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K-Tipp 15/2001
19.09.2001
Satelliten-Empfang Immer mehr Kunden lösen sich vom teuren Kabelnetz
Mehr TV-Programme, keine Anschlussgebühren, geringe Kosten für Antenne und Empfänger: Es gibt gute Gründe, sich vom Kabelnetz abzunabeln und via Satellit fernzusehen.
Markus Kellenberger mkellenberger@ktipp.ch
Kabelnetzbetreiber sind Monopolisten. Wo sie sich breit machen, fehlt die Konkurrenz. Wer bei ihnen am Draht hängt, ist von ihrem Programm-Angebot abhängig und muss zahl...
Satelliten-Empfang Immer mehr Kunden lösen sich vom teuren Kabelnetz
Mehr TV-Programme, keine Anschlussgebühren, geringe Kosten für Antenne und Empfänger: Es gibt gute Gründe, sich vom Kabelnetz abzunabeln und via Satellit fernzusehen.
Markus Kellenberger mkellenberger@ktipp.ch
Kabelnetzbetreiber sind Monopolisten. Wo sie sich breit machen, fehlt die Konkurrenz. Wer bei ihnen am Draht hängt, ist von ihrem Programm-Angebot abhängig und muss zahlen, was sie verlangen.
Das weiss Raffael Corazza, stellvertretender Preisüberwacher des Bundes, und schaut ihnen deshalb genau auf die Finger. Besonders der Cablecom. Sie ist mit 1,4 Millionen Hausanschlüssen der grösste Kabelnetzbetreiber des Landes - und steckt finanziell in Nöten.
Corazza hegt den Verdacht, dass die Cablecom im kommenden Jahr die Gebühren fürs Kabelnetz «landesweit erhöhen» will. Die Monopolistin selber äussert sich zurückhaltend. «Wir sind momentan dabei, die Preisstrategie für das nächste Jahr zu definieren», heisst es auf Anfrage.
Die unverbindliche Antwort kommt nicht von ungefähr. Immer mehr Kundinnen und Kunden verzichten auf TV per Kabelanschluss. Satellitenschüsseln an Hauswänden, auf Balkonen und Dächern sind zwar nicht jedermanns Geschmack - aber es gibt gute Gründe, sich vom Kabel abzunabeln.
Satelliten-TV ist günstiger als das Kabelnetz
- Satelliten-TV spart Geld: Die jährlichen Anschlusskosten ans Kabelnetz betragen je nach Region zwischen 200 und 270 Franken. Das ist viel im Vergleich zu den einmaligen Anschaffungskosten für ein komplettes Satellitenempfangs-Set.
Günstige analoge Sets für die Selbstmontage sind bereits ab 150 Franken, digitale ab 600 Franken erhältlich. Sofern keine teuren Pay-TV-Stationen abonniert werden, entstehen keine weiteren Kosten. Einzig die Fernsehempfangs-Konzession ist, unabhängig von der Empfangsart und den empfangenen Programmen, weiterhin zu bezahlen.
- Satelliten-TV bringt mehr Programme: Kabelnetze haben im Durchschnitt rund 50 Sender aufgeschaltet. Nur gut die Hälfte von ihnen ist deutschsprachig.
Die beiden in der Schweiz am häufigsten angepeilten Satelliten Astra und Hotbird (Eutelsat) verbreiten zusammen rund 70 deutschsprachige Programme. Auf den digitalen Kanälen kommen mehrere hundert weitere Sender aus aller Welt, 850 Pay-TV-Stationen und etwa 300 Radioprogramme dazu.
Das riesige Senderangebot hat aber auch Nachteile: SF DRS ist nur digital und nur mit einer Viaccess-Karte empfangbar, ORF-Programme, lokale Stationen und die Schweizer Fenster privater deutscher Sender sind nicht empfangbar.
- Vorbei die Zeiten, als die Schüsseln noch gross wie Wagenräder waren und alle Ästheten und Heimatschützer ärgerten. Dank modernster Technik sind sie stark geschrumpft. Neuste Modelle sind rechteckig und nur noch knapp so gross wie ein A3-Blatt.
Entsprechend gelockert hat sich auch die Bewilligungspraxis. Mieter dürfen ihr Schüsselchen auf dem Balkon aufstellen. Das Einverständnis des Vermieters ist nur nötig, wenn es an der Fassade oder auf dem Dach montiert werden soll.
Eine einzige Schüssel genügt fürs ganze Haus
Auch Hausbesitzer brauchen keine amtliche Bewilligung mehr, um auf dem Dach eine Satellitenschüssel aufzustellen - ausser wenn für ihr Haus oder ihr Quartier eine entsprechende Verordnung besteht. Das kommt den Besitzern von Mehrparteienhäusern oder Stockwerkeigentümern entgegen, die sich am Wildwuchs von Weltraumantennen auf den Balkonen stören. Sie können eine einzige Schüssel mit einer so genannten Multischalter-Anlage installieren. Jede Wohnung bekommt dann einen eigenen Anschluss, die Bewohner müssen sich die Receiver selber besorgen.
Mieter können mit einer Satelliten-Anlage sofort Kabelgebühren sparen, indem sie den Anschluss auf Ende des nachfolgenden Monats beim Vermieter kündigen. Hauseigentümer, die mit dem Netzbetreiber einen schriftlichen Vertrag abgeschlossen haben, können jedoch erst nach Ablauf der Vertragsdauer kündigen. Diese kann mehrere Jahre dauern.
Gut zu wissen, dass Preisüberwacher Raffael Corazza zur Stelle sein wird, falls die Cablecom ihre Gebühren tatsächlich erhöhen will. «Es ist nicht Sache der Konsumenten, die finanziellen Probleme der Cablecom auszubaden», sagt er.
Mitarbeit: Georg Angeli
Satellitenempfänger: Darauf sollten Sie beim Kauf achten
Die Unterschiede zwischen digitalem und analogem Empfang sind gross. Das müssen Sie wissen.
- Ein Set für den Empfang von Satellitenprogrammen besteht aus Satellitenschüssel, Empfangskopf (LNB) und Empfänger (Receiver).
- Analog sind etwa 100 Sender aufgeschaltet, davon rund 50 in deutscher Sprache. SF DRS, ORF und die Schweizer Fenster deutscher Privatsender können Sie analog nicht empfangen, doch in den meisten Fällen genügt dafür eine einfache Zimmerantenne.
- Digital empfangen Sie rund 1000 Sender (etwa 70 deutschsprachige), darunter SF DRS. Die Programme von SF DRS müssen allerdings mit einer so genannten Viaccess-Karte entschlüsselt werden. Digital können Sie unter anderem auch Dolby-Surround-Ton empfangen, einen Film in verschiedenen Sprachen oder mehrere Programme gleichzeitig sehen.
- Voraussichtlich ab dem Jahr 2010 wird die Mehrheit der Sender ihre Programme nur noch digital verbreiten. Analoge Sets sind deshalb sehr günstig (ab 150 Franken) zu haben.
Überlegen Sie sich beim Kauf:
- Wollen Sie in Ihrem Haushalt mehr als ein Fernsehgerät an die Anlage anschliessen? Falls Ja: Jedes angeschlossene TV-Gerät braucht für den Empfang einen eigenen Receiver. Analoge kosten 100 bis 300 Franken, digitale 400 bis 1000 Franken.
- Kann der in der Satellitenschüssel montierte Empfangskopf (LNB) die beiden für die Schweiz wichtigsten Satelliten Astra und Hotbird empfangen?
- Kann der Digital-Receiver verschlüsselte und zahlungspflichtige Programme (z.B. SF DRS, Pay-TV-Stationen) entschlüsseln?
- Wichtige Internet-Adressen zum Thema Satellitenempfang finden Sie unter www.ktipp.ch/sat
SChüssel oder Kabel? - Empfangssysteme und ihre Vor- und Nachteile
Kabel-, analoger oder digitaler Satellitenempfang? Für Fernsehkonsumenten, die zwischen den verschiedenen Systemen wählen wollen, hat der K-Tipp die wesentlichsten Vor- und Nachteile aufgelistet.
Kabelempfang - Vorteile
- Anschluss meist vorhanden, 85 Prozent aller Haushalte sind verkabelt. Einfacher Anschluss mit Antennenkabel
- Alle SF DRS- , Lokal- und ORF- Programme sind unverschlüsselt empfangbar
- Alle Reparatur- und Servicearbeiten am Netz sind durch die Anschlussgebühr gedeckt
- Der Empfang ist weitgehend wetterunabhängig
Nachteile
- Hohe Anschlussgebühren (bis Fr. 264.-/Jahr)
- Beschränkte und vom Netzbetreiber bestimmte Programmauswahl
- Für den Empfang digitaler Kabelnetz-Programme ist für die Entschlüsselung eine Set-Top-Box nötig (Miete Fr. 19.-/Monat; Kauf Fr. 695.-)
- Ältere TV- und Videogeräte ohne Hyperband können nicht alle Programme empfangen
Analoger Satellitenempfang - Vorteile
- Einmalige Gerätekosten (Komplettanlagen ab Fr. 150.-), keine weiteren Anschlussgebühren
- Einfache Selbstinstallation 2
- Empfang aller Programme (über 100) auch mit alten TV-Geräten
Nachteile
- Kein Empfang von SF DRS-, Lokal- und ORF-Programmen und kein Empfang von Schweizer Fenstern der deutschen Privatsender
- Allfällige Reparaturkosten gehen zu Lasten des Eigentümers
- Atmosphärische Störungen können den Empfang beeinträchtigen
Digitaler Satellitenempfang - Vorteile
- Einmalige Gerätekosten (Komplettanlagen ab Fr. 600.-), keine weiteren Anschlussgebühren
- Einfache Selbstinstallation 2
- Empfang aller Programme (rund 1000) auch mit alten TV-Geräten
- Grosses Programmangebot. SF DRS mit so genannter Accesskarte empfangbar, einmalige Gebühr Fr. 50.- 4
Nachteile
- Kein Empfang von Lokal- und ORF-Programmen und kein Empfang von Schweizer Fenstern der deutschen Privatsender
- Viele kostenpflichtige Pay-TV-Stationen. Monatliche Gebühren zwischen Fr. 20.- und Fr. 80.- 3
- Allfällige Reparaturkosten gehen zu Lasten des Eigentümers
- Atmosphärische Störungen können den Empfang beeinträchtigen