Mobil-Anbieter verdienen durchs Hintertürchen
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K-Tipp 19/2000
15.11.2000
Telefonieren Hohe Gebühren verteuern Anrufe vom Festnetz auf Handys
Anrufe vom Hausanschluss auf Handys sind (zu) teuer. Grund: Swisscom, Diax und Orange kassieren saftige Gebühren für die Benützung ihrer Mobilnetze.
Rolf Muntwyler rom@k-tip.ch
Seit Anfang Jahr fällt der Griff zum Hörer leicht. Ob im Inland, nach Europa oder nach anderen Kontinenten: Die Tarife für Gespräche im Festnetz sind massiv gefallen. Umso schräger liegen in der Schwei...
Telefonieren Hohe Gebühren verteuern Anrufe vom Festnetz auf Handys
Anrufe vom Hausanschluss auf Handys sind (zu) teuer. Grund: Swisscom, Diax und Orange kassieren saftige Gebühren für die Benützung ihrer Mobilnetze.
Rolf Muntwyler rom@k-tip.ch
Seit Anfang Jahr fällt der Griff zum Hörer leicht. Ob im Inland, nach Europa oder nach anderen Kontinenten: Die Tarife für Gespräche im Festnetz sind massiv gefallen. Umso schräger liegen in der Schweizer Telefon-Landschaft die hohen Preise für Anrufe vom Hausanschluss auf Mobil-Telefone (Fix auf Mobil). Der Preis für Fix auf Mobil beträgt bei allen Gesellschaften zirka 50 Rappen pro Minute im Hochtarif. Es sind aber nicht die Festnetz-Anbieter, welche die Hauptsumme einstreichen; von den 50 Rappen müssen sie rund 43 an die Mobilfunk-Anbieter weitergeben - also an Swisscom, Diax oder Orange.
So hoch ist nämlich die so genannte InterkonnektionsGebühr, die für den mobilen Teil des Gesprächs zu berappen ist.
Auf diese Weise verdienen die Mobil-Anbieter reichlich Geld, ohne mit ihrem Namen für die hohen Tarife geradezustehen. Denn die Konsumenten sehen die hohen Preise nur auf der Abrechnung ihres Festnetz-Anbieters.
«Die Gebühren sind deutlich zu hoch»
«Die Interkonnektions-Gebühren sind deutlich zu hoch», sagt Tele2-Chef Samuel Schwarz. Der Markt im Mobilfunk spiele nicht, weil mit nur drei Anbietern zu wenig Akteure mitmischten.
Paul Hornisberger vom Bieler Klein-Unternehmen Red Telekom schätzt: «Die effektiven InterkonnektionsKosten dürften etwa bei 5 Rappen pro Minute liegen. Bei solchen Preisen könnten wir Fix auf Mobil für unter 15 Rappen anbieten.»
Als Vergleich zieht Hornisberger die Handy-Tarife heran: Ab der 300. Minute würden Kunden mit dem Abo Swisscom Business nur 15 Rappen pro Minute für Verbindungen von Handy zu Handy zahlen, mit dem Diax-Abo Business Pro gar nur 13 Rappen zwischen zwei Diax-Handys. «Es würde mich überraschen, wenn Swisscom und Diax dabei nichts verdienten», sagt Hornisberger.
Verlierer sind heute Kunden, die häufig von Fix auf Mobil telefonieren. Für Eric Send von der Stiftung für Konsumentenschutz SKS ist wichtig, dass die Anbieter dort Geld verlangen, wo Kosten anfallen: «Aber hier entsteht der Eindruck, dass die Mobil-Anbieter die Handy-Tarife für ihre Kunden über die Interkonnektions-Gebühren verbilligen.»
Die Mobil-Anbieter wehren sich gegen den Vorwurf der Preistreiberei. Sepp Huber von Swisscom gibt den schwarzen Peter an Diax weiter: «Im Gegensatz zu Diax sind wir bestrebt, tiefe Interkonnektions-Gebühren zu verlangen.» Während sich Swisscom und Orange mit besagten 43 Rappen begnügen, hat Diax bei der zuständigen Bundesstelle Comcom geklagt, um die Gebühren auf 53 Rappen erhöhen zu können. Bis zum endgültigen Entscheid darf die Gesellschaft nun 48 Rappen pro Minute für Anrufe auf ihr Netz verrechnen.
Mobil-Anbieter machen hohe Investitionen geltend
Diax-Sprecherin Monika Walser wiederum verweist auf die riesigen Investitionen für ihr Mobil-Netz. Ebenfalls mit hohen Investitionen rechtfertigt Therese Wenger von Orange die Preise. Zudem hält sie fest, dass «bei Orange noch kein Bereich kostendeckend ist».
Die Schweizer Gebühren sind übrigens auch im Vergleich mit Österreich und Deutschland hoch. Während die deutschen Gebühren zwischen 28 und 35 Rappen liegen, hat in Österreich die zuständige Regulierungsbehörde eingegriffen und die Interkonnektions-Preise auf 20 bis 30 Rappen festgelegt. Für einen solchen Eingriff fehlt in der Schweiz eine gesetzliche Grundlage.
Doch etwas Hoffnung gibt es: Die Wettbewerbskommission ist dabei, die Interkonnektions-Gebühren unter die Lupe zu nehmen.
Teure Miete über den Äther
Für die Benützung von Festnetz-Leitungen und Mobil-Netzen zahlen die Telefon-Unternehmen gegenseitig Miete - so genannte Interkonnektions-Gebühren.
Ein Beispiel: Frau Sprecher ruft tagsüber vom Hausanschluss ihren Vater aufs Handy an, der ein Abo bei Mobilnetz-Anbieter B hat. Festnetz-Anbieter A verlangt von Frau Sprecher für diese Verbindung 55 Rappen pro Minute. Davon muss A 43 Rappen InterkonnektionsGebühr an B bezahlen. Ruft Frau Sprecher vom Handy mit einem Abo von Anbieter A auf das Handy ihres Vaters an, bekommt B ebenfalls 43 Rappen. Bei Anrufen ins Festnetz von Anbieter C muss A eine (tiefere) Gebühr zahlen.