Maximum an Plastik drum
Bei den Frigor-Carrés hält Nestlé an der heftig kritisierten Plastikverpackung fest. Für viele Konsumenten ein Fehlentscheid, wie eine K-Tipp-Umfrage zeigt.
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K-Tipp 18/2006
01.11.2006
Stephan Dietrich - redaktion@ktipp.ch
Zuerst hat Nelly Wenger bei der Expo Millionen verlocht, und dann hat sie das bei Nestlé mit der blödsinnigen Schoggi-Verpackung wiederholt», so der gradlinige Kommentar von Peter Ritter (77) aus Basel zur neuen Verpackung der Cailler-Schokolade. 40 Millionen Franken soll das neue Design insgesamt gekostet haben, wird spekuliert.
Sicher ist: Seit ihrer Lancierung in diesem Frühjahr sorgt die «neue Cailler» und ihre aufwändige Verpackung aus Hartplastik für rote Köpfe. Lan...
Zuerst hat Nelly Wenger bei der Expo Millionen verlocht, und dann hat sie das bei Nestlé mit der blödsinnigen Schoggi-Verpackung wiederholt», so der gradlinige Kommentar von Peter Ritter (77) aus Basel zur neuen Verpackung der Cailler-Schokolade. 40 Millionen Franken soll das neue Design insgesamt gekostet haben, wird spekuliert.
Sicher ist: Seit ihrer Lancierung in diesem Frühjahr sorgt die «neue Cailler» und ihre aufwändige Verpackung aus Hartplastik für rote Köpfe. Lange Zeit behauptete Nestlé, der neue Marktauftritt sei ein Riesenerfolg und die Kunden seien begeistert. Dies bezweifelte der K-Tipp aufgrund eigener Recherchen und einer Umfrage bereits vor einem halben Jahr (Ausgaben 8 und 9/06).
Zu Recht: Vor zwei Wochen hat Nestlé wegen sinkender Verkaufszahlen den Rückzug angetreten. Nächstes Jahr werden die meisten Cailler-Schokoladen wieder in der alten Verpackung verkauft. Ausnahme: die Frigor-Carrés. Dort bleibt Nestlé beim Hartplastik, der «den Charme eines CD-Gestells verströmt», wie die Baslerin Corinna Kirchow (30) kritisierte. Einzeln abgepackt stehen die Schoggi-Plättchen in einer Kunststoffschublade, die wiederum in einer Plastikhülle steckt. Das Gesamtgewicht der Verpackung beträgt 80 Gramm, das der Schoggi 140 Gramm.
Der K-Tipp wollte wissen, was Konsumenten davon halten, und machte in Basel erneut eine Stichprobe. Befragt wurden 20 zufällig ausgewählte Passantinnen und Passanten im Alter zwischen 22 und 77 Jahren (vier Befragten war die Verpackung «egal»). Die Ansichten der restlichen 16 waren sehr unterschiedlich. «Wenn man schon so ein Superdesign lanciert, müsste wenigstens die Schoggi besser sein», meinte die Musiklehrerin Babette Wackernagel Batcho (34).
Während sich bei den Befürwortern (acht Personen) die Begeisterung eher in Grenzen hielt («vor allem als Geschenk geeignet»), war die Ablehnung bei den Kritikern (ebenfalls acht) meist massiv: «Schoggi in so viel Plastik zu verpacken, den man nicht einmal recyceln kann, ist einfach bireweich», empört sich Rentner Hansjörg Hänggi (68). Als eigentlich «Cailler-süchtig» outet sich Brigitte Raaflaub. Doch wegen des «absoluten Verpackungs-Blödsinns» boykottiert die 39-jährige Kauffrau nun ihre Lieblingsschoggi.
Nestlé will den Kritikern nur einen ganz kleinen Schritt entgegenkommen: Die neue Verpackung der Frigor-Carrés soll 12,5 Prozent leichter werden, verspricht Nestlé-Sprecher Philippe Oertlé - ohne allerdings genauere Details zu nennen.