Neu für Reisende: Impfen in der Apotheke
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K-Tipp 7/2002
03.04.2002
Die wichtigsten Impfungen unter ärztlicher Aufsicht
Sich in der Apotheke impfen lassen statt beim Hausarzt: Das ist erstmals möglich in Luzern. Ein Angebot vor allem für Last-Minute-Reisende.
Pirmin Schilliger redaktion@ktipp.ch
Wir schliessen eine Lücke zwischen Reisebüro und Flugzeug», erklärt Balthasar Schmid. Seit kurzem bietet er in der Luzerner See-Apotheke «Impf & Go» an. Der Service zielt primär auf Leute, die spontan eine Reise gebu...
Die wichtigsten Impfungen unter ärztlicher Aufsicht
Sich in der Apotheke impfen lassen statt beim Hausarzt: Das ist erstmals möglich in Luzern. Ein Angebot vor allem für Last-Minute-Reisende.
Pirmin Schilliger redaktion@ktipp.ch
Wir schliessen eine Lücke zwischen Reisebüro und Flugzeug», erklärt Balthasar Schmid. Seit kurzem bietet er in der Luzerner See-Apotheke «Impf & Go» an. Der Service zielt primär auf Leute, die spontan eine Reise gebucht haben.
Tatsache ist, dass viele Reisende sich erst in letzter Minute um nötige Impfungen kümmern. In der Luzerner Apotheke erhalten sie sofort eine auf das Reiseland abgestimmte Beratung (insbesondere Hinweise auf die einzuhaltenden Impftermine): von routinemässigen, empfohlenen und obligatorischen Impfungen über die Prophylaxe bis zur Hygiene.
Die Leute können sich bei einem zweiten Termin in der Apotheke auch gleich impfen lassen. Das Angebot umfasst Impfungen gegen Hepatitis A und B, Tetanus, Meningokokken, Kinderlähmung, Zecken und Tollwut.
Das Impfen in der See-Apotheke wird - wie es das Gesetz vorschreibt - unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt. Kaum überraschen dürfte, dass die Hausärzte in und um Luzern auf das Angebot kritisch reagiert haben. Das Impfen galt bis jetzt als deren ureigene Domäne.
Gelassen urteilt hingegen Reto Steiner, Sprecher der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH: «Es ist das gute Recht eines Apothekers, auch Impfungen anzubieten, sofern er dabei für die Überwachung einen Arzt zuzieht.» Statt über das Impfen in der Apotheke zu schimpfen, sollten sich die Hausärzte besser einmal überlegen, ob sie ein wachsendes Kundenbedürfnis nicht einfach verschlafen haben, rät er.
Markus Frei, Präsident der Schweizerischen Fachgesellschaft für Tropen- und Reisemedizin, hat das «Impf & Go»-Angebot vor Ort geprüft. Er hat grundsätzlich keine Bedenken. «Es ist ideal für junge und gesunde Leute, die noch über keinen eigenen Hausarzt verfügen», kommentiert er. Für ältere Leute aber sei es wohl besser, sich weiterhin beim Hausarzt impfen zu lassen. Unbedingt sollten dies jene tun, die chronisch Medikamente einnehmen müssen. Denn hier bestehe die Gefahr von Unverträglichkeiten mit gewissen Impfstoffen und Malariamitteln.
«Ein logischer Schritt» ist der neue Service für Marcel Mesnil, Generalsekretär des Schweizerischen Apothekerverbandes: «Die meisten Apotheker bieten Reiseberatung an. Wenn jetzt einer noch das Impfen, für das die Kunden bis anhin zum Arzt mussten, offeriert, ist das eine Erweiterung zum kompletten Service.»
Das Angebot werde rege genutzt, sagt Schmid. Reisebüros aus der Region schicken ihre Kunden zu ihm. Dennoch gibts keine Wartezeiten, denn die Apotheke ist 60 Stunden in der Woche offen. Die Krankenkassen gelten die Beratungspauschale der Apotheke nicht ab. Die Grundversicherung übernimmt - ob nun in der Apotheke oder beim Hausarzt geimpft wird - nur Diphtherie und Starrkrampf alle zehn Jahre sowie Starrkrampf nach einer Verletzung und die Hepatitis-B-Impfungen.
Nicht vergütet werden Zecken- und Schutzimpfungen für Auslandreisen. Gewisse Krankenkassen übernehmen diese Impfungen jedoch über ihre Zusatzversicherungen.
«Bei uns stimmt auch der Preis», ist Apotheker Schmid überzeugt: «Wir dürften im Schnitt etwas billiger sein als der Arzt.»