Lang lebe die Kaffeemaschine
Inhalt
K-Tipp 15/2001
19.09.2001
Druck und Elektronik begünstigen die Anfälligkeit
Ärger mit Kaffeevollautomaten: Geräte verstopfen, rinnen oder blockieren. Der K-Tipp sagt Ihnen, wie Sie Ihre Kaffeemaschine richtig pflegen.
Patrick Gut pgut@ktipp.ch
Doris und David Walder aus Mettmenhasli ZH halten nicht viel von Filterkaffee; und auch Kaffee aus sofortlöslichem Pulver vermag sie nicht zu begeistern. Um dem Kaffeegenuss frönen zu können, hat sich das Ehepaar eine vollautomati...
Druck und Elektronik begünstigen die Anfälligkeit
Ärger mit Kaffeevollautomaten: Geräte verstopfen, rinnen oder blockieren. Der K-Tipp sagt Ihnen, wie Sie Ihre Kaffeemaschine richtig pflegen.
Patrick Gut pgut@ktipp.ch
Doris und David Walder aus Mettmenhasli ZH halten nicht viel von Filterkaffee; und auch Kaffee aus sofortlöslichem Pulver vermag sie nicht zu begeistern. Um dem Kaffeegenuss frönen zu können, hat sich das Ehepaar eine vollautomatische Kaffeemaschine der Firma Jura für mehr als 1500 Franken geleistet.
Bloss: Die Freude war nach gut vier Monaten bereits getrübt. Aus dem Gerät lief Wasser aus. Die Firma Fust - dort hatten Walders die Jura-Maschine gekauft - reparierte den Vollautomaten anstandslos und auf Garantie.
Damit war wieder alles in Ordnung. Aber ein gutes Jahr später war der Antrieb der Kaffeemaschine defekt. Fust unterbreitete den Kunden eine Reparatur-Offerte über 300 Franken. Der Antrieb und das Herzstück des Gerätes, die Brüheinheit, seien zu ersetzen.
In ihrem Frust wandten sich Walders an die Firma Jura, die Herstellerin des Kaffeevollautomaten. Doch das war vergebliche Liebesmüh. Der Kundendienst verwies das Ehepaar zurück an Fust. Die Firma habe das Gerät zur Reparatur angenommen; Jura habe es nie zu Gesicht bekommen und könne daher auch zu den Reparaturen keine Stellung nehmen.
Dass die grosse Störanfälligkeit von Kaffeevollautomaten ein wiederkehrendes Problem ist, zeigen auch die K-Tipp-Leserpost sowie die telefonischen Hilferufe bei der K-Tipp-Rechtsberatung.
Hauptsächlich drei Gründe sind dafür verantwortlich: Moderne Kaffeemaschinen sind mit Elektronik vollgestopft. Sie sind hohen Temperaturen und hohem Druck ausgesetzt. Diese Faktoren begünstigen die Anfälligkeit.
Doch Besitzerinnen und Besitzer von Kaffeevollautomaten können die Lebensdauer ihrer teuren Geräte verlängern. Der K-Tipp hat sich bei Fachleuten - Herstellern und Servicespezialisten - nach vorbeugenden Massnahmen erkundigt. Zum Teil unterscheiden sich diese; entscheidend ist, ob es sich um Maschinen von Saeco - Marktleader mit rund 40 Prozent Marktanteil - oder solche von Jura handelt. Saeco stellt übrigens auch Automaten von Turmix, Rotel, Solis, Koenig, Miostar (Migros) und Satrap (Coop) her.
Moderne Kaffeemaschinen verfügen über zahlreiche Einstellmöglichkeiten. Das begünstigt Fehlbedienungen. Bevor Sie den neuen Vollautomaten in Betrieb nehmen: Studieren Sie die Bedienungsanleitung gründlich.
Kalk
- Feind Nr. 1 von Kaffeemaschinen ist Kalk. Er lagert sich in der Maschine ab und verstopft die Leitungen.
Moderne Kaffeevollautomaten mit Display zeigen an, wann sie zu entkalken sind. Je härter das Wasser, desto mehr Kalk enthält es und umso rascher müssen Sie die Entkalkung wiederholen.
- Wenn Sie die Kaffeemaschine frisch in Betrieb nehmen: Bestimmen Sie anhand des mitgelieferten Messstreifens die Wasserhärte. Geben Sie diesen Wert gemäss der Bedienungsanleitung ein. Das Gerät fordert Sie nach einer bestimmten Anzahl von Kaffeebezügen zum Entkalken auf. Stellen Sie die Wasserhärte nicht ein, drohen Fehlfunktionen. Mit der Zeit nimmt beispielsweise die Temperatur des auslaufenden Kaffees ab und die Kaffeequalität leidet.
Bei Automaten ohne Display steht in der Bedienungsanleitung, in welchen Abständen Sie entkalken müssen.
- Das Entkalken sollten Sie nicht auf die lange Bank schieben. Verwenden Sie die vom Hersteller empfohlenen Mittel; keinesfalls Putzessig. Er kann die Kunststoffteile angreifen.
- Achten Sie darauf, dass Sie die Maschine immer im kalten Zustand entkalken. Die chemischen Substanzen im Entkalkungsmittel können sonst Schäden verursachen.
