Neues Abgeltungsmodell für Apotheken straft Kostenbewusste - SKS wehrt sich
Inhalt
K-Tipp 13/2001
22.08.2001
Medikamente: Sparen soll sich für Patienten lohnen
So gehts nicht: Das neue leistungsorientierte Abgeltungsmodell schafft keine Anreize zum Sparen beim Medikamentenkauf - aber es bestraft kostenbewusste Patienten! Die Stiftung für Konsumentenschutz fordert eine Kehrtwende.
Der Kunde wunderte sich: Für ein Akne-Mittel, das er seit zwei Jahren bezog, musste er am 7. Juli statt Fr. 18.75 plötzlich Fr. 21.70 bezahlen, hinzu kamen Apotheker- und Patiententaxe. Insges...
Medikamente: Sparen soll sich für Patienten lohnen
So gehts nicht: Das neue leistungsorientierte Abgeltungsmodell schafft keine Anreize zum Sparen beim Medikamentenkauf - aber es bestraft kostenbewusste Patienten! Die Stiftung für Konsumentenschutz fordert eine Kehrtwende.
Der Kunde wunderte sich: Für ein Akne-Mittel, das er seit zwei Jahren bezog, musste er am 7. Juli statt Fr. 18.75 plötzlich Fr. 21.70 bezahlen, hinzu kamen Apotheker- und Patiententaxe. Insgesamt kostete das Mittel Fr. 33.25, also fast doppelt so viel wie früher.
Empört wandte er sich an die SKS - wie auch viele andere KonsumentInnen. Seit anfangs Juli flattern der SKS täglich Reklamationen ins Haus. Ursache des Ärgers und der Verwirrung ist das neue leistungsorientierte Abgeltungsmodell (LOA). Denn neu werden die Leistungen der Apotheken nicht mehr über eine fixe Marge, sondern über Apotheker- und Patiententaxe vergütet. Dies gilt nur für Medikamente, die von den Krankenkassen rückvergütet werden.
Medikamente bis rund Fr. 45.- sind nun teurer (auch ohne zusätzliche Taxen), die teuren hingegen günstiger. Der Systemwechsel soll unter dem Schlussstrich kostenneutral bleiben. Ob das eintreffen wird, kann niemand voraussagen.
«So geht das nicht», kritisiert Jacqueline Bachmann, Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz: «PatientInnen, die sich kostenbewusst an günstigen Medikamenten orientieren, werden mit dem neuen System bestraft.» Über Selbstbehalt und Franchise der Krankenkasse müssen die KonsumentInnen diese Zuschläge nämlich wieder selbst berappen. Zudem wird ein falsches Signal gesendet: Kostenbewusstsein beim Medikamentenkauf lohnt sich nicht. «Das ist doch absurd», weist Bachmann auf die Kostenentwicklung in diesem Sektor hin: Letztes Jahr stiegen die Kosten um 320 Millionen Franken oder 11,5 Prozent!
Santésuisse als Dachorganisation der Krankenversicherer hat mit der Aushandlung des Vertrages nicht die Interessen der Versicherten vertreten. Die SKS forderte Santésuisse deshalb auf, den Vertrag auf den nächstmöglichen Termin zu kündigen und mit dem Apothekerverband einen Vertrag auszuhandeln, der Kostenbewusstsein belohnt.
Josianne Walpen