Nachtruhe dauert nur vier Stunden
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K-Tipp 14/2000
06.09.2000
Zürich-Kloten Starts und Landungen bis morgens um 1 Uhr
Im Flughafen Kloten dauert die Nachtruhe ganze vier Stunden, im Euro-Airport Basel 30 Minuten länger. Bern-Belpmoos dagegen verschont die Bundeshauptstadt nachts sieben Stunden vor Fluglärm.
Urs P. Gasche upgasche@k-tip.ch
Offiziell reden die Zürcher und Basler Flughafen-Verantwortlichen von «fünf Stunden Nachtruhe», nämlich von Mitternacht bis 5 Uhr früh. Sie verschweigen dabei, dass v...
Zürich-Kloten Starts und Landungen bis morgens um 1 Uhr
Im Flughafen Kloten dauert die Nachtruhe ganze vier Stunden, im Euro-Airport Basel 30 Minuten länger. Bern-Belpmoos dagegen verschont die Bundeshauptstadt nachts sieben Stunden vor Fluglärm.
Urs P. Gasche upgasche@k-tip.ch
Offiziell reden die Zürcher und Basler Flughafen-Verantwortlichen von «fünf Stunden Nachtruhe», nämlich von Mitternacht bis 5 Uhr früh. Sie verschweigen dabei, dass verspätete Flugzeuge in Basel bis 0.30 Uhr und in Zürich sogar bis 1 Uhr landen dürfen. In Zürich-Kloten sind mit «Ausnahme-Bewilligungen» nicht nur Landungen, sondern sogar lärmintensivere Starts bis um 1 Uhr in der Nacht möglich.
Die garantierte Nachtruhe für die betroffene Bevölkerung beträgt deshalb in Zürich bloss vier, in Basel viereinhalb Stunden. Noch hält sich die Zahl der Starts und Landungen nach Mitternacht nach Angaben der Behörden in Grenzen: in Kloten letztes Jahr 143 bis 0.30 Uhr und noch 15 weitere zwischen 0.30 und 1 Uhr. In Basel-Mulhouse gab es nach Mitternacht bis 0.30 Uhr noch 112 kommerzielle Flüge. Nur die Bundesstadt blieb zwischen 23 Uhr und 6 Uhr komplett vom kommerziellen Flugbetrieb verschont.
Anwohner wollen acht Stunden Nachtruhe
Falls der Flugverkehr weiterhin zunimmt, werden verspätete Flugzeuge und Ausnahmebewilligungen nach Mitternacht häufiger. Diesem Trend möchten lärmgeplagte Anwohner und Gemeinden einen Riegel schieben. Mit Beschwerden verlangen sie eine achtstündige Nachtruhe von 22 bis 6 Uhr. Eine angekündigte Volksinitiative will Starts und Landungen sogar von 22 bis 7 Uhr verbieten.
Erst ab April 2002 soll in Zürich-Kloten laut Regierungsrat eine Nachtflug-Sperre von 23 bis 6 Uhr gelten. Für verspätete Flüge sind Ausnahmen bis 23.30 Uhr vorgesehen.
Eine ganze Region soll den Fluglärm schlucken
Diese Ankündigung von sechseinhalb Stunden Nachtruhe sei nur ein «unverbindliches Beruhigungs-Zückerchen», meint Gemeinderätin Erika Attinger von der betroffenen Stadt Dübendorf. Der «Unique Zurich Airport» möchte, dass die Bevölkerung das Verteilen des Flugverkehrs und damit des Lärms auf die ganze umliegende Region schluckt. «Nimmt der Verkehr wie prognostiziert zu, so sind in zehn Jahren Hunderttausende schädlichem und lästigem Fluglärm ausgesetzt.» Und der Flughafen und die Fluggesellschaften weigern sich, die betroffene Bevölkerung zu entschädigen.
Fast die Hälfte aller an- und abfliegenden Passagiere in Kloten sind Transit-Passagiere, die in Zürich nur umsteigen. Und sogar 70 Prozent der Fracht, die in Kloten herumgeschoben wird, ist Transit-Fracht und nicht für die Schweizer Wirtschaft bestimmt. Nur mit diesem enormen Transit-Verkehr könne man Kloten zu einem der grössten Interkontinental-Flughäfen machen, sagt die Flughafen-Lobby.
Die meisten Schweizer haben allerdings wenig davon. Wer heute etwa nach San Francisco möchte, fliegt billiger mit der KLM über Amsterdam oder mit der Lufthansa über München. Geschäftsleute in der Business-Klasse sparen mit der KLM sogar 1400 Franken.
Internet-Adresse: www.teviso.com/afzl/index.htm