- Das Mittel wirkt optimal, wenn Sie es in der vom Hersteller empfohlenen Konzentration verwenden.
- Ist der Kalk entfernt, müssen Sie das Programm beenden: Halten Sie bei allen Geräten von Saeco die Programmtaste 5 Sekunden gedrückt. Bei Jura-Impressa-Maschinen ist das nicht nötig.
- Kalk beugen Sie vor, indem Sie einen Filter in den Wassertank einsetzen. Jura empfiehlt die Claris-Filter-Patronen. Saeco rät ausdrücklich von der Benutzung von Filtern ab.
Reinigen der Maschine
- Verschmutzungen durch Kaffeerückstände sind die Ursache vieler Probleme.
- Herzstück eines Kaffeevollautomaten ist die Brüh- oder Zentraleinheit. Hier ist die unterschiedliche Philosophie von Jura- und Saeco-Geräten am augenfälligsten. Bei Automaten mit Saeco-Technik lässt sich die Brüheinheit herausnehmen und unter fliessendem Wasser reinigen. Dies sollten Sie ein- bis zweimal pro Monat tun.
Bei den Impressa-Vollautomaten von Jura ist die Brüheinheit fest im Gerät montiert. Laut Fachleuten ist das der Schwachpunkt von Maschinen dieser Firma. Jura-Vertreter sehen hier aber keine Probleme, weil die Geräte über ein vollautomatisches Reinigungsprogramm verfügen, bei dem die Brüheinheit gereinigt wird.
- Die Restwasserschale fängt überlaufenden Kaffee auf. Ist diese voll, erscheint auf dem Display die Meldung, dass die Schale geleert werden muss. Der Kaffeebezug ist jetzt nicht mehr möglich.
Bei gewissen Jura-Automaten (zum Beispiel Jura-S-Klasse, Impressa 500, Impressa Ultra) lösen zwei Metallkontakte in der Überlaufschale eine Meldung im Display aus. Vergessen Sie nicht, die Kontakte hin und wieder zu reinigen. Sonst kann zwischen den beiden Kontakten eine kleine Menge Strom fliessen und die Meldung «Schale leeren» erlischt nicht. Dann blockiert die Maschine, obschon die Schale leer ist.
- Geschäumte Milch hinterlässt hartnäckigen Schmutz am Heisswasserrohr. Nach Gebrauch müssen Sie die Dampfdüsen reinigen. Wischen Sie das Rohr aussen ab und lassen Sie Heisswasser oder Dampf durchlaufen. Andernfalls verstopft das Wasserrohr und Sie können keine Milch mehr aufschäumen.
Wasser nachfüllen
- Nicht vollelektronische Automaten mögen es gar nicht, wenn Sie das Wasser im Tank ganz aufbrauchen. Die Pumpe saugt dann möglicherweise Luft an. Giessen Sie Wasser nach, funktioniert das Ansaugen nicht mehr.
Entlüften Sie zuerst, indem Sie etwa eine halbe Tasse Heisswasser auslaufen lassen. Bei Jura-Impressa-Maschinen taucht das Problem nicht auf - sie sind allesamt vollelektronisch.
Zusatzfunktionen
- Unmittelbar nach Gebrauch der Dampfdüse kann es sein, dass Sie keinen Kaffee beziehen können. Grund: Die Maschine muss zuerst etwas abkühlen. Heisswasser herauslassen beschleunigt den Vorgang. Drücken Sie nicht wahllos auf der Tastatur herum, sondern geben Sie der Kaffeemaschine einen Augenblick Zeit.
Geräte mit zwei Heizungen - eine für Dampf, eine für Kaffee - kennen dieses Problem nicht.
- Passen Sie den Mahlgrad Ihren Kaffeebohnen entsprechend an. Mahlen Sie ölige Bohnen zu fein, kann das Sieb verstopfen; die Maschine blockiert. Den richtigen Mahlgrad finden Sie so: Der Kaffee sollte auf keinen Fall nur tropfenweise, sondern in einem regelmässigen feinen Strahl herauslaufen. Läuft der Kaffee zu rasch heraus, ist das Pulver zu grob gemahlen - und der Kaffee kann sein Aroma nicht entfalten.
- Modernere Jura-Geräte lassen sich so einstellen, dass sie sich 30 Minuten bis 5 Stunden nach dem letzten Bezug automatisch ausschalten. So sparen Sie Energie. Die Dichtungen andererseits leben unter Umständen länger, wenn das Gerät aufgeheizt bleibt.
Saeco rät davon ab, die Maschinen ganz auszuschalten, sondern empfiehlt den Standby-Modus - so schaltet sich die Heizung auch aus.
Wollen Sie wieder einen Kaffee beziehen, entscheidet die Gerätetemperatur, ob zuerst eine Spülung durchgeführt werden muss.
Übrigens: Das Ehepaar Walder hat von Fust gratis eine neue Kaffeemaschine bekommen. Walders haben sich für eine weniger anfällige Jura-Nespresso-Maschine entschieden. Weil sich bei diesen Geräten das Kaffeepulver in Aluminiumkapseln befindet, braucht es weder ein Mahlwerk noch eine Brüheinheit. Walders nehmen in Kauf, dass sie jetzt teureren Kaffee trinken und wegen der Kapseln entsprechend Alu-Abfall produzieren.
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