«Natura-Poulets» qualvoll aufgezogen
Inhalt
K-Tipp 8/2001
25.04.2001
Frifag verstösst gegen Tierschutzgesetz
Der Kassensturz hat es aufgedeckt: Die «Natura-Poulets» des Hühnerproduzenten Frifag stammen laut Tierschützern aus Qualzuchten.
Schweizer essen mehr Huhn denn je. Maul- und Klauenseuche, BSE und durch Antibiotika verseuchtes Schweinefleisch haben den Pouletfleisch-Konsum innert Kürze von acht auf rund zehn Kilogramm pro Kopf und Jahr steigen lassen.
Den Preis für die gestiegene Nachfrage zahlen die Tiere...
Frifag verstösst gegen Tierschutzgesetz
Der Kassensturz hat es aufgedeckt: Die «Natura-Poulets» des Hühnerproduzenten Frifag stammen laut Tierschützern aus Qualzuchten.
Schweizer essen mehr Huhn denn je. Maul- und Klauenseuche, BSE und durch Antibiotika verseuchtes Schweinefleisch haben den Pouletfleisch-Konsum innert Kürze von acht auf rund zehn Kilogramm pro Kopf und Jahr steigen lassen.
Den Preis für die gestiegene Nachfrage zahlen die Tiere. Das fand der Kassensturz bei unangemeldeten Besuchen in Zuchtställen des thurgauischen Grossproduzenten Frifag heraus. In 8 von 9 kontrollierten Hühnerfarmen wurden bis zu 20 Prozent mehr Tiere gemästet, als das Tierschutzgesetz erlaubt. Konkret: Die Tiere leiden unter Platzmangel.
Doch damit nicht genug: «Die verwendete Hühnerrasse Cobb ist eine Extremzucht», sagt Hansuli Huber, Geflügelspezialist des Schweizer Tierschutzes. Um rentabel zu sein, müssen die Küken innert 40 Tagen ihr Schlachtgewicht von zwei Kilo erreichen. Viele der Tiere, so Huber, leiden wegen des «abnormalen Wachstums» an Gelenkschmerzen und liegen deshalb apathisch im Streu.
Migros Ostschweiz und die Waro verkaufen die so produzierten Tiere unter den Begriffen «Frisch vom Bauernhof» und «Natura-Poulets». In beiden Fällen wird den Konsumenten das Bild glücklicher Hühner vorgegaukelt. Immerhin verlangen beide Grossverteiler nun von der Frifag, dass ab sofort die Tierschutzbestimmungen eingehalten werden.
Das verlangt auch das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW). Zudem stellte es nach dem Fernsehbericht durch Eigenrecherchen fest, dass die Frifag allem Anschein nach «systematisch gegen das Tierschutzgesetz verstösst». Das BLW prüft jetzt, ob und in welchem Umfang es den fehlbaren Frifag-Züchtern die Subventionen streichen will.
Frifag-Verwaltungsratspräsident Valentin Stöckli gibt zu, Tierschutz-Bestimmungen verletzt zu haben, allerdings «ohne Absicht», wie er im TV-Interview beteuerte. Tatsache aber ist: Die ständige Überbelegung in den Mastställen beschert der Frifag und ihren Zuchtbetrieben deutlich höhere Gewinne. Auch das ohne Absicht?
(kel)