern werde gesagt, sie könnten die Kosten für die Weiterbildung locker wieder hereinholen und darüber hinaus noch viel dazuverdienen – eben durch die Vermittlung neuer Kunden. Und solche Gewinnaussichten seien ein wesentliches Merkmal von Schneeballsystemen. Das Obergericht des Kantons St. Gallen hat diesen Entscheid am 17. März 2011 bestätigt. Er ist rechtskräftig.
Viele Käufer können die 8300 Franken nicht bar zahlen. Sie werden dann dazu gedrängt, einen Kredit aufzunehmen. Die Luzerner Staatsanwaltschaft schreibt: Die Verkäufer «werden dazu angeleitet, dass der Kunde möglichst in bar bezahlt, und wenn er das nicht kann, dass er einen Kreditvertrag abschliesst».
Eternicom-Verkäufervermittelte Kredit
Wie die Kreditvergabe im Detail funktioniert, zeigt ein konkreter Fall. Dem Eternicom-Verkäufer M.D. gelang es, einen jungen Mann aus Glattbrugg ZH für Eternicom zu begeistern. Nachdem der junge Mann den Kaufvertrag unterschrieben hatte, ging D. selber mit ihm zu einem Kreditvermittler – wo der Kredit beantragt und bearbeitet wurde.
Beim Kreditvermittler handelte es sich um die Firma Albakos GmbH in Winterthur. Geschäftsführer Bashkim Mehmeti bestätigte im Gespräch mit dem K-Tipp: «M.D. war einer meiner Untervermittler und hat mir ein paar Kunden gebracht.» Mehmeti behauptet aber, er wisse jeweils nicht, wofür die Kredit-Antragsteller das Geld brauchen.
Ein anderer Kreditvermittler, der im Zusammenhang mit Eternicom auftaucht, ist die Shala Group in Winterthur ZH. Auch diese Firma behauptet, sie könne nicht wissen, was die Kreditnehmer mit dem geborgten Geld tun.
Recherchen des K-Tipp zeigen nun: Viele Kreditnehmer erhalten ihr Geld von der Bank-now, einer Tochtergesellschaft der Credit Suisse. Die Bank-now hat schon viele Anträge der Vermittler Albakos und Shala Group angenommen – und dafür auch Provisionen gezahlt.
Bank-now distanziert sich von Eternicom
Ein Anwalt, der viele Business-Academy- bzw. Eternicom-Opfer vertritt, schreibt, er habe bei seinen Klienten nie eine andere Bank als die Bank-now als Kreditgeberin gesehen.
Damit stellt sich die Frage: Unterstützt die Bank-now eine Organisation, die gemäss einigen Gerichten ein illegales Geschäft betreibt?
«Nein», betont die Bank-now. Die Bank wisse jeweils nicht, wofür der Antragsteller das Geld verwende. In der Tat: In den Kreditanträgen wird die Frage nach der Verwendung nicht gestellt.
Dass es der Bank-now peinlich ist, in Verbindung mit Eternicom gebracht zu werden, zeigen die folgenden Fakten:
- Schon im Juni 2010 schrieb die Bank-now einem Anwalt: «Wir distanzieren uns in aller Form vom Geschäftsgebaren dieser Firma».
- Im Mai 2011 verzichtete die Bank-now bei einer 24-Jährigen komplett auf die Rückzahlung des Kredits. Ihr Grossvater hatte massiv Druck gemacht und die Bank-now unter anderem darauf hingewiesen, dass gegen die Business Academy eine Strafuntersuchung läuft (siehe K-Tipp 11/2011). Die Bank-now betont aber, sie habe «aufgrund der persönlich und wirtschaftlich aussergewöhnlichen Situation der Kundin verzichtet».
- Im August 2011 hat die Bank-now diverse Kreditvermittler aufgefordert, «keine Kreditanträge mehr zu stellen, falls diese durch Vertreter der Firma Eternicom untervermittelt wurden».