Kurze Meldung, lange Rechnung
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K-Tipp 20/2001
28.11.2001
Swisscom-Kunden können anhand des Kontoauszugs die SMS-Empfänger nicht überprüfen
1200 SMS soll Thomas Knechtle in einem einzigen Monat verschickt haben. Das behauptet die Swisscom. An welche Nummern die Kurzmeldungen gingen, kann sie allerdings nicht sagen.
Patrick Gut pgut@ktipp.ch
Mit meinen Handy-Rechnungen stimmt einfach etwas nicht», sagt Thomas Knechtle. Zunächst tauchten 0906er-Sex-Nummern auf seiner Swisscom-Rechnung auf - für den Lehr...
Swisscom-Kunden können anhand des Kontoauszugs die SMS-Empfänger nicht überprüfen
1200 SMS soll Thomas Knechtle in einem einzigen Monat verschickt haben. Das behauptet die Swisscom. An welche Nummern die Kurzmeldungen gingen, kann sie allerdings nicht sagen.
Patrick Gut pgut@ktipp.ch
Mit meinen Handy-Rechnungen stimmt einfach etwas nicht», sagt Thomas Knechtle. Zunächst tauchten 0906er-Sex-Nummern auf seiner Swisscom-Rechnung auf - für den Lehrling aus Wallbach AG unerklärlich. Knechtle sperrte die Nummern, Ruhe hatte er damit aber nicht.
Danach gab es nämlich plötzlich Probleme mit den Kurzmeldungen (SMS). Ihre Zahl stieg von den üblichen 200 bis 300 auf über 600 an. «Der Hammer», so Knechtle, «kam einen weiteren Monat später.» Nicht weniger als 1221 SMS hat er laut Swisscom in diesem Monat versandt. Knechtle ist überzeugt, «dass der Swisscom ein riesiger Fehler unterlaufen ist».
Doch deren Sprecher, Sepp Huber, widerspricht: «Alle unsere Abklärungen haben ergeben, dass die SMS von Thomas Knechtles SIM-Karte aus verschickt wurden.» Die Swisscom sehe daher keine Möglichkeit, ihrem Kunden entgegenzukommen.
Pech für Knechtle: Tatsächlich liegt die Beweislast laut Vertragsbestimmungen mit der Swisscom bei ihm. Will er sich gegen die Telefonrechnung wehren, muss er nachweisen, dass diese Fehler enthält. Das ist umso schwieriger, als Thomas Knechtle aus dem detaillierten Verbindungsnachweis nicht einmal ersehen kann, an wen er denn die vielen SMS verschickt haben soll.
Denn auf dem Auszug taucht über 20 Seiten hinweg zwar immer wieder dieselbe Nummer auf. Bloss: Es handelt sich um die Nummer der SMS-Zentrale - und über diese wickelt Swisscom den gesamten SMS-Verkehr ab.
Wenigstens gelobt der Telefonriese Besserung. Auf den detaillierten Verbindungsnachweisen soll schon bald die Nummer des SMS-Empfängers zu sehen sein. Sepp Huber verspricht: «Die technischen Anpassungen sind im Gang. Wir verfolgen die Realisation mit hoher Priorität.»
Aber eben: Das ist Zukunftsmusik. Derzeit beharrt die Swisscom bei Unstimmigkeiten auf dem Rechnungsbetrag, obschon sie nicht sagen kann, auf welche Nummern die betroffenen Kunden ihre SMS verschickt haben. Laut Fernmeldeverordnung bestehe lediglich eine Verpflichtung, vollständige Rufnummern bekannt zu geben, falls es sich um «angerufene Anschlüsse» handle. «Die Verpflichtung bezieht sich also nicht auf SMS», interpretiert Sepp Huber die Verordnung.
Verpflichtung hin oder her: Die Swisscom-Konkurrenten Orange und Sunrise weisen auf ihren Rechnungen die Empfängernummern der SMS längst standardmässig aus.
Long SMS und Info-Services sind teurer, als Sie denken
Mehrere Möglichkeiten können dazu führen, dass jemand mehr SMS verschickt, als er meint. Das sagt Thomas Maurer, Geschäftsleiter der Handy-Firma Autronic.
- Gewisse Handy-Typen ermöglichen das Versenden von SMS an ganze Personen-Gruppen. Wer also den 6 Herren des Kaffeekränzchens oder den 14 Damen der Fussballmannschaft ein und dasselbe SMS übermittelt, verschickt gleichzeitig 6 beziehungsweise 14 SMS.
- Mit jeweils 3 bis 4 SMS muss rechnen, wer Bilddateien oder Klingeltöne versendet.
- Per SMS lässt sichs plaudern oder chatten. Wer davon Gebrauch macht, merkt kaum, wie viele SMS er innert kürzester Zeit abschickt.
- Ein herkömmliches SMS ist auf 160 Zeichen beschränkt. Neuere Modelle erlauben das Versenden von so genannten Long SMS, die über tausend Zeichen zählen können. Auf der Handy-Rechnung findet der Absender aber die Kosten für 7 (!) SMS.
- Wer einen SMS-Info-Service abonniert, kann ebenfalls böse Überraschungen erleben. Solange man den Dienst nicht abbestellt, erhält man ständig kostenpflichtige SMS.