Max Havelaar möchte Reisbauern helfen
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K-Tipp 7/2000
05.04.2000
Fairer Handel: Nach Bananen, Kaffee und Honig vielleicht bald auch Reis.
Die Produkte-Palette aus fairem Handel wächst: Die Max-Havelaar-Stiftung möchte auch Bio-Reis ins Sortiment aufnehmen.
Reis ist eines der wichtigsten Exportgüter Asiens. Den Bauern aber bietet der Verkauf ihrer Ernten oft nicht genug zum Leben. Fairer Handel könnte das ändern. Er soll Unabhängigkeit vom Zwischenhandel garantieren sowie den gesicherten Absatz zu kostendeckenden Preisen. Au...
Fairer Handel: Nach Bananen, Kaffee und Honig vielleicht bald auch Reis.
Die Produkte-Palette aus fairem Handel wächst: Die Max-Havelaar-Stiftung möchte auch Bio-Reis ins Sortiment aufnehmen.
Reis ist eines der wichtigsten Exportgüter Asiens. Den Bauern aber bietet der Verkauf ihrer Ernten oft nicht genug zum Leben. Fairer Handel könnte das ändern. Er soll Unabhängigkeit vom Zwischenhandel garantieren sowie den gesicherten Absatz zu kostendeckenden Preisen. Ausserdem könnten Reisbauern den Anbau ohne Wucherzinse vorfinanzieren.
Die Max-Havelaar-Stiftung, die Lebensmittel aus fairem Handel mit ihrem Signet auszeichnet, würde gerne auch Reis ins Sortiment aufnehmen. Bereits haben die Grossverteiler Interesse am Label-Reis signalisiert. Über die Einführung wird der Havelaar-Stiftungsrat im Juni entscheiden.
Die Fair-Trade-Organisation klärt in Indien, Thailand und Vietnam ab, ob sich labelgerechter Reis finden lässt. "Ideal wären bedürftige Produzenten, die gut organisiert sind, Marketing-Erfahrung haben, eine gute Qualität anbieten und umweltschonend anbauen", fasst Heini Conrad von Max Havelaar zusammen.
Da Reis ein Grundnahrungsmittel ist, prüft die Organisation speziell, "ob der zusätzliche Export für die Produzenten sinnvoll ist und zu einer nachhaltig positiven Entwicklung beiträgt". Der Export von Grundnahrungsmitteln könnte nämlich zur Verknappung führen und den Kaufpreis für die Lokalbevölkerung hinaufschrauben.
1500 Familien profitieren
Diese Befürchtung teilt Norbert Allenspach, Produzentenberater bei der Handelsorganisation claro fair trade AG, nicht. Claro bietet schon seit zehn Jahren Reis aus fairem Handel an. "Thailand ist der grösste Weltexporteur für Reis. Wenn unser Reis nicht in den fairen Handel ginge, würde er anderweitig exportiert", begründet Allenspach seine Einschätzung.
Claro importiert pro Jahr insgesamt 100 Tonnen für den schweizerischen und den europäischen Markt. 1500 Familien, die genossenschaftlich organisiert sind und eine gemeinsame Exportstelle haben, profitieren vom garantierten Absatz zu höheren Preisen. Mit dem Mehrerlös konnten die Genossenschaften zum Beispiel Sozialeinrichtungen finanzieren.
Bio-Reis ist begehrt
Die Produzenten stellten in dieser Zeit mit Unterstützung aus der Schweiz auf Bio-Landbau um. Das Bio-Label eröffnet laut Allenspach bessere Marktchancen: "Es gibt wenig Bio-Reis und die Nachfrage ist sehr gross."
Auch für Max Havelaar ist Bio-Qualität ein wichtiges Argument. Die Stiftung ist deshalb mit claro im Gespräch und erwägt, die fair gehandelten claro-Produkte mit dem Havelaar-Label auszuzeichnen. Allenspach ist nicht abgeneigt, denn das bekannte Signet öffnet den Zugang zu den grösseren Detailhandelsgeschäften.
Kasten: Tipps
18 Labels für fairen Handel
"Gerecht mit vielen Facetten": Unter diesem Titel wird in "Tipp & Test", Ausgabe 2/2000, der Stiftung für Konsumentenschutz der faire Handel unter die Lupe genommen. Kernstück: ein Test von 18 Labels und/oder Unternehmungen, die sich dem "klassischen fairen" oder "ethischen" Handel zuordnen lassen. Zu bestellen ist die Broschüre für Fr. 10.- bei der SKS, Postfach, 3000 Bern 23, Tel. 031 307 40 40.