Lehrmittel dreimal so teuer wie in Italien
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K-Tipp 10/2002
15.05.2002
Lehrer versuchte vergeblich, Flip-Posters beim Hersteller zu kaufen
In Italien kosten die Posters über die Römer umgerechnet 50 Franken - in der Schweiz dreimal so viel. Eine Bestellung in Italien ist für Schweizer aber nicht möglich.
Gery Schwager gschwager@ktipp.ch
Latein-Lehrer Renato Piva legt Wert auf anregende Schulstunden. Um den Unterricht seiner Klassen an der Kantonsschule Solothurn zu optimieren, plante er deshalb, die Flip-Posters S.P....
Lehrer versuchte vergeblich, Flip-Posters beim Hersteller zu kaufen
In Italien kosten die Posters über die Römer umgerechnet 50 Franken - in der Schweiz dreimal so viel. Eine Bestellung in Italien ist für Schweizer aber nicht möglich.
Gery Schwager gschwager@ktipp.ch
Latein-Lehrer Renato Piva legt Wert auf anregende Schulstunden. Um den Unterricht seiner Klassen an der Kantonsschule Solothurn zu optimieren, plante er deshalb, die Flip-Posters S.P.Q.R. einzusetzen.
Zu finden ist das Lehrmittel, das den Schülern Kultur und Leben im antiken Rom näher bringen möchte, auf der Homepage des italienischen Eli-Verlags. Kostenpunkt: 33 Euro - das sind knapp 50 Franken.
Piva versuchte direkt bei Eli zu bestellen - vergeblich. Der Verlag verweist Kunden aus der Schweiz an die Ernst Ingold + Co. AG in Herzogenbuchsee BE. Hier kosten die Flip-Posters allerdings 151 Franken.
«Für mich ist das ein Wucherpreis», empörte sich Piva. Er vermute, dass hier eine Monopolsituation ausgenützt werde.
Den Ärger des Lehrers kann Ingold-Geschäftsführer Hans Hiltebrand nachvollziehen: «Bei den Flip-Posters S.P.Q.R. besteht tatsächlich eine horrende Preisdifferenz zwischen dem Preis, der auf der Eli-Homepage zu finden ist, und unserem Verkaufspreis.»
Ferner trifft es zu, dass Ingold offizieller Alleinimporteur von Eli-Produkten für die Schweiz ist. Trotzdem könne von Ausnützen eines Monopols keine Rede sein, wehrt sich Hiltebrand. Die Eli-Produkte seien im Schweizer Verkauf zwar zwei- bis dreimal teurer als im Ankauf, doch lasse sich der Mehrpreis begründen: «Ein Drittel entfällt auf Kosten aus Transport, Logistik und Zollformalitäten, ein Drittel auf Werbe- und Aussendienstaktivitäten und das letzte Drittel auf die Händlermarge.»
Zudem: Übers ganze Sortiment betrachtet seien Eli-Produkte bei uns nicht kostspieliger als in Deutschland, Österreich oder Frankreich, sagt Hiltebrand.
Selbst eine Italien-Reise wäre sinnlos
Was den konkreten Fall der Flip-Posters S.P.Q.R. betrifft, verweist Hiltebrand auch auf den besonders tiefen italienischen Preis für dieses Produkt. Eli-Manager Augusto Andreoli bestätigt dies: «Bei den 33 Euro handelt es sich um einen Schleuderpreis. Wir haben den Preis reduziert, weil sich die Flip-Posters in Italien sehr schlecht verkaufen.»
Renato Piva hätte gerne profitiert. «Wenn ich nicht direkt beim Eli-Verlag bestellen kann, könnte ich ja nach Italien fahren und die Flip-Posters dort kaufen», überlegte er sich. Piva hatte erfahren, dass ein Buchladen in Domodossola Eli-Unterrichtsmaterial führt.
Die Rechnung war schnell gemacht: Trotz Reisekosten lassen sich mit dem Trip nach Domodossola noch immer 55 Franken pro Exemplar sparen.
Doch Piva hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht: «Die Flip-Posters S.P.Q.R. vertreiben wir in Italien nicht über den Buchhandel», sagt Eli-Manager Andreoli. Andernfalls könnte man sie nicht so günstig abgeben, weil die Händlermarge hinzukäme.
Renato Piva muss die Flip-Posters also in der Schweiz kaufen oder auf sie verzichten. Es sei denn, er habe Bekannte in Italien, die das Lehrmittel direkt beim Eli-Verlag beziehen dürfen.