«Meine teuersten Ausgaben sind Prozess- und Anwaltskosten»
Inhalt
K-Tipp 18/2000
01.11.2000
Sie sind neuer UNO-Sonderberichterstatter und wollen eines der grössten Übel der Menschheit bekämpfen: den Hunger. Verzichten Sie jetzt auf ein saftiges Steak?
Ich bin Vegetarier, ich esse keine toten Tiere. Jeden Tag sterben 100 000 Menschen an Hunger. Und im letzten Jahr waren 828 Millionen schwer unterernährt - nicht, weil es zu wenig Nahrung gibt, sondern weil sie kein Geld dafür haben.
Wie kaufen Sie ein - nur Produkte aus fairem Handel?
Ich...
Sie sind neuer UNO-Sonderberichterstatter und wollen eines der grössten Übel der Menschheit bekämpfen: den Hunger. Verzichten Sie jetzt auf ein saftiges Steak?
Ich bin Vegetarier, ich esse keine toten Tiere. Jeden Tag sterben 100 000 Menschen an Hunger. Und im letzten Jahr waren 828 Millionen schwer unterernährt - nicht, weil es zu wenig Nahrung gibt, sondern weil sie kein Geld dafür haben.
Wie kaufen Sie ein - nur Produkte aus fairem Handel?
Ich trinke immer Havelaar-Kaffee, auch an der Universität in Genf: Die Cafeteria führt nur diesen Kaffee.
Sie sind aber auch bekannt als Weinliebhaber. Welches ist die teuerste Flasche in Ihrem Keller?
Einen Weinkeller habe ich nicht. Aber einen Croze-Hermitage trinke ich gern.
Sie kritisieren Mafia-Strukturen und korrupte Bankgeschäfte. Haben Sie keine Angst?
In meiner Tasche habe ich stets die Nummer eines Polizeiinspektors, der mich berät und anonyme Drohungen analysiert.
Wie sind Sie krankenversichert?
Leider bin ich bei der Swica viel zu teuer versichert. Doch ich habe im Moment keine Zeit, das zu ändern.
Was machen Sie für Ihre Gesundheit - zumal Sie wohl mehr arbeiten, als Ihnen gut tut?
Es stimmt: Ich bin manchmal halb tot vor Müdigkeit. Gerade jetzt, wo ich für mein neues Buch «Wie kommt der Hunger in die Welt?» auf Lesetour in halb Europa unterwegs bin - zusätzlich zur Arbeit an der UNO. Jede Woche trainiere ich Judo, spiele Tennis und fahre Velo. So gehts.
Bei so viel Ruhelosigkeit: Bleibt da noch Zeit für Ferien?
Im September verbrachten wir unsere Ferien im Gasterntal und in der Gemmi-Gegend. Ich bin am liebsten in den Bergen.
Sie spielen bei jedem TV-Interview mit demselben grünen Schreiber. Machen Sie Werbung für die Firma?
Den Stift brauche ich, um meine Nervosität zu beherrschen. Leider gelingt mir das trotz des Stiftes nicht. Reklame für irgendwelche Waren habe ich noch nie gemacht - und werde dies auch nie tun.
Eines Ihrer Bücher heisst «Die Schweiz wäscht weisser». Womit waschen Sie Ihre Wäsche?
Ganz einfach mit der Maschine im Keller und mit Coral aus der Epicerie in Russin.
Wer berät Sie in Kleiderfragen?
Meine Frau. Seit ich mein UNO-Mandat ausübe, achte ich vermehrt auf die Kleider - konventionelle Anzüge halt und langweilige Krawatten.
Ihre teuerste Monatsausgabe?
Leider sind das die laufenden Prozess- und Anwaltskosten.
Sie haben den Ausdruck Casino-Kapitalismus geprägt. Wie legen Sie Ihr Geld an?
Mein verdientes Geld brauche ich zum Leben - ich gebe es aus.
Welchen Börsentipp geben Sie uns?
Mein Rat: Alles Geld, das man nicht zum Leben braucht, an die Terre des Hommes Genf überweisen, Postcheckkonto CCP 12-121 76-2. Jeder Franken hilft einem hungernden Menschen.
(hla